Raketenstart von Alibaba an der Wall Street
Von Christine Klafl
Außerhalb Asiens fiel vielen zu Alibaba bis vor Kurzem höchstens eine Märchenfigur ein. Mit dem Hype um den Börsegang des chinesischen Internetriesen Alibaba hat sich das allerdings geändert. Das Unternehmen legte am Freitag in New York einen fulminanten Börsestart hin. Die Erstnotiz der Aktie lag mit 92,70 Dollar um 36 Prozent über dem offiziellen Ausgabekurs, der am Donnerstagabend mit 68 Dollar fixiert wurde. Kurze Zeit später kostete das begehrte Papier sogar knapp 100 Dollar, bevor es im Handelsverlauf wieder etwas bergab ging. Bis zum Börseschluss hievte sich die Aktie dann auf knapp 94 Dollar - ein Plus von 38 Prozent gleich am ersten Handelstag.
Mit diesem Kurs war Alibaba am Freitag 230 Milliarden Dollar (178 Milliarden Euro) wert, mehr als alteingesessene Börsengrößen wie Walt Disney oder Coca-Cola. Insgesamt verkaufte Alibaba Aktien im Wert von 25 Milliarden Dollar (19,4 Milliarden Euro) – ein neuer Rekordwert. Aber nur ein Teil der 25 Milliarden sind frisches Geld für die Expansion in Europa und den USA. Geschätzte zwei Drittel der verkauften Aktien stammen von bisherigen Alibaba-Eigentümern wie dem Internet-Riesen Yahoo, die mit dem Börsengang schlagartig reich werden.
Firmengründer Jack Ma, der allein 900 Millionen Dollar kassiert, ließ sich am Freitag vor der berühmten Börse in der Wall Street fotografieren und wechselte dann rein aufs Börseparkett. Die Glocke als Zeichen zum Handelsbeginn um 15.30 Uhr MESZ läuteten aber andere, nämlich acht Kunden und Händler von Alibaba. „Der Kunde ist König“, lautet das Motto von Jack Ma. Dass nicht er selber auf dem traditionsreichen Balkon über dem Börseparkett auftauchte, sollte das deutlich machen.
Wer steckt hinter Alibaba?
Flut an Aktienorders
Die Börse hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass der Handel mit Alibaba-Aktien verspätet startet. Da im Vorfeld des Börsengangs nur ein paar große institutionelle Investoren – etwa Fonds – Aktien bestellen konnten, gingen mittlere und kleinere Anleger leer aus. Die New Yorker Börse erwartete daher eine wahre Flut an Orders und wollte sich für die Abwicklung Zeit nehmen. Es dauerte letztlich fast zweieinhalb Stunden, ehe die Börse den ersten Kurs nennen konnte. Viele Anleger, die bei der Zuteilung leer ausgingen, wollten die Titel offenbar zu jedem Preis kaufen.
In zwei Probeläufen waren die Handelssysteme überprüft worden, um zu checken, dass sie nicht unter dem Ansturm zusammenbrechen – wie es an der Nasdaq beim Facebook-Börsegang passiert war.
Der Internetriese ist ein Gigant: Er hat 300 Millionen Kunden und 8,5 Millionen private Händler, die über Alibaba-Plattformen verkaufen. Nach eigenen Angaben ist er größer als eBay und Amazon zusammen – und zudem eng mit der chinesischen Regierung verflochten.
Die 15 größten Börsengänge der Welt:
Im Bereich Internet schaffte Facebook den bisher größten Börsengang (16 Mrd. Dollar).