Neuer IHS-Chef für Erbschaftssteuer und gegen "Herdprämie"
Von Anita Staudacher
Der designierte Chef des Instituts für Höher Studien (IHS), Holger Bonin, lässt in einem Radiointerview aufhorchen. Im Kampf gegen die Teuerung spricht sich der Ökonom für mehrjährige Lohnabschlüsse, die Einführung einer Erbschaftssteuer und für die teilweise Wiedereinführung der kalten Progression aus. Eine generelle gesetzliche Arbeitszeitverkürzung lehnt er ab, sieht stattdessen die Sozialpartner gefordert, dies mittels der Kollektivverträge branchenweise zu regeln.
Längere KV-Laufzeiten gegen die Inflation
"Die Inflation wird weiter hoch bleiben, allein schon durch die Indexierungen etwa bei den Mieten", sagte Bonin im Ö1-Mittagsjournal am Samstag. Die Form der automatischen Inflationsanpassung sollte man daher überdenken. Eine gewissen Dynamik bei der Inflationsentwicklung komme auch von der Lohnentwicklung. Hier schlägt der Arbeitsmarktexperte mehrjährige Lohnabschlüsse vor. "Ich würde empfehlen über eine längere Laufzeit nachzudenken, statt für 12 lieber für 18 oder 24 Monate Laufzeit zu verhandeln. Damit könnte man weitere Inflationsrisiko begrenzen", so der Experte.
Die Regierung müsse sich in Sachen Inflationsbekämpfung generell breiter aufstellen. Bonin vermisst strategische Maßnahmen.
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Kürzere Arbeitszeiten Aufgabe der Sozialpartner
Beim Thema Arbeitszeitverkürzung ist der Experte gegen einen einheitlichen gesetzlichen Rahmen. Viel mehr sollten die Sozialpartner das über die Kollektivverträge ausmachen. Bei einem Teil des Arbeitsmarktes, etwa in der Wissens- oder Kreativberufen, sei eine Verkürzung leicht umzusetzen, in anderen Branchen wie in der Pflege, wo es hohen Personalbedarf gebe, eher nicht. "Die Sozialpartner müssen das ausverhandeln."
Kritisch wertet Bonin die in Salzburg von Schwarz-Blau geplante Einführung eines Bonus, wenn Mütter zu Hause bleiben. "So eine Herdprämie ist kontraproduktiv, weil der Arbeitsmarkt ohnehin leergefegt ist". Die Regierung müsse stattdessen mehr gegen den Fachkräftemangel tun und etwa Migranten rascher integrieren und Maßnahmen setzen, damit Ältere länger im Erwerbsleben bleiben. Wenn die Löhne extra steigen, weil das Personal knapp ist, sei das zusätzlich eine Belastung.
"Spricht einiges für Erbschaftssteuer"
Um Teuerungsausgleich zu finanzieren spricht sich Bonin auch für die Einführung einer Erbschaftssteuer aus. „Da spricht einiges dafür, das zu tun“. Freilich mit Ausnahmen wie etwa für Unternehmen und bestimmten Fristen. Eine Vermögenssteuer bringe hingegen wenig, belaste aber Innovationen, meint der Experte. Die Steuer sei außerdem schwer zu erheben.
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Einen „provokanten Vorschlag" hat Bonin bezüglich der gerade abgeschafften kalten Progression, die bei der höchsten Einkommensklasse wieder einführen würde - zumindest für einen bestimmten Zeitraum. Allerdings gibt es selbst zu Bedenken. "Wer einmal Steuern erhöht, kriegt sie lange nicht mehr weg".