Wirtschaft

Nicht nur zu Weihnachten ein Problem: Österreichweit fehlen 8.000 Lkw-Fahrer

Das Problem kannte man vor allem aus Großbritannien: Weil Lkw-Fahrer aus Osteuropa nach dem Brexit nicht mehr auf der Insel waren, blieben die Regale im Supermarkt leer. Doch das Problem ist aus österreichischer Sicht alles andere als weit entfernt. Auch hierzulande fehlen zahleiche Fahrerinnen und Fahrer. Österreichweit werden 8.000 Lenker gesucht, allein in Oberösterreich sind es 1.500, schlägt die Wirtschaftskammer Oberösterreich Alarm.
 
Das wird vor allem jetzt, vor Weihnachten, zum Problem. Infolge der Lockdowns erreichten die Online-Bestellungen neue Höchststände. Eine entsprechende Pakerlflut inklusive. Ein Problem, das gekommen ist, um zu bleiben. Schätzungen zufolge wird das Transportaufkommen in den kommenden zehn Jahren um rund 30 Prozent steigen. „Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems ist der Lkw-Führerschein“, meint Günther Reder, oberösterreichischer Fachgruppenobmann für das Güterbeförderungsgewerbe und Obmann des Fachverbandes in der WKO. „Hier benötigen wir sinnvolle, niederschwellige Angebote für Berufsneueinsteiger und -umsteiger.“ Eine Forderung, die alles andere als neu ist.
Aktuell gibt es österreichweit 80.000 Lenkerinnen und Lenker, die im Bereich der Güterbeförderung arbeiten. Die Nachfrage an Berufskraftfahrern ist enorm und die Situation wird sich weiter zuspitzen, da bereits jetzt mehr als die Hälfte aller Lenkerinnen und Lenker über 50 Jahre alt ist und weniger als 10 Prozent jünger als 30 Jahre.
 
In Deutschland droht eine ähnliche Entwicklung. Im Nachbarland fehlen zwischen 60.000 und 80.000 Fahrer. Der Unterschied: Während das Problem in Deutschland vor allem im Fernverkehr liegt, haben die Betriebe in Österreich Probleme, die Jobs im täglichen Nahverkehr zu besetzen. Denn aus Osteuropa kommen keine neuen Fahrer mehr. Und generell hat der Job des Lkw-Fahrers ein schlechtes Image, Stichwort "harte Arbeit, karger Lohn". Und das Ganze bei realtiv unattraktiven Arbeitszeiten.
 

Geld für Führerschein

„Die größte Einstiegshürde ist der Lkw-Führerschein. Diese versuchen wir durch Kooperationen wie etwa mit dem AMS zu minimieren“, so Günther Reder. „Viele Jugendliche besuchen bereits im Alter von 16 Jahren die Fahrschule, um den L17 zu absolvieren – und gehen dann zwei Jahre später nicht wieder dorthin, um den C-Führerschein zu machen.“
Das AMS OÖ finanziert den Lkw-Führerschein, wenn ein Unternehmen im Gegenzug eine Einstellungszusage gibt. "Die Personen erhalten eine individuell zugeschnittene Förderung und können auch Lernunterstützung in Anspruch nehmen. Im vergangenen Jahr wurden – coronabedingt – nur 32 Personen auf diese Weise gefördert", sagt Iris Schmidt, stv. AMS-Landesgeschäftsführerin. Inzwischen sei die Nachfrage wieder angestiegen. Das AMS finanziert heuer den Führerschein der Klasse C für knapp 90 Personen – darunter seien vier, die eine Ausbildung als Berufskraftfahrer/Berufskraftfahrerin mit Lehrabschluss absolvieren.