Wirtschaft

Metaller starten mit erster "echter" Verhandlungsrunde

Den Anfang macht die metalltechnische Industrie, die mit nahezu 130.000 Beschäftigten die größte Gruppe innerhalb der Metaller (in Summe 200.000 Mitarbeiter) bildet. In der Vorwoche haben die Arbeitnehmervertreter Reinhold Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA) ihre Forderung in Höhe von 11,6 Prozent bei einer Inflationsrate von 9,6 Prozent überreicht. Ökonomen von WIFO und IHS sprachen von einer moderaten Forderung trotz einer drohenden Rezession in der Industrie.

Hier mehr lesen: Metaller-KV: Gewerkschaften fordern 11,6 % mehr Lohn und Gehalt

Alle Inhalte anzeigen

Nun sind in der ersten "echten" Verhandlungsrunde die Arbeitgeber-Verhandler Johannes Collini und Stefan Ehrlich-Adam am Zug. Ob ihr Gegenangebot schon konkret und publik wird, war im Vorfeld der Verhandlungen nicht zu erfahren. Traditionell liegt es aber weit unter den Vorstellungen der Arbeitnehmer. Erst im Verlauf mehrerer Verhandlungsrunden gelingt traditionell eine Annäherung - auch wenn sie heuer besonders schwierig erscheint. Der Grund liegt auf der Hand: Die Industrie erwartet eine Rezession, die Arbeitnehmer wollen die Inflation abgegolten wissen und einen Teil des Produktivitätsgewinnes.

Etwas zeitversetzt zu den rund 200.000 Beschäftigten in der Metallindustrie startet auch das Metallgewerbe in die KV-Gespräche. Hier haben die Arbeitgeber schon angekündigt, dass ihnen ein Abschluss über der zurückliegenden Jahresinflation von 9,6 Prozent zu hoch sein würde. Nach den Metallern legt am 24. Oktober der Handel mit seinen KV-Verhandlungen los. Zur Illustration: Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2.236 Euro brutto, im Handel sind es 1.945 Euro brutto.

Hier mehr lesen: Start der Metaller-Lohnrunde: Der große Schock blieb vorerst aus

In der ORF-Pressestunde wurde am Sonntag auch Wirtschaftsminister Martin Kocher auf die Lohnverhandlungen angesprochen. Zwar seien die letzten Lohnsteigerungen nicht ursächlich für die Teuerung - die in Österreich seit Längerem und derzeit über dem Durchschnitt der Eurozone liegt -, aber "trotzdem ist eine Spirale eine Spirale", sagte wiederum Kocher. Er bedauerte, dass schon bei den letzten Verhandlungen kaufkraftstützende Maßnahmen der Regierung wenig Eingang gefunden hätten. Steuerfreie Einmalzahlungen, die der Finanzminister ermöglichen wollte, wurden und werden von der Gewerkschaft abgelehnt.

Fiskalratspräsident Christoph Badelt sieht ein "Dilemma". Es sei klar, dass die Arbeitnehmer für den Ausgleich des Reallohnverlusts kämpften. Ein Ausgleich sei positiv für die Kaufkraft und auch für die Wirtschaft, vor allem wenn diese wie derzeit schwächle. Andererseits seien die Löhne ein starker Kostenfaktor. Das gelte zwar nicht so stark für die Metallindustrie, besonders aber für den Dienstleistungssektor, dessen Kollektivverträge - wie etwa im Einzelhandel - in der Folge verhandelt werden. In der Industrie sei aber auch schon ein Abschwung gegeben, in denen zusätzliche Kostensteigerungen nicht günstig seien. "Sie werden hier keine ideale Lösung finden", bedauerte Badelt.