Wirtschaft

Millionenpleite eines bekannten Unternehmens für Luxus-Mode

„Das Unternehmen der Antragstellerin kann auf eine rund 70-jährige Firmengeschichte im Bekleidungsgeschäft zurückblicken. Dabei fokussierte sich die Antragstellerin stets auf den Vertrieb von hochwertiger Bekleidung im Segment „Luxury Lifestyle““, heißt es im Sanierungsantrag. Das Handelsgeschäft der Antragstellerin ist im Wesentlichen in eine Sommer- und eine Wintersaison unterteilt. Nach Konzeptionierung der saisonalen Kollektion werden Prototypen und Verkaufsmuster angefertigt. Danach werden die Verkaufspreise kalkuliert und festgelegt und die neue Kollektion geht über Vertreter in den Vertrieb. Nach Eingang der Bestellungen wird die Produktion der Waren in Auftrag gegeben und die Ware letztlich ausgeliefert und fakturiert. So erfolgt die Auslieferung für die Winter-Ware zwischen Juli und September und die Auslieferung für die Sommerware zwischen Dezember und Februar. Dem Geschäftszyklus geschuldet erfolgt die Festlegung der Verkaufspreise somit lange (im Schnitt ca. 8 Monate) vor dem Verkauf der Ware.

Die Rede ist von der Schneiders Bekleidung Gesellschaft mit Sitz in Salzburg. Sie hat laut Creditreform, AKV und KSV1870 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. 104 Dienstnehmer sind betroffen. Das Unternehmen hat drei Standorte in Salzburg, und je einen Wals-Siezenheim und in Wien. Die Tochterfirma Habsburger Kleidermanufaktur GmbH betreibt einen Standort in Bernau am Chiemsee (Deutschland) und eine weitere Tochter einen Showroom in New York.

"Die Auswirkungen der Corona-Krise setzten der Antragstellerin nur im geringen Ausmaß zu. Einen Ertragseinbruch erlitt die Antragstellerin vielmehr aufgrund des Ausbruchs des Ukraine-Konflikts, da es zu einem Totallausfall der Produktionsstandorte in der Ukraine kam. Auch die strengen Covid-Maßnahmen in China sorgten für einen Rückgang der Lohnnäherei Kapazitäten. Diese Faktoren führten zu einer Preisspirale betreffend Lohnnähereidienstleistungen", heißt es weiter.

"Die Antragstellerin ist derzeit nicht in der Lage, die für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes notwendigen Materialeinkäufe und Nähleistungen vorzufinanzieren, weshalb sie infolge der so drohenden Zahlungsunfähigkeit und
der vorliegenden Überschuldung zu Liquidationswerten gezwungen war die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen", heißt es im Insolvenzantrag.

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden mit 13,38 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 7,074 Millionen Euro auf Banken, 3,067 Millionen Euro auf die Mitarbeiter und 1,36 Millionen Euro auf offene Lieferungen und Leistungen; das freie Vermögen mit 2,677 Millionen Euro.

Die Zukunft

"Die Bekleidung der Antragstellerin ist über ihre Marken hervorragend in einem speziellen differenzierten Bereich hochpreisiger Bekleidung positioniert. Die Antragstellerin konnte nun zwischenzeitig auch auf die gestiegenen Herstellungskosten reagieren und hat die Absatzpreise teilweise um zweistellige Prozentpunkwerte erhöht. Im Gegensatz zur Massen- bzw. Diskontbekleidung und Fast Fashion ist der Bereich, in dem die Antragstellerin tätig ist, nicht von einer Absatzkrise betroffen", heißt es weiter. "Dies zeigt sich auch darin, dass die Auftragseingänge bei der Antragstellerin trotz der mittlerweile erfolgten erheblichen Preiserhöhungen gegenüber den Kunden weiterhin hoch sind."

Externer Investor soll einsteigen

Und weiter heißt es: "Aufgrund der infolge der vergangenen schwierigen Jahre bereits ausgereizten Betriebsmittel-Finanzierung und der angespannten Liquiditätssituation ist eine Erweiterung der externen Finanzierung und damit eine Weiterführung des Geschäftsbetriebes außerhalb eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens nicht mehr darstellbar. Aufgrund des Geschäftszykluses der Antragstellerin sind unmittelbar nach Eröffnung des Sanierungsverfahrens die Vorkehrungen für die Fertigung der Herbst/Winterware zu treffen. Dazu sind noch restliche Rohmaterialien einzukaufen und die Zeitkontingente bei den Lohnnäh-Betrieben zu buchen. Im Rahmen eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens soll die Ausfinanzierung der Produktion für die kommende Saison – allenfalls bei gleichzeitiger Reduzierung des generellen Geschäftsumfanges – durch einen externen Investor, der auch auf Gesellschafterebene als Mehrheitseigentümer einsteigen soll, bereitgestellt werden."

Teilbetriebsschließungen

"Zur Kostenreduktion sollen daher die Bestandsverträge bezüglich den Verkaufsstandorten Griesgasse und Designer Outlet-Center Salzburg beendet und die betreffenden Teilbetriebe geschlossen werden. Hinsichtlich des Standortes in 1230 Wien, Perfektastraße endet das Bestandsverhältnis bereits am 31.05.2023", teilt das Unternehmen mit.