Frequenzauktion: Handy-Kunden zahlen die Zeche
Auch am Tag nach Ende der Auktion von Mobilfunkfrequenzen für den schnellen Übertragungsstandard LTE herrscht bei den Bietern Fassungslosigkeit und Ärger. „Das Ergebnis ist eine Riesenbelastung für die Branche“, sagt Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter. Wie berichtet, zahlen die drei Mobilfunker Telekom Austria (TA), T-Mobile und Hutchison (Drei) zusammen zwei Milliarden Euro. Gerechnet wurde im Vorfeld mit einer bis maximal 1,5 Mrd. Euro.
Diese Riesenbelastung werden wohl zum Teil die Handykunden tragen müssen. „Die Aussage ,Der Konsument zahlt die Zeche‘ ist im Prinzip richtig“, sagt Drei-Chef Jan Trionow. Man werde die „Kosten reinholen müssen“. Das könnte über „nicht so attraktive Preise“ oder über einen sparsameren und damit langsameren Netzausbau passieren. Aus Sicht von Andreas Bierwirth, Chef von T-Mobile-Österreich, könnte die Auktion „ein Wendepunkt“ in der Preisgestaltung sein. Es sei paradox, dass gerade im Land mit den niedrigsten Mobilfunk-Preisen die Lizenzen am teuersten seien. „Das wird sich auch auf die Kunden auswirken.“
Preismodelle
Die Arbeiterkammer warnt vor Tariferhöhungen. Laut ihren Berechnungen belaufen sich die Kosten der Versteigerung auf die Laufzeit der Lizenzen gerechnet nur auf etwa 0,5 bis 0,8 Euro pro Handykunde und Monat. „Preisanstiege sind daher kaum mit den Frequenzkosten zu rechtfertigen“, so die AK.
Ametsreiter hält es sich offen, ob die Preise erneut angehoben werden. Schon jetzt müssen Kunden, die LTE nutzen wollen, bei der TA zehn Euro im Monat mehr zahlen. Zudem benötigen sie ein LTE-taugliches Handy, das noch teuer ist. Derzeit gibt es bei der TA erst „einige Tausend“ LTE-Kunden, so Ametsreiter, die fünf bis sieben Mal schneller mobil surfen können. LTE sei aber „eines der dynamischsten Wachstumsthemen“ für die Betreiber.
Maurer formuliert es noch deutlicher: „Die Anbieter mussten die Frequenzen kaufen. Es ist eine Investition, um das Geschäft weiterbetreiben zu können.“ Das erklärt aber nur zum Teil, warum die Auktion derartige Preise erzielt hat. Die Betreiber geben dem Telekomregulator RTR die Schuld an den hohen Ausgaben. „Die Auktion war nicht transparent, das ist einzigartig in Europa“, sagt Ametsreiter. Der Nachfrageüberhang sei nicht bekannt gegeben worden, daher hätten die Bieter nicht einschätzen können, wie realistisch ihre Offerte waren. „Die Auktion war auf Preismaximierung ausgelegt.“ Dem widerspricht die RTR.
Leidtragende der teuren Auktion könnten aber auch die Mitarbeiter der Betreiber sein. T-Mobile-Chef Bierwirth hält einen weiteren Mitarbeiterabbau für möglich.
Stichwort LTE: Die vierte Mobilfunkgeneration Long Term Evolution ist nicht nur schneller, sondern es unterstützt im Gegensatz zu UMTS auch verschiedene Bandbreiten und eignet sich daher auch sehr gut zum Ausbau der Netzabdeckung in dünn besiedelten Gebieten. Neue Sendemasten sind dafür nicht erforderlich, es muss lediglich das vorhandene Equipment auf den Masten adaptiert werden.
Um mit LTE-Geschwindigkeit mobil zu surfen, braucht der Konsument ein LTE-Handy, das derzeit noch vergleichsweise teuer ist und für das es nur eine geringe Auswahl gibt. Weiters sind die LTE-Tarife teurer als die Standardgebühren. Wer sein Endgerät nur zum Telefonieren und SMSen verwendet, braucht kein LTE. Gedacht ist der "Datenturbo" zum Betrachten von Videos, deren Nutzung in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat.
Die Berenberg Bank und die Citigroup senkten Kursziel bzw. Gewinnschätzung. Ametsreiter versichert, dass die Dividende für 2013 unverändert fünf Cent je Aktie betragen soll. Steigen wird jedoch die Verschuldung.
Denn für die Milliarde reichen die vorhandenen Reserven nicht aus. Eine Kapitalerhöhung gibt es zwar (noch) nicht, wohl aber die Ausgabe neuer Anleihen. Analysten rechnen mit einem Volumen von rund 200 Mio. Euro. Für eine weitere Expansion im Ausland zu wenig. Erst vor Kurzem zog sich die TA mangels Geldes aus dem Bieterrennen um den serbischen Kabelnetzanbieter SBB zurück. „SBB hätte perfekt zu uns gepasst“, bedauert Ametsreiter.