Wirtschaft

Nachahmer setzen Nespresso zu

Ohne regionale Ansprache geht es auch bei einem Global Player nicht. Die Nestlé-Tochter Nespresso justiert im Kampf gegen die zunehmende Billig-Konkurrenz beim Kundenservice nach und verlegt ihr bisher in Deutschland angesiedeltes Kundenservice-Center für Österreich nach Wien.

Ab Mai kümmern sich in der Unternehmenszentrale in Wien-Hietzing 45 Mitarbeiter um sämtliche Kundenanfragen aus Österreich. Dafür werden 35 zusätzliche Vollzeitkräfte aufgenommen. „Das neue Kundenservice-Center sichert auch den Standort Österreich ab“, erläutert Nespresso-Österreich-Chef Dietmar Keuschnig im KURIER-Gespräch.

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Durch das Callcenter sowie die im Vorjahr eröffneten neuen Filialen in Klagenfurt und Innsbruck konnte der Personalstand seit 2011 um 100 auf 350 aufgestockt werden. Weitere Nespresso-Shops – derzeit gibt es neun – sind vorerst nicht geplant, dafür soll die Kapselzustellung mittels Botendienste ausgebaut werden. „Schon jetzt bieten wir in großen Städten diese Möglichkeit, wir werden das jetzt vorantreiben“, sagt Keuschnig. Wer bis zu Mittag seine Nespresso-Kapseln bestellt, werde noch am selben Tag beliefert.

Patentstreitereien

Gegen Nachahmer gehen die Schweizer aber auch juristisch vor. Das Kapselsystem ist zigfach patentiert. Erst kürzlich gab es jedoch eine herbe Niederlage vor einem Gericht in Düsseldorf. In Deutschland dürfen nachgeahmte Billig-Kapseln weiter mit dem Hinweis angepriesen werden, dass sie für Nespresso-Maschinen geeignet sind. Nestlé hatte dagegen geklagt. Eine endgültige Entscheidung im Patentstreit steht noch aus. In Österreich bieten unter anderem Rewe (Billa, Merkur) und Spar billigere Nespresso-Alternativen an. Ein Gerichtsverfahren wie in Deutschland gäbe es aber in Österreich nicht, so Keuschnig.

Der Markt mit portioniertem Kaffee sei seit Jahren schon hart umkämpft. „In Österreich haben wir mehr als 20 Mitbewerber, weltweit sind es schon mehr als 100.“ Viele davon, wie etwa Tchibo oder Hofer, setzen auf ihr eigenes Kapselsystem, auch die US-Kaffeekette Starbucks steigt in den Kapselmarkt ein. Das Potenzial sei aber noch lange nicht erschöpft. Ein Kaffee-Vertrieb über den Einzelhandel kommt für Nespresso dennoch nicht infrage. „Wir haben ein erklärungsbedürftiges Produkt, Nespresso ist ein System.“

Schoko-Aus

Weniger Erfolg hatte Nespresso mit seinem Schokolade-Sortiment. Die aufwendig verpackten, speziell auf die Kaffeesorten abgestimmten Schokotäfelchen gibt es nicht mehr zu kaufen. „Der Schokobereich wird überarbeitet, wir sind hier erst in der Entwicklungsphase“, begründet Keuschnig. Man wolle sich vorerst auf das Kerngeschäft Kaffee konzentrieren. Obwohl der Rohkaffeepreis zuletzt gesunken ist, will Nespresso den Kaffee nicht verbilligen. „Wir reagieren nicht auf Kaffeepreiszyklen, weil wir langfristige Verträge mit den Kaffeebauern haben und ihnen höhere Preise zahlen“, erklärt Keuschnig.