Millionenpleite eines bekannten Industrieanlagenbauers - 165 Jobs betroffen
"Als Komplettanbieter liefern wir unseren Kunden alles aus einer Hand, vom Anlagendesign und Engineering, über das Beschaffungsmanagement, die Fertigung und Montage, bis hin zur Inbetriebnahme von schlüsselfertigen Kraftwerken", heißt es auf der Firmenhomepage.
Das Unternehmen besteht seit 97 Jahren und hat 112 Kraftwerke, 90 Abhitzesysteme, 2.700 Prozessapparate errichtet.
Nun könnte Schluss sein. Denn die Bertsch Energy GmbH & Co KG in Sitz in Bludenz hat am Landesgericht Feldkirch einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens eingebracht. Das bestätigt Karl Quendler vom Österreichischen Verband Creditreform dem KURIER.
Wie bereits erwähnt, beschäftigt sich das Unternehmen mit der Errichtung von Kraftwerksanlagen, der Herstellung von Abhitze-Systemen und Prozessapparaten für die chemische und petrochemische Industrie. Die Bertsch Group, die im Jahr 2020 zum erfolgreichsten Familineunternehmen Vorarlbergs gekürt wurde, besteht aus den Bereichen Bertsch Energy, Bertsch Foodtec, Bertsch-Laska und Bertsch Service. Es sind 165 Dienstnehmer von der Pleite betroffen. Laut Firmenhomepage hat die Bertsch Group insgesamt 340 Mitarbeiter an 20 Standorten.
Pleite-Ursachen
Bereits 2020 habe man auf die sich abzeichneden Probleme reagiert und gemeinsam mit den finanzierenden Banken einen Restrukturierungsprozess eingeleitet, heißt es im Insolvenzantrag. Bedingt durch die Corona-Pandemie kam es bei mehreren Projekten zu Problemen und Verzögerungen. Bei vier Großprojekten im Ausland sei es zu "erschwerten Abwicklungsbedingungen" gekommen. "Die Situation wurde zusätzlich durch die Inflation- und Lieferkettenproblematik verschärft. Aufgrund eines letztlich gescheiterten Investorenprozesses musste der Insolvenzantrag gestellt werden", heißt es von Creditreform. Aktuell werden Großprojekte u. a. in der Türkei, Deutschland, Frankreich und im Oman abgewickelt.
Tatsächlich sollte die Bertsch Energy GmbH & Co KG an ein renommiertes deutsches Unternehmen verkauft werden, doch trotz weit gediehenen Verhandlungen konnte laut Unternehmensangaben "völlig überraschend keine Einigung erzielt werden". Es soll an der "Uneinigkeit bei der Riskoaufteilung zwischen Banken und Investor gescheitert" sein. Damit sei die bestehende positive Fortbestehungsprognos weggefallen, so das Unternehmen und man sei gezwungen gewesen, Konkurs zu beantragen.
Schulden und Vermögen
Die Aktiva werden mit 26,5 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 23,81 Millionen Euro auf Guthaben bei Banken und 1,072 Millionen Euro auf das Umlaufvermögen. Die Passiva werden mit 138,3 Millionen Euro ausgewiesen, davon entfallen 56,74 Millionen Euro auf erhaltene Anzahlungen, 12,5 Millionen Euro auf Verbindlichkeiten bei Banken und 18,71 Millionen Euro auf Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen; weitere 27,53 Millionen Euro entfallen auf Eventualverbindlichkeiten.
"Das Unternehmen verfügt derzeit nicht über ausreichend freie Liquidität, sodass eine Fortführung des Betriebes nicht möglich erscheint und von einer Betriebsschließung ausgegangen wird", heißt es von Creditreform weiter.
Laut Firmencompass wurde zuletzt die Bilanz 2018 beim Firmenbuchgericht eingereicht. Damals betrug der Umsatz 144,8 Millionen Euro, der Jahresgewinn 1,83 Millionen Euro.