Luftfahrtindustrie kann auf russischen Markt verzichten
Der Krieg in der Ukraine konnte den österreichischen Luftfahrtzulieferer FACC bisher nicht in Turbulenzen bringen und sollte das auch künftig nicht tun. In den kommenden 20 Jahren hätten Flugzeughersteller laut Prognosen 1.400 Flugzeuge nach Russland verkaufen sollen.
Verkraftbarer Ausfall
Das seien „nur“ 3,5 Prozent des Weltmarktes, sagt FACC-Vorstandsvorsitzender Robert Machtlinger. Auch wenn es zu einem Totalausfall kommen sollte, wäre das für die Branche verkraftbar. Viel wichtiger seien Märkte wie China, Nordamerika und Europa.
Die Lieferketten von FACC seien durch den Krieg ebenfalls nicht betroffen, die Versorgung mit Rohstoffen jedoch schon. Russland ist laut Machtlinger der weltweit größte Lieferant von Titan, durch die Sanktionen komme es zu Ausfällen. Das Unternehmen habe jedoch vorgesorgt und Reserven angelegt.
Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin per Gesetz verstaatlichten 500 Flugzeuge ausländischer Leasinggesellschaften, die in Russland im Einsatz sind, sind laut Machtlinger für die Russen wertlos: „Russland hat die Flugzeuge, aber nicht die Dokumentation.“
Branche auf Erholungskurs
Jedes Flugzeug habe eine Lebenslaufakte, in der sich das Wartungsprofil befinde. Ohne Akte könne man ein Flugzeug nicht zulassen. Man könne es nicht einmal zerlegen und Ersatzteile verkaufen, da auch diese eine Historie hätten und auch diese fehle. Durch den „Flugzeug-Raub“ werden letztlich nur die Vorbesitzer geschädigt.
Die Branche insgesamt befindet sich auf Erholungskurs. Die Absatzprognose hat sich durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg kaum verändert. In 20 Jahren soll es weltweit 39.020 Flugzeuge geben – 200 weniger als ursprünglich gedacht. Heute sind es 23.000 Flugzeuge.
FACC machte im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 497,6 Millionen Euro, 5,5 Prozent weniger als 2020. Ein einmaliger Effekt drückte das Betriebsergebnis auf minus 25,1 Mio. Euro.