Österreichs Gasspeicher sind aktuell deutlich besser gefüllt
Die österreichischen Gasspeicher sind aktuell deutlich besser gefüllt als noch vor einem Jahr. Im März 2022 lagerten hierzulande rund 12 Terawattstunden (TWh) Gas, heuer lag der Speicherstand mit rund 64 TWh wesentlich höher. Damit liege Österreich bereits jetzt auf dem Niveau von Ende August/Anfang September 2022. "Die Einspeicherungen vom letzten Jahr zwischen März und August können wir uns heuer quasi sparen", sagte Johannes Mayer von der E-Control am Mittwoch.
Um wieder auf die 90 TWh Gas zu kommen, die auf dem Höhepunkt im vergangenen November in den österreichischen Speichern lagen, seien heuer nur mehr rund 25 TWh notwendig, "das ging letztes Jahr innerhalb von zwei Monaten", sagte Mayer, der die Volkswirtschaftliche Abteilung bei der Regulierungsbehörde E-Control leitet. Auch im Rest von Europa sei die Lage eine ähnliche, es müsse heuer weit weniger eingespeichert werden als im Vorjahr. "Das wird sicherlich auch preisliche Auswirkungen haben", so der Experte.
Gleichzeitig lag der Gasverbrauch 2022 deutlich unter jenem des Vorjahres 2021. Insgesamt wurden 2022 86,4 TWh Gas verbraucht, und damit um 9,9 TWh weniger als im Jahr davor (2021: 96,3 TWh). Selbst im Krisenjahr 2020 lag der Verbrauch mit 90,6 TWh höher. Die größten Gas-Einsparungen im Jahresvergleich gab es mit einem Minus von 25 Prozent im Oktober.
Die milden Temperaturen im Herbst waren dabei nur teilweise verantwortlich. So sei die Großindustrie "typischerweise nicht temperaturabhängig, die produzieren durchgehend und beziehen auch durchgehend Gas", sagte Mayer. Dennoch habe es hier, wie auch in der Energiewirtschaft und bei Kleinverbrauchern, Einsparungen beim Verbrauch gegeben. Der November 2022 sei im Fünf-Jahresschnitt außerdem nicht wesentlich wärmer gewesen, der Dezember sogar kälter. Somit haben es "trotz des kalten Dezembers" Einsparungen beim Verbrauch gegeben.
In der Aufbringungsstruktur habe es beim Gas 2022 einen enormen Importüberschuss gegeben. Obwohl nur rund 86 TWh verbraucht wurden, lagen die Gas-Importe bei 131 TWh. Im Vorjahr 2021 wurden netto hingegen lediglich rund 50 TWh Gas aus dem Ausland eingeführt. Dabei sei 2022 um einiges weniger an Gas aus der Slowakei über den Knoten Baumgarten nach Österreich geflossen, außerdem sei mehr Gas als im Vorjahr nach Ungarn abgeflossen. Gleichzeitig seit wesentlich mehr Gas über die Gaspipeline Nord Stream 1 und Deutschland nach Österreich gekommen, und weniger nach Italien weiterverkauft worden. Die geringeren Gasmengen aus der Slowakei und größeren Abflüsse nach Ungarn wurden somit ausgeglichen.
Stromverbrauch gesunken
Auch der Stromverbrauch ist 2022 im Jahresvergleich gesunken. Mit 64 TWh lag der Verbrauch 2022 um 1,9 TWh oder 2,8 Prozent unter dem Vorjahr. Dabei habe es im ersten Quartal noch Verbrauchssteigerungen gegeben, "der April war der erste Monat, wo wir eine Verbrauchsreduktion sehen konnten", sagte Mayer. Besonders hoch waren die Einsparungen im Oktober und November, einerseits aufgrund der milden Temperaturen, andererseits seien die Einsparungen aber auch die Sparaufrufe der Regierung und die hohen Strompreise zurückzuführen. Allein im Oktober und November wurde in Summe um 1 TWh weniger verbraucht, das entspricht bereits der Hälfte der Jahreseinsparung.
In der Stromerzeugung dominierte wie gewohnt die Wasserkraft mit 35,8 TWh, gefolgt von Gaskraftwerken mit 10,8 TWh. Die Windkraft und sonstige Erzeugung produzierten insgesamt 14 TWh Strom. Die Größenordnungen seien dabei relativ konstant und Varianzen in erster Linie naturgetrieben: "Wenn weniger Wasser da ist, produzieren die Wasserkraftwerke weniger", sagte Mayer. Konkret habe die Wasserkraft 2022 um 3,2 TWh weniger Strom erzeugt, auch deshalb weil auch Speicherkraftwerke hierzulande vor allem aus dem natürlichen Wasserzufluss produzieren, statt mittels Pumpe. Die Produktion in Gaskraftwerken kletterte um 220 Gigawattstunden (GWh), die Windkraft legte um 504 GWh zu, und die sonstige Erzeugung, die auch Photovoltaik enthält, lag um 309 GWh höher.
Insgesamt wurden um rund 2,2 TWh weniger Strom im Inland produziert, und um rund 1,2 TWh mehr importiert. Dem gegenüber stand ein um 1,9 TWh geringerer Verbrauch. Die Differenz wurde für Pumpstrom verwendet.