Wirtschaft

Ökonom Felbermayr: „Wirtschaftlich betrachtet ist die Krise vorbei“

Die Covid-Pandemie stellt für die heimische Wirtschaft praktisch keine Gefahr mehr dar, meinen Top-Ökonomen. „Es gibt Grund für Optimismus“, beschreibt Gabriel Felbermayr, designierter Präsident des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), die aktuelle wirtschaftliche Lage.

Korrektur nach oben

Das Wifo und das Institut für Höhere Studien (IHS) würden ihre Konjunkturprognosen, die sie am 8. Oktober veröffentlichen werden, wohl nach oben korrigieren, meint der Ökonom. Dafür werde aber das Wachstum im kommenden Jahr etwas niedriger sein, als bisher erwartet.

Die Wifo-Prognose für 2022 liegt derzeit bei plus fünf Prozent. Beim wichtigen Handelspartner Deutschland wird sich das genau umgekehrt abspielen, meint Felbermayr. Dort werde das Wachstum heuer geringer, dafür nächstes Jahr höher als bisher erwartet.

„Wirtschaftlich betrachtet ist die Krise vorbei, auch wenn einzelne Sektoren weiterhin betroffen sein werden“, sagt Felbermayr. Das betreffe vor allem den Tourismus. In dieser Branche gebe es noch viel Unsicherheit. „Die akute Phase der Rezession haben wir aber überstanden“, glaubt Felbermayr.

Ende der Förderungen

Auch wenn Österreich und Deutschland gut aus der Krise herauskommen würden, bestehe noch eine gewisse Fragilität während des Aufschwungs, sagt Lars Feld. Der deutsche Ökonom soll neuer Chef des IHS werden. Vor allem bei den internationalen Liefer- und Wertschöpfungsketten müsse sich noch einiges „zurechtruckeln“.

Ein Ende der staatlichen Förderungen für Unternehmen könne man nun in Aussicht stellen, solle aber noch abwarten, was im nächsten Jahr passiere. Herbst und Winter seien wegen der aktuellen Infektionszahlen noch nicht in trockenen Tüchern. „Bis nächstes Jahr wird sich die Situation aber deutlich entspannen“, meint Feld. Eine finanzpolitische Weichenstellung hin zur Normalität und weg von den Hilfen sollte dann möglich sein.

Obwohl die Inflationsrate derzeit eine der höchsten der vergangenen 20 bis 25 Jahren ist, müsse man keine Angst haben, meint Felbermayr: „Dass es Sorgen gibt, ist nicht verwunderlich, eine Hyperinflation wie in den 1920er-Jahren ist aber nicht zu erkennen.“

Eine mittelfristig höhere Inflation sei jedoch möglich. Inflationstreiber seien zum Beispiel die hohen Rohstoffpreise, aber auch der Klimawandel werde hier künftig stärker hereinspielen. Wegen häufigerer schlechter Ernten seien volatilere Preise auf den agrarischen Rohstoffmärkten zu erwarten, sagt Felbermayr.

Warten auf Entscheidung

Während sein Engagement beim Wifo als fix gilt, ist jenes von Feld beim IHS noch nicht besiegelt. „Der Vertrag ist noch nicht unterzeichnet, wir sind noch in Gesprächen“, sagt Feld. Diese seien bisher konstruktiv verlaufen, es habe aber noch keine endgültige Entscheidung gegeben. Er sei aber zuversichtlich, dass es zu einem positiven Abschluss kommen werde. Knackpunkt soll das Budget für das IHS sein.