Nachwuchsmangel: Friseur Klipp hebt die Gehälter kräftig an
Von Anita Staudacher
Die heimischen Friseure klagen über akuten Nachwuchsmangel. Binnen zehn Jahren ist die Zahl der Lehrlinge um die Hälfte auf nur noch 2.418 zurückgegangen. Hauptgründe dafür sind Geburtenrückgang, dadurch mehr Auswahlmöglichkeiten für die Jugendlichen, bessere Verdienstchancen in anderen Branchen und nicht zuletzt das Imageproblem der Lehre an sich.
Was die Entlohnung betrifft, prescht die heimische Friseurkette Klipp nun vor und erhöht die Gehälter für seine 1.300 Mitarbeitenden zum Teil kräftig. Wie Geschäftsführer Gottfried Kraft am Dienstag in einer Pressekonferenz mitteilte, wurden die Grundgehälter für alle Mitarbeiter, die länger als sechs Jahre im Betrieb sind, ab April um weitere 8 Prozent angehoben. Der Bruttomindestlohn steigt damit auf 2.150 Euro.
1.850 Euro Einstiegsgehalt
Schon im Jänner erfolgte eine Anhebung um 10 Prozent samt einer zusätzlichen Teuerungsprämie. "Der KV-Lohnerhöhung von 9,1 Prozent steht somit eine Klipp-Grundlohnerhöhung (exklusive Prämien) von 18,8 Prozent gegenüber", so Kraft. Auch bei den Einstiegsgehältern zahlt Klipp über KV. Statt 1.770 Euro gibt es 1.850 Euro.
800 Euro im 1. Lehrjahr
Lehrlinge erhalten um bis zu 40 Prozent mehr als der Kollektivvertrag vorsieht. Im ersten Lehrjahr beginnt ein Jugendlicher bei Klipp mit 800 Euro monatlich (KV: 700 Euro), im dritten Lehrjahr werden brutto 1.300 Euro bezahlt. "Die Anhebung des Lehrlingslohns war uns ein besonderes Anliegen. Niemand soll künftig mehr aufgrund der Entlohnung davon abgehalten werden, eine Lehre bei uns zu beginnen", so Kraft.
Höhere Preise
Wegen der Lohnerhöhungen, aber auch der höheren Strom- und Mietkosten sowie Produktpreise, erhöhte Klipp bereits im Jänner die Preise für Friseurdienstleistungen um 10 Prozent.
Das 1989 von Ewald Lanzl gegründete Familienunternehmen aus Oberösterreich beschäftigt in 167 Friseursalons aktuell 1.300 Mitarbeitende, davon 131 Lehrlinge. 69 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Im Vorjahr wurde ein Umsatz von 48 Mio. Euro erwirtschaftet.
Alle 6 bis 8 Wochen zum Friseur
Laut einer marketagent.com-Umfrage vom März (n=514) gehen die Österreicher gerne und vor allem regelmäßig zum Friseur. Durchschnittlich alle 6 bis 8 Wochen, wobei Männer dies häufiger tun als Frauen. Ein Drittel der Männer geht mindestens alle 3 Wochen zum Friseur, weitere 30 Prozent mindestens alle 6 Wochen. Bei den Frauen liegt der Schnitt bei 10 bis 12 Wochen. Aber: Immerhin 6 Prozent der Männer und 1,5 Prozent der Frauen geht nie zum Friseur.