Wirtschaft

Österreichweit verfügbar: Warum Uber aufs Land abfährt

Seit 10 Jahren ist Uber hierzulande aktiv. Die erste Fahrt wurde im Februar 2014 in Wien vermittelt. Seither ist viel passiert. Zwischenzeitlich liebäugelte das Unternehmen sogar mit dem Abschied aus Österreich.

Jetzt will man auch am Land wachsen. Seit kurzem ist der Dienst in Kärnten und Vorarlberg aktiv, St.Pölten soll bald folgen. 

"Mittlerweile ist Uber ein fester Bestandteil des Mobilitätsmarktes in Österreich", sagte Uber-Austria-Geschäftsführer Martin Essl am Mittwoch bei einem Pressegespräch anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Mobilitäts-App in Österreich. 

"Preisdumping" ist Geschichte

Das war nicht immer so. Für Taxler war Uber jahrelang ein rotes Tuch. Von "Preisdumping" war die Rede, es gab zahlreiche Klagen und auch eingeschlagene Windschutzscheiben bei Fahrzeugen, die für den Dienst fuhren. 

Seit 2021 im Zuge des Gelegenheitsverkehrsgesetzes, das von Kritikern auch "Lex Uber" genannt wurde, das Taxi- und Mietwagengewerbe zusammengelegt wurden, haben sich die Wogen geglättet. Uber muss sich zumindest in Städten an die gesetzlich geregelten Taxi-Tarife halten und darf sie - genauso wie es bei Vorbestellungen auch andere Taxi-Dienste dürfen - lediglich um 20 Prozent unter- oder überbieten. Fahrerinnen oder Fahrer, die Fahrten über Uber anbieten, brauchen seit 2021 auch einen "Taxi-Schein"

"Kein Konkurrent zu Taxiunternehmen"

"Wir sind kein Konkurrent zu Taxiunternehmen, sondern ein Vermittlungspartner", sagt Essl. Heute zählt man 4.000 bis 5.000 Fahrer in Österreich. Viele von ihnen fahren auch für traditionelle Taxi-Unternehmen. 

In Österreich sei man mit den Neuzugängen Kärnten und Vorarlberg jetzt quasi "flächendeckend" und bald auch in allen Landeshauptstädten vertreten, sagt Essl. Auf Wien (2014) folgten Graz, Salzburg, Innsbruck und im Februar Linz. Auch in St. Pölten sollen in den nächsten Wochen die ersten Uber-Fahrten bestellt werden können. Eisenstadt zählt für das Unternehmen zum Großraum Wien.

4.000 bis 5.000 Fahrer
sind in Österreich für Uber tätig

5-18 Prozent 
Provision müssen Taxi-Unternehmer pro Fahrt an den Fahrdienstvermittler entrichten. Bemessen wird die Abgabe auch an der Qualtität der Dienstleistung. Wer weniger storniert, öfter fährt und gute Bewertungen erhält, zahlt weniger

3-4 Minuten 
beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Uber-Wagen in Österreich

8 Kilometer
beträgt die durchschnittliche Fahrstrecke in Wien. In Salzburg, Graz und Linz sind es 5 Kilometer

814 Kilometer
wurden bei längsten Uber-Fahrt aus Österreich zurückgelegt. Sie führte von Wien nach Zürich 

1.191 Fahrten
und damit die meisten in Österreich im vergangenen Jahr hat ein Uber-Fahrgast in Wien absolviert

Vergessen
Am häufigsten werden Kleidungsstücke in Uber-Autos vergessen. Gefolgt von Schmuck und Uhren. Auch Rucksäcke, Koffer und Taschen werden häufiger vergessen als Telefone oder Kopfhörer. Aber auch Hamster, Nebelmaschinen und Urnen wurden bereits in Uber-Autos vergessen

Laut einer von Uber unter 2.000 Fahrgästen durchgeführten Umfrage wird an dem Dienst von seinen Nutzern vor allem geschätzt, dass der Preis vorab sichtbar ist, bargeldlos bezahlt werden kann und Informationen zu Fahrern und Ankunftszeit in der App kommuniziert werden. 

Seit auch Konkurrenten wie Bolt am Markt aktiv sind und auch traditionelle Taxi-Dienste eigene Apps anbieten, ist nichts davon ein Alleinstellungsmerkmal. Weil sich durch die Regulierung auch der preisliche Spielraum in den Städten in Grenzen hält, zieht es Uber verstärkt aufs Land. 

"Das passiert nicht von heute auf morgen", sagt Essl. In Klagenfurt, Villach und Vorarlberg hat man sich um Kooperationsverträge mit Taxi-Unternehmen bemüht, in St. Pölten ist man gerade dabei. "Auch wenn sich jemand in Bad Ischl findet, kann er sich bei uns anmelden und über die App Fahrten anbieten", sagt Essl.  

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Vergleichsweise langsames Wachstum in Österreich

Die strenge Regulierung des Dienstes in Österreich hat auch dazu geführt, dass Uber hierzulande langsamer wächst als in anderen Ländern. Nach der Corona-Zeit habe es auch einen Mangel an Taxilenkern gegeben, sagt Essl, der das vor allem auf die schwierige Taxilenkerprüfung zurückführt. 

Der Fahrermangel habe sich mittlerweile zwar gelegt, bei Prüfung sieht Essl dennoch "Verbesserungsmöglichkeiten." Der Fragenkatalog umfasse in Wien 65 Seiten. Ortskunde sei in dem Umfang heute sicher nicht mehr notwendig, meint der Uber-Geschäftsführer. Gerade am Land, wo es auch zuwenig Geld für den öffentlichen Verkehr gebe, sei es schwierig, Taxilenker zu werden: "Das könnte man aufweichen."

Öffi-Fahrplan in der App

In Wien sollen schon bald auch Echtzeitinformationen zum öffentlichen Verkehr in der Uber-App aufscheinen. Die Leute weg vom eigenen Pkw zu bekommen, sei neben der Elektrifizierung "Teil der Philosophie" des Unternehmens, sagt Essl. "Wir verdienen damit nichts." 

In US-Städten wie New York, wo das ebenso der Fall ist, verkauft Uber über seine App auch bereits Öffi-Tickets. In Wien sei dies vorerst nicht geplant, sagt Essl. Langfristig verspricht er sich vom zunehmenden Abschied vom motorisierten Individualverkehr aber durchaus geschäftliche Vorteile. "Sehr interessant" wäre es für Essl auch, wenn Uber mit dem Klima-Ticket benutzt werden könnte.

Erstaunlicher Altersschnitt

Erstaunlich ist die Altersstruktur der Uber-Nutzer. Laut der von dem Unternehmen in Auftrag gegebenen Umfrage sind 54 Prozent älter als 45 Jahre

Dass der Anteil der Über-65-Jährigen mit 11 Prozent höher ist als der der 18-24-Jährigen (7 Prozent) dürfte allerdings mit der strengen Regulierung der Preise in Österreich zusammenhängen. Die seien in den vergangenen Jahren generell nach oben gegangen, heißt es dazu aus dem Unternehmen. Vor allem die jüngere Zielgruppe überlege sich, ob sie sich ein Taxi noch leisten könne oder nicht.