Wirtschaft

Kostenvergleich: Auto-Polizzen auf dem Prüfstand

Autofahren ist teuer. Auf ihr Fahrzeug verzichten können oder wollen jedoch viele Autofahrer nicht. Um die ausufernden Kosten im Griff zu haben, bleibt nur: Preise vergleichen. Dies gilt nicht nur beim Autokauf oder an der Tankstelle, sondern vor allem auch bei der Kfz-Versicherung.

Je nach Pkw-Modell kann es bei einer Haftpflicht- und Kaskoversicherung eine Differenz von mehr als 700 Euro im Jahr geben (siehe Grafikbeispiel), hat der heimische Versicherungsmakler EFM für den KURIER errechnet. In allen 21 verglichenen Angeboten gibt es einen Selbstbehalt bei jedem Schadensfall. Zu unterscheiden ist ein eingeschränkter Selbstbehalt. Hier muss der Fahrzeugbesitzer bei bestimmten Ereignissen wie Diebstahl oder Naturkatastrophen keine Leistung erbringen. Allerdings erhöht sich die Versicherungssumme um rund 20 bis 25 Prozent. "Höhere Selbstbehalte sind als Erziehungsfaktor zu sehen", sagt EFM-Vorstand Josef Graf. "Die Leute sollen nicht wie die Wildsäue fahren."

Neuwert

Der Preis soll nicht das einzige Kriterium bei der Wahl der Versicherung sein. Entscheidend sei auch, ob grobe Fahrlässigkeit mitversichert ist oder ob es eine verbesserte Neuwertentschädigung gibt. "Damit erhält der Eigentümer bei einem Totalschaden oder Diebstahl in den ersten Monaten und Jahren bis zu 100 Prozent des Kaufpreises von der Versicherung", erklärt Graf. Der Wiederbeschaffungswert liege hingegen oft schon nach der erstmaligen Anmeldung deutlich darunter.

Die Wiener Städtische hat im Rahmen ihrer Neuwertentschädigung vor kurzem ihre Bedingungen auf indirekten Blitzschlag erweitert. Elektroautos, die an einer externen Stromquelle angeschlossen sind, seien in diesem Fall versichert.

In die gleiche Richtung wie die Neuwertentschädigung geht die Leasingrestwertklausel. Kommt es bei einem geleasten Auto zu einem Totalschaden, dann zahlt die Versicherung den Wiederbeschaffungswert an die Leasinggesellschaft. Liegt dieser Wert unter dem Leasingrestwert, muss der Kunde für die Differenz aufkommen. "Die Leasingrestwertklausel kann man mitversichern", so Graf.

Freischaden

Gegen Aufpreis ist auch ein Freischaden möglich. Normalerweise wird in der Haftpflichtversicherung bei einem selbst verschuldeten Unfall der Versicherungsnehmer um drei Stufen schlechter gereiht, was höhere Prämien zur Folge hat. Bei einem Freischaden passiert dies nicht. Bei der Wahl des Versicherers sollten laut Graf nicht zuletzt Erfahrungswerte eine Rolle spielen, etwa wie lange eine Schadensabwicklung dauert.

Generell rät der Makler bei Neuwagen zum Abschluss einer Kaskoversicherung, bei Leasingautos ist diese ohnehin obligatorisch. Graf weist aber darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Anmeldung nur die Haftpflicht automatisch in Kraft tritt. "Vielen ist nicht bewusst, dass da meistens noch kein Kasko-Schutz besteht." Dabei gebe es jedes Jahr Fälle von Totalschäden an den ersten drei Tagen nach Übernahme des Fahrzeugs, da die Lenker mit dem neuen Auto noch nicht so vertraut seien. Graf empfiehlt eine schriftliche Bestätigung über die Kaskoversicherung vor Inbetriebnahme des Fahrzeugs.

Wichtig wäre auch eine Kfz-Rechtschutzversicherung. Graf: "Sobald der Gegner eine hat und man selbst nicht, wird man ungerecht behandelt." Zudem würden Streitigkeiten stark zunehmen. Und die Rechtschutz-Polizze, oft in Kombi mit einer Privatrechtschutz zu haben, decke auch Zwistigkeiten mit der eigenen Versicherung.

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Die Tarife für Fahranfänger sind generell höher und werden meist mit den hohen Unfallzahlen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen argumentiert. Der Versicherungsmakler EFM empfiehlt jungen Menschen, den Versicherer der Eltern zu kontaktieren. Viele bieten Rabatte von 5 bis 30 Prozent, wenn in der Familie bereits andere Verträge (auch abseits von Kfz) abgeschlossen wurden. Mit einem geringen Prämienaufwand von rund fünf Prozent kann die Haftpflichtversicherungssumme (gesetzlich mindestens 7 Mio. Euro) verdoppelt werden, rät EFM grundsätzlich allen Kunden.

Wer als Mehrphasen-Führerscheinbesitzer unfallfrei unterwegs ist, wird bei einigen Versicherungen mit einer Bonuszahlung belohnt.
Vorbei ist es jedoch mit dem Ladybonus. Die EU hat Versicherungen die unterschiedliche Preisgestaltung nach Geschlechtern untersagt. Die Assekuranzen sind dazu übergegangen, in Städten lebenden Lenkern eine um 5 bis 10 Prozent höhere Prämie zu verrechnen.

Laut einer Erhebung des Vereins für Konsumenteninformation kann es um bis zu 700 Euro im Jahr teurer kommen, eine Kfz-Versicherung beim Autohändler abzuschließen. Auch bei der Beratung müssten Abstriche gemacht werden. Und generell gilt: Die Versicherungsprämie jährlich zu bezahlen, kommt günstiger.