Österreicher als Euro-Designer
In jeder Geldbörse findet sich mindestens ein echter Kalina. Und das bereits seit 1982. Denn seit diesem Zeitpunkt war Robert Kalina bei der Oesterreichischen Banknotendruckerei (OeBS) mitverantwortlich für das Aussehen von Schilling-Scheinen. 1996 schlägt des Grafikers große Stunde. Die Europäische Zentralbank (EZB) schreibt in einem internationalen Wettbewerb die Entwürfe der künftigen Euro-Banknoten aus. Kalina entschließt sich, mitzumachen und kann sich gegen 43 Kontrahenten durchsetzen.
„Das war der schönste Tag meines Lebens“, sagte er anlässlich des zehnjährigen Euro-Bargeld-Jubiläums. Sechs Monate arbeitete er an seinen Entwürfen. Die Vorgabe der EZB, dabei kein Land zu benachteiligen, war die größte Herausforderung. Denn bei Porträts von Persönlichkeiten, wie bis dato auf Geldscheinen üblich, wären bei damals zwölf Euro-Ländern einige unweigerlich leer ausgegangen. Seine 43 Kontrahenten setzten daher auf Fantasieporträts. „Das erschien mir sinnlos“, erinnert sich Kalina. So kam er auf eine mutige Idee. Er zeichnete fiktive Brücken, Fenster und Türen aus verschiedenen Baustilen als Symbole für Zusammenarbeit, Offenheit und Vertrauen. Und konnte so die strenge Jury überzeugen.
Ein Jahr brauchte er dann noch für die Feinarbeit, drei Zeichnungen zog er gänzlich zurück. Kritiker monierten zu große Ähnlichkeiten mit realen Brücken in Venedig und Indien. In der Neujahrsnacht der Euro-Geburt 2002 stand Kalina selbst bei einer Ausgabestelle der Euro-Startpakete. Kurz zuvor wurde er noch mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse ausgezeichnet.
Aus Kalinas Händen stammen unter anderem übrigens auch die Designs für den neuen aserbaidschanischen Manat, der 2006 eingeführt wurde. Bei diesem Auftrag aus dem Kaukasus wird derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft, ob Verantwortliche der OeBS in Schmiergeldzahlungen verstrickt sind. Es gilt die Unschuldsvermutung. Kalina steht als Grafiker natürlich nicht unter Verdacht. Im Vorjahr kam der Vater von zwei Kindern in den Genuss der großzügigen Pensionsregeln bei der Nationalbank, er konnte mit 55 Jahren in Rente gehen. Er ist aber noch als Konsulent für die OeBS tätig.
Helmut Andexlinger
Von seiner Expertise profitiert auch Helmut Andexlinger. Der Oberösterreicher gestaltet seit 1996 bei der Münze Österreich diverse Münzen. „Ich habe schon mit Kalina zusammengearbeitet, das war toll und ich habe viel gelernt.“ Als im Vorjahr die EZB die Gestaltung einer Zwei-Euro-Sondermünze für den alltäglichen Zahlungsverkehr ausschrieb, setzte er sich ein Monat an seinen Schreibtisch. Die Arbeit lohnte sich – Andexlinger setzte sich gegen 800 Konkurrenten durch.
Die Münz-Vorderseite mit der vertrauten Europa-Karte bleibt bei der Jubiläumsmünze wie gehabt. Auf der Rückseite entschied sich der 38-Jährige für das Euro-Symbol als Währung mit weltweiter Bedeutung. Rundum sind jene Bereiche angeordnet, für die die Gemeinschaftswährung eine wichtige Rolle spielt. „An erster Stelle stehen ganz klar die Menschen“, sagt Andexlinger.
Bargeld: Euro für 330 Millionen Menschen
Umlauf Rund 13,8 Milliarden Euro-Banknoten befinden sich im Umlauf. Wert: 880 Milliarden Euro. Davon entfallen auf Österreich 25 Milliarden Euro.
Münzen Dazu kommen rund 85 Mrd. Euro-Münzen mit einem Gesamtwert von fast 21 Mrd. Euro. Neben den regulären Münzen gibt es noch Sammler-, 2 Euro-Gedenk- und Gemeinschaftsausgaben der 2-Euro-Gedenkmünzen. Von Letzterer sind bis dato drei erschienen: 50 Jahre römische Veträge (’07), 10 Jahre Wirtschafts- und Währungsunion (’09) und Andexlingers 10 Jahre Euro-Einführung. 90 Mio. Stück kommen in Umlauf.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund