Wirtschaft

ÖBB: Barrierefrei auf weite Reise

Ab 2022 wollen die ÖBB erstmals barrierefreie Fernzüge bereitstellen. Die künftigen Tag- und Nachtzüge, die anfangs nach Italien geführt werden, werden derzeit in Zusammenarbeit mit Siemens und dem Österreichischen Behindertenrat entwickelt. Nach einer im August des Vorjahres erfolgten Zugbestellung werden gewisse Garnituren ab Sommer für Menschen mit speziellen Bedürfnissen fertiggebaut.

So wird etwa durch den erstmaligen Einsatz von Niederflurwagen im Fernverkehr bei den ÖBB ein barrierefreier Einstieg möglich, teilte das staatliche Unternehmen am Montag mit. Die ersten acht Züge sind für die Strecke von München über Innsbruck nach Verona reserviert. Später sollen weitere Verbindungen folgen.

Der Bereich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität (PRM - Persons with Reduced Mobility) im Tagzug wird nun neu gestaltet und im Nachtzug vergrößert. Rollstuhlfahrer wollen nicht in einem abgesonderten Bereich reisen, sondern Plätze mit der gleichen Ausstattung wie alle anderen Reisenden auch und beispielsweise einen Tisch und Leselampe haben. Menschen mit Sehbehinderungen erinnerten an die Notwendigkeit der Annäherbarkeit an Monitore und Schriftzüge, um Texte lesen zu können. Blinde Menschen ihrerseits benötigen ertastbare Informationen und Auffindetöne im Türbereich zur Orientierung. Alles was akustisch gesagt wird, soll an einem Bildschirm zu lesen sein, fordern wiederum gehörlose Personen. Personen mit psychischen Beeinträchtigungen wiederum benötigen ruhige Bereiche und Rückzugsmöglichkeiten, da Gedränge zu Stresssituationen führen kann.

"Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert. Darum ist es wichtig Menschen mit Behinderungen frühestmöglich, kontinuierlich und auf Augenhöhe in Planungsprozesse einzubeziehen. Dann werden die gemeinsam entwickelten Produkte und Dienstleistungen für alle gut nutzbar sein," so Emil Benesch, Leiter der Arbeitsgruppe des Österreichischen Behindertenrates.

"Unser Ziel ist, Reisen mit der Bahn möglichst barrierefrei zu gestalten, denn davon profitieren alle. Für zehn Prozent ist Barrierefreiheit essenziell, für 40 Prozent notwendig, aber für 100 Prozent komfortabel", so Kurt Bauer, Leiter Fernverkehr der ÖBB-Personenverkehr AG. "Dank der konstruktiven und wertschätzenden Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Behindertenrat setzen wir mit diesen Zügen neue Maßstäbe."