Wirtschaft

Nach Aufschrei: Regeln für Immo-Kredite auf Prüfstand

Die Nationalbank macht Kreditnehmern vage Hoffnung, dass im kommenden Jahr die erst im Sommer verabschiedeten strengen Kreditvergaberichtlinien für Immobilien-Kredite wieder etwas gelockert werden könnten.

An den Grundpfeilern der neuen Verordnung wie nötige Eigenmittel, Laufzeiten, das Verhältnis der Kreditrate zum Einkommen dürfte nicht gerüttelt werden. Vielmehr könnten nach einer Evaluierung der Daten und Fakten, die seitens der Banken bis ins erste Quartal 2023 hinein geliefert werden, nur einzelne Punkte nachjustiert werden. Auch eine rückwirkende Lockerung der Regelung ist äußerst unwahrscheinlich.

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Konkret geht es aber beispielsweise um nötige Zwischenfinanzierungen, wenn eine Familie bereits einen Kredit für eine Wohnung oder ein Haus laufen hat und diesen aus Geldmangel aufstocken muss oder gar einen zweiten Kredit braucht. Denkbar ist auch, dass bei den nötigen Eigenmitteln künftig auch bereits vorhandener Immobilienbesitz anrechenbar sein wird – nicht nur vorhandene Barmittel.

Solche Fälle liegen derzeit vielfach im Ermessen der Banken, die dafür laut Verordnung einen Spielraum von 20 Prozent ihrer gesamten Kredite nach weniger strengen Kriterien vergeben dürfen. Derzeit dürfte dieser Spielraum aber relativ häufig nicht zur Abdeckung von Härtefällen oder gar bedürftige Jungfamilien genutzt werden, ist aus dem Markt zu hören. Banken würden damit vielmehr ihre betuchten, sprich „guten Kunden“ bedienen, die sich mit einem (nach wie vor) relativ günstigen Kredit – ohne allzu strenge Auflagen – soeben ihr drittes Zinshaus kaufen.

Haben "Leistbarkeitsproblem"

Dennoch gab und gibt es aus dem Bankensektor viele Beschwerden gegen die neuen Vergaberichtlinien, die dazu angetan seien, das Kreditgeschäft zu vermiesen. Dabei wurden die Regeln eingeführt, um dieselben Banken vor Kreditausfällen zu schützen. Weil sich die Immobilienpreise in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt haben, die Einkommen aber nur um ein Drittel gestiegen sind, hätten die Haushalte heute ein „Leistbarkeitsproblem“, sagte OeNB-Vize Gottfried Haber bei der Präsentation des „Finanzstabilitätsreports“. Und in Richtung der Banken sagte er: „Der größte Risikotreiber ist das Kreditrisiko.“

Und es liegt tatsächlich auf der Hand: Mit der in diesem Jahr enorm gestiegenen Inflation sind wie oftmals berichtet auch die Baukosten explodiert. Und wenn gleichzeitig die Zinsen steigen und weiter steigen, die Einkommen aber nicht mithalten, werden die Kreditraten für Häuselbauer irgendwann unerschwinglich.

Zinsen steigen weiter

Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann spricht sich dennoch klar für eine Fortsetzung der Zinsanhebungen aus, und zwar bis die Inflationsentwicklung gebrochen sei. Ändere sich an der aktuellen Datenlage nichts, werde er auf der EZB-Dezember-Sitzung für eine neuerliche Anhebung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte stimmen – ansonsten reichten ihm auch 0,5 Prozentpunkte.