Bosse von Krisenkonzernen mit höheren Boni "belohnt"
Von Anita Staudacher
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie traf viele US-Unternehmen und ihre Beschäftigten hart, nicht jedoch ihre Manager, geht aus einer Recherche der New York Times hervor. Demnach haben ausgerechnet jene Unternehmen, die von der Krise besonders betroffen waren, ihre Führungskräfte noch belohnt. Die Zeitung führt dazu drei konkrete Beispiele an:
Der Flugzeugbauer Boeing hatte 2020 sein historisch schlechtestes Jahr. Sein Unglücks-Fliegermodell 737 Max musste die meiste Zeit am Boden bleiben, Corona bescherte einen Verlust von 12 Mrd. Dollar. Das Unternehmen kündigte den Abbau von 30.000 Beschäftigten an. Dennoch wurde Boeing-Vorstandschef David Calhoun mit rund 21,1 Millionen Dollar Abfindung belohnt.
Norwegian Cruise Line litt als Kreuzfahrtunternehmen besonders unten den Reisebeschränkungen und überlebte das Corona-Jahr wirtschaftlich nur knapp. Das Unternehmen verlor 4 Milliarden US-Dollar an Umsatz und baute 20 Prozent seiner Mitarbeiter ab. Das hielt Norwegian aber nicht davon ab, das Jahresgehalt von Vorstandschef Frank Del Rio auf 36,4 Millionen Dollar mehr als zu verdoppeln.
Beim Hotelkonzern Hilton, wo fast ein Viertel der Belegschaft abgebaut wurden und durch Corona 720 Millionen Dollar Umsatz verloren gingen, war es ein gutes Jahr für Konzernchef Chris Nassetta. Er erhielt für das Jahr 2020 eine Vergütung in Form von Aktienoptionen in Höhe von 55,9 Millionen US-Dollar.
Einkommenskluft wächst
Das Resümee der Zeitung: "Führungskräfte machen ein Vermögen, während entlassene Arbeiter bei den Tafeln Schlange stehen." Nach Angaben des Economic Policy Institute verdienen die Chefs großer Konzerne in den USA im Durchschnitt 320-mal so viel wie der durchschnittliche Arbeiter. 1989 lag das Verhältnis laut New York Times noch bei 61:1.