Wirtschaft

"Urlaub ist vielen wichtiger als Mode": Modehändler Jones ist pleite

"Die goldenen Zeiten sind vorbei", hat Jones-Gründer und Geschäftsführer Gabor Rose im März diesen Jahres im KURIER-Interview gesagt. Jetzt meldet das Familienunternehmen mit Sitz in Wien Insolvenz an. Jones hat einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien eingebracht. Den Gläubigern wird ein Quote von 20 Prozent geboten, rund 170 Mitarbeiter wurden beim AMS zur Kündigung angemeldet. Wie viele davon tatsächlich ihren Job verlieren, ist noch offen.

"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Gabor Rose. "Wir kämpfen als österreichisches Familienunternehmen in einem immer schwierigerem Markt in Konkurrenz vor allem auch gegen internationale Großkonzerne.“ Vor allem die Billigkonkurrenz machte dem 1972 gegründeten Damenmodenhändler zu schaffen. Zuletzt versuchte Jones mit dauerhaften Preissenkungen in Höhe von 20 bis 30 Prozent gegenzusteuern, allerdings ohne Erfolg. "Nun sind wir an einem Punkt angelangt, wo man als verantwortungsvoller Unternehmer die Unterstützung eines gesetzlichen Sanierungsverfahrens beantragen muss, um in dieser Branche weiter bestehen zu können.“ Es sollen Gespräche mit potenziellen Investoren laufen. Insider rechnen allerdings damit, dass drei bis vier Filialen zeitnah schießen werden. Betroffen wären davon bis zu 20 Mitarbeiter.

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Jones hat aktuell 38 Geschäfte in Österreich, dazu kommen die Standorte von 16 Franchisenehmern in Österreich und Osteuropa. Das Unternehmen hat zuletzt einen Sparkurs gefahren, die Kollektionen gestrafft, defizitäre Läden geschlossen und den Personalstand reduziert.

Hochpreisige Mode zu verkaufen sei nicht mehr so einfach wie früher, hatte Gabor Rose zuletzt gegenüber dem KURIER eingestanden: "Die Statussymbole haben sich geändert. Ein Urlaub auf den Malediven ist vielen wichtiger als Kleidung vom Designer.“ Die Konsequenzen sind enorm. "Wir haben in unserem Premiumsegment nur drei bis vier Prozent der Frauen in Österreich angesprochen“, sagte der Jones-Chef damals.

Welche Gutscheine verfallen

Gutscheine und Gutschriften der Rose Gesellschaft m.b.H. verlieren aus rechtlichen Gründen mit sofortiger Wirkung ihre Gültigkeit. Damit will der Gesetzgeber sicher stellen, dass im Insolvenzverfahren alle Gläubiger gleich gestellt sind, also nicht jene mehr bekommen, die ihre Forderungen schneller anmelden.

Wer noch Gutscheine hat, kann sie aber beim Masseverwalter anmelden. „Allerdings kostet das 23 Euro und man sollte sich im Vorfeld überlegen, ob sich das auszahlt“, erläutert der Verein für Konsumteninformation (VKI.) Bei einem Gutschein in Höhe von 100 Euro und einer Quote von 20 Prozent würden einem schließlich nur 20 Euro zustehen.

Nicht betroffen sind Gutscheine und Gutschriften von Franchise-Partnern, die als eigene Rechtspersönlichkeit nicht von der Insolvenz betroffen sind. „Hier läuft alles wie gehabt weiter“, so eine VKI-Expertin.

Gläubigerschützer schätzen die Passiva (Verbindlichkeiten/Schulden) der Rose GmbH auf rund 7,5 Millionen Euro. Davon entfallen auf Dienstnehmer inklusive Lohnabgaben rund 465.000 Euro. Weitere 350.000 Euro entfallen auf die Bestandgeber einschließlich der insolvenzbedingt ebenfalls nicht mehr entrichteten Septembermieten. Die Lieferantenverbindlichkeiten belaufen sich auf etwa 2,1 Mio. Euro, die Bankverbindlichkeiten auf rund 3,9 Mio. Euro. Betroffen sind demnach 190 Gläubiger. Es handelt sich damit um die drittgrößte Einzelhandelsinsolvenz 2019 nach Charles Vögele und mister*lady.

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