Mitfahr-App ummadum: Ab 2020 österreichweit verfügbar
Österreich ist ein Land der Pendler – mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen (53 Prozent) arbeitet außerhalb der Heimatgemeinde. Ein Großteil der Fahrten zur Arbeit und nach Hause wird mit dem privaten Auto erledigt. Doch diese Pkw sind derzeit im Schnitt mit nur 1,06 Personen besetzt. Was einen Rattenschwanz an Problem nach sich zieht – verstopfte Straßen, Zeitverlust, Parkplatznot und ein gewaltiger -Ausstoß obendrein.
Das Start-up ummadum, das vor drei Jahren von den zwei Kärntnern Rene Schader und Thomas Angerer (allerdings in Tirol) gegründet wurde, will über eine Mitfahrbörsen-App diese Autos besser auslasten. Dass das funktioniert, beweist das Ende Jänner in den Gemeinden Wattens und Schwaz gestartete Pilotprojekt.
Dort hätten seither 870 registrierte ummadum-User 45.000 Kilometer geteilt und 7,6 Tonnen eingespart, zogen die zwei Gründer gemeinsam mit Technikchef Egon Prünster am Mittwoch in Wien ein erstes Zwischenresümee.
Punkte zum Einkaufen
Wie funktioniert ummadum? Kern ist ein Anreizsystem, das Pendler motivieren soll, andere Personen im Auto mitzunehmen. Ein Punktesystem belohnt das gemeinsame Fahren. So kostet eine Mitfahrgelegenheit pro Kilometer 10 ummadum-Punkte (UP), was 0,10 Euro entspricht. Sobald die gemeinsame Fahrt absolviert wurde, wandern die Punkte in die App des Fahrers und bringen diesem eine Gutschrift in selber Höhe, die er bei Handelspartnern (in Tirol etwa den M-Preis-Märkten) einlösen kann.
Verteilt wurden die Punkte im Tiroler Fall von den Kooperationspartnern wie der Firma Swarovski, Bezirkskrankenhaus Schwaz und den Gemeinden.
Ab September wird die Smartphone-App in der neuesten Version erhältlich sein. Dann können Privatpersonen direkt Punkte zum Mitfahren erwerben und österreichweit Mitfahrgelegenheiten anbieten. In Wien, Niederösterreich und Burgenland stehe man gerade mit großen Partnern aus der Industrie und den Landesregierungen in Gesprächen. Spätestens im Frühjahr 2020 soll ummadum dann österreichweit verfügbar sein. Danach sei die Internationalisierung geplant.
Unkostenbeitrag
Ummadum versteht sich aber nicht nur als reine Autosharing-Plattform, sondern als Mobilitätsvermittler, der auch offen für andere Anbieter ist. Wo derzeit keine privaten Fahrten verfügbar sind, bietet die App eine Routenplanung mit den Öffis an.
An die sensible Uber-Taxi-Debatte streift ummadum nicht an. Die gewerbliche Nutzung sei ausgeschlossen, weil kein Geld fließt, sondern in einem geschlossenen System Punkte in Gutscheine gewandelt werden. Die 0,10 Euro pro Kilometer seien ein „geringer Unkostenbeitrag“, so Angerer. Selbst bei vollem Pkw mit vier Mitfahrern bleibe das unter dem Kilometergeld (0,42 Euro).
Beispiel: Eine Krankenschwester, die vier Mal pro Woche einen Pendler aus Gratkorn nach Graz und retour mitnimmt (30 Kilometer), sammelt im Monat 4.800 UP. Das entspricht 48 Euro Gutschein und spart 81 Kilogramm.