Wirtschaft

Konjunktur: "Schlimmste ist wohl vorüber"

Auch an stürmischen Tagen mit dichten Wolken wie dem Mittwoch gibt es ein paar Lichtblicke. Österreichs drittwichtigster Handelspartner, die USA, schaffte im vierten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent (zum Quartal davor). Frankreich, in Österreichs Exportrangliste auf Platz 5, geht es überraschend gut, auch die Grande Nation erarbeitete sich ein Plus. Selbst das heftig kritisierte Ungarn, siebentwichtigster Handelspartner Österreichs, kann ein Quartalswachstum vorweisen.

Die Großwetterlage über Europa bleibt allerdings unberechenbar. Schuldenkrise und Sparpakete lasten auf der Konjunktur und den Exporten. Davon bleibt auch das erfolgsverwöhnte Deutschland – mit Abstand wichtigster Handelspartner Österreichs – nicht unberührt. Im vierten Quartal schrumpfte dort die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent, meldete das EU-Statistikamt Eurostat am Mittwoch. Im Gesamtjahr dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung damit um drei Prozent gewachsen sein.

Eingefroren

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Österreich erging es eine Spur besser – mit einem Minus von 0,1 Prozent im vierten Quartal und einem Plus von 3,1 Prozent im Gesamtjahr. Für das jetzt laufenden Startquartal 2012 erwarten die Wirtschaftsforscher eine Flaute. Zur Schuldenkrise und zum ungelösten Griechenland-Problem kommen noch die rekordverdächtigen Minustemperaturen im Februar, die die Bauwirtschaft einfrieren ließen. Dann allerdings sollte es wieder besser werden. "Der Tiefpunkt ist im ersten Quartal, dann geht es aufwärts", sagt Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). An der WIFO-Prognose vom Dezember, dass die heimische Wirtschaft heuer nur um 0,4 Prozent wachsen werde, will er vorerst aber nicht rütteln.

Das Institut für Höhere Studien (IHS) ist und bleibt optimistischer. IHS-Experte Helmut Hofer sieht "keinen Grund für Revisionen". Er bleibt daher bei seiner Vorhersage, dass Österreichs Wirtschaftsleistung heuer um 0,8 Prozent zulegen wird. Das große Aber dabei: "Wenn Italien in eine schwere Krise stürzt, wird das sicher Auswirkungen auf unseren Außenhandel haben."

Italien, Österreichs zweitwichtigstem Handelspartner, geht es in der Tat nicht gut. Nach einem Minus im dritten Quartal bremste sich die Wirtschaftsleistung von Oktober bis Dezember noch schärfer ein. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen die Ökonomen von einer Rezession. Im Gesamtjahr 2012 könnte Italien einer wirtschaftlichen Talfahrt aber vielleicht doch noch entkommen. "Das Schlimmste ist wohl vorüber", meinen Analysten in der UniCredit.

Unsicherheit weg

Details zum österreichischen Sparpaket sind zwar erst seit Freitag bekannt, zum Teil aber schon in die Prognosen der Wirtschaftsforscher eingearbeitet. IHS-Experte Hofer kann dem Sparpaket sogar Positives abgewinnen: "Die Unsicherheit darüber, was alles auf uns zukommen wird, ist weg. Und damit kann sich die Stimmung der Unternehmen und Konsumenten bessern."

Damit könnte vielleicht doch noch die Erste Group recht behalten, die Österreich ein heuriges Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent voraussagt.

Österreich: Wirtschaft in der Flaute

Bruttoinlandsprodukt Die Wirtschaftsleistung ging im vierten Quartal im Vergleich zum Vierteljahr davor um geschätzte 0,1 Prozent zurück. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch im Startquartal 2012.

Impulse Rückenwind kam vor allem von den sogenannten Ausrüstungsinvestitionen (wie die Anschaffung von Fahrzeugen), die 1,4 Prozent zulegten. Der private Konsum stieg um 0,2 Prozent.

Gegenwind Die Eintrübung der internationalen Konjunktur dämpfte die Exporte – diese gaben um 0,5 Prozent nach.