Wirtschaft

Kuriose Pleite eines Unternehmens für außergewöhnlichen Kaffee

„KAFFEE … geliebt, gebraucht, diskutiert, kultiviert und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken! Biologisch und fair bezahlt ist glücklicherweise schon normal geworden. Aber wie vereinbart sich das mit der gängigen Containerschifflogistik die schnell und effektiv ist – auch in der Verschmutzung unserer Luft & Meere? Zusätzlich ist sie unmoralisch billig, denn die Folgen und somit die Rechnung dafür zahlen die künftigen Generationen.
GAR NICHT!“, heißt es auf der Firmen-Homepage der Brigantes-Gruppe. „Deshalb gehen wir zusammen mit Anderen einen Weg, der die Tradition des Frachtensegelns wieder aufleben lässt. Unserer Ziel ist es beim Konsumenten Bewusstsein zu schaffen, sich beim Einkauf ALLER Waren - wo möglich – sich für regional und saisonal zu entschieden. Somit beginnt mit unserem Kaffee eine Veränderung, die weite Kreise zieht.“

Laut Creditreform mussten die Sail Cargo Holding GmbH & Co KG und die Sail Cargo Holding GmbH, beides Unternehmen der Brigantes-Gruppe, am Handelsgericht Wien Konkursverfahren beantragen. 

Das Firmen-Konstrukt

Die Sail Cargo Holding GmbH & Co KG ist Mehrheitsgesellschafterin der Sail-powered Shipping GmbH. Letztere fungierte als Vertriebsgesellschaft der Gruppe und handelt mit gesegelten Kaffee. „Bisher wurde Rohkaffee mit angemieteter Segel-Transportkapazität aus den Produktionsländern in Süd- und Mittelamerika importiert. Die Absicht der Brigantes-Gruppe war es, mit einem eigenen einsatzfähigen Segelschiff diese Transportkapazität im Rahmen der Gruppe bereitzustellen“, heißt es im Insolvenzantrag. „Ungeplante Verzögerungen bei der Schiffsrenovierung, die Folgen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kostensteigerungen haben dazu geführt, dass diese Schiffsrenovierung letztlich nicht abgeschlossen werden konnte.“

Die Finanzmittel wurden unter anderem durch Crowdfunding-Kampagnen aufgebracht. Die Sail-powered Shipping GmbH hat über die Plattform Rockets 500.000 Euro eingeworben, Laufzeit: bis 31. 12. 2026. Zinsen: fünf Prozent. Über die Sail-powered Shipping GmbH wurde im Vorjahr ein Sanierungsverfahren eröffnet, dessen Sanierungsplan Anfang 2024 rechtskräftig bestätigt wurde.

Indes hat die Sail Cargo Holding GmbH & Co KG 173.500 Euro Verbindlichkeiten und nur wenige Aktiva.

Das Schiff

Bei dem Schiff handelt es sich um einen Schoner, Baujahr 1911, der eigentlich 2016 abgewrackt werden sollte. Er sollte Tonnen von Kaffee aus Südamerika nach Europa transportieren.

Die Zukunft

So hat einer der Gesellschafter den Plan, das „nicht betriebsbereite Segelschiff Brigantes", das sich in Italien befindet, aus dem Bestand der Brigantes Limited mit Sitz auf den Seychellen zu erwerben und „mit einem neuen italienischen Konstrukt die Finanzierung der Fertigstellung des Schiffes in Angriff zu nehmen“. Der Kaufpreis soll 42.000 Euro betragen und wurde von der Generalversammlung befürwortet.

„Der in Aussicht gestellte Kaufpreis wird als angemessen beurteilt, zumal das noch nicht fahrbereite Schiff noch als wertlos beurteilt werden muss“, heißt es weiter. „Der Kaufpreis soll im Ergebnis der Sail-powered Shipping GmbH zukommen und dieser Gesellschaft die finale Sanierungsplanerfüllung ermöglichen.“