Wirtschaft

Konjunktur: kalt / warm

"Positiv ist, dass sich die Konjunktur in Europa aufhellt. Die negative Seite dieser Medaille: In Österreich findet diese Aufhellung nicht statt." Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), schlägt Alarm: Während die europäische Wirtschaft zum Aufschwung ansetze, bleibe Österreich weiterhin auf der konjunkturellen Kriechspur.

Die Stimmung in der Industrie ist entsprechend schlecht. Zwar hat sich das vierteljährlich mittels Umfrage erhobene Konjunkturbarometer leicht auf 18 Punkte verbessert, liegt aber unter dem Wert für das 1. Quartal 2014. Für IV-Chefökonom Christian Helmenstein ist klar, dass die Stagnation hausgemacht ist. Der Euro habe massive abgewertet, was die Exporte verbilligt, der Ölpreis sei stark gefallen und "dennoch hinken wir dem Jahr 2014 hinterher".

Für die IV ist klar, dass die Schuld die heimische Politik trägt. Neumayer sieht einen Vertrauensverlust in die Standortpolitik, der durch "Schnapsideen" wie die Diskussion über eine sechste Urlaubswoche für alle, Arbeitszeitverkürzungen und der Wunsch nach einer Wertschöpfungsabgabe verschärft würde. Im Verein mit den hohen Lohnzusatzkosten und stagnierenden Aufträgen führe das zu einer Stagnation bei den Investitionen, dadurch würde ein Teufelskreis nach unten in Bewegung gesetzt. Einziger Lichtblick ist derzeit die Beschäftigungslage: Weil die Industrieunternehmen in einem halben Jahr wieder etwas bessere Geschäfte erwarten, stoppen sie den Personalabbau, um bei einem Aufschwung auf genügend gut ausgebildete Facharbeiter zurückgreifen zu können.

129.800 Dienstleister

Indes können sich die 129.800 Dienstleistungsfirmen über ihre Geschäfte nicht beklagen. Sie erwirtschafteten 2014 rund 63 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 5,6 Prozent. "Die Zahlen zeigen, dass wir eine immer größere Bedeutung bekommen", sagt Robert Bodenstein, Obmann der Sparte Information und Consulting in der WKO. Heuer erwarten sie ein Wachstum von vier Prozent. 200.000 Personen sind in dieser Sparte beschäftigt, zu der u. a. die Unternehmensberater und IT-Firmen, die Werber, Finanzdienstleister, Ingenieure und Makler zählen. Davon sind 60 Prozent Ein-Personen-Unternehmen. "Das größte Wachstum mit 9,2 Prozent erzielten die Finanzdienstleister", sagt Bodenstein. Seit der Krise 2008 sei die Zahl der Finanzberater aber von 14.700 auf 8300 gesunken. Auch die Unternehmensberater und IT-Firmen konnten den Umsatz um 7,2 Prozent steigern. 14 Prozent bzw. neun Milliarden Euro ihres Umsatzes erzielten die Dienstleister mit dem Export ihres Know-hows.

Die Kreativwirtschaft zählt zu den dynamischsten Branchen in der heimischen Wirtschaft. Laut aktuellem Kreativwirtschaftsbericht stieg die Zahl der Unternehmen zwischen 2008 und 2012 um acht Prozent auf mehr als 39.000. Der Branchenumsatz erhöhte sich in diesem Zeitraum um zehn Prozent auf 20,3 Milliarden Euro, die Beschäftigung legte ebenfalls um zehn Prozent auf rund 140.000 Mitarbeiter zu. Fast zwei Drittel der Unternehmen sind jedoch Ein-Personen-Unternehmen ohne Mitarbeiter.

Den größten und auch wachstumsstärksten Bereich der Kreativwirtschaft stellen mit einem Anteil von 30 Prozent die Software- und Games-Firmen, etwa Entwickler von Handy-Apps. Dahinter folgen die Bereiche Musik, Buch, künstlerische Tätigkeit und Werbung. Mehr als 40 Prozent aller Unternehmen haben ihren Firmensitz in Wien, der Export-Anteil ist mit 15 Prozent der Umsätze noch ausbaufähig.

Die Stimmung in der Branche ist gut. Die Mehrheit der Kreativen rechnet heuer mit einer Verbesserung der Auftragslage und steigenden Umsätzen. „Die Kreativwirtschaft ist Schrittmacher für andere Unternehmen und gerade was den Fortschritt der Digitalisierung im Wirtschaftsleben betrifft, geht sie federführend voran“, so Gerin Trautenberg, Vorsitzender der creativ wirtschaft austria.