Klimastaatssekretär will Fliegen etwas weniger klimaschädlich machen
Der Staatssekretär im Klimaministerium, Magnus Brunner (ÖVP), will die Luftfahrt ein wenig klimafreundlicher machen, wie der KURIER bereits berichtete. Nach EU-Vorgaben müssen 2030 dem Kerosin 2 Prozent klimaneutrale Treibstoffe beigemischt werden. Wie Brunner am Donnerstag sagte, sei sein Ziel, diese nachhaltigen Flugbenzin-Alternativen, "Sustainable Aviation Fuels" (SAF), marktfähig zu machen. Noch sind diese aus Strom, Altöl oder Pflanzen gewonnenen Treibstoffe vier- bis fünfmal teuer als fossiles Kerosin.
Die Zahl der Flüge einzuschränken, etwa indem wie von Klimaschützern gefordert Kurzstreckenflüge auf die Bahn zu verlagern, lehnt Brunner ab. "Verbote sind nicht der richtige Weg. Reden wir lieber darüber, wie wir mehr alternative Treibstoffe ins Flugzeug bringen, statt Menschen aus dem Flugzeug rauszubringen", sagte Brunner nach einem Treffen mit Vertretern der Branche.
Der Leiter des Studiengangs Luftfahrt an der FH Joanneum in Graz, Holger Friehmelt, sagte in der Pressekonferenz mit Brunner, dass klimaneutrales Kerosin (SAF) aus Algen, Hackschnitzel, Speiseöl oder anderen landwirtschaftlichen Produkten oder sogar aus Luft gewonnen werden könne. Bei Kerosin aus der Luft sei aber sehr, sehr viel Strom notwendig, der, selbst wenn aus Sonne, Wind oder Wasserkraft erzeugt, ein kostbares, rares Gut sei. Die SAF-Technologie selbst sei aber relativ reif.
Doch selbst 2050 wird die Luftfahrtbranche nicht CO2-neutral sein, geht es nach den Plänen der EU. Mitte des Jahrhunderts soll die Beimischungsquote bei 63 Prozent liegen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass 37 Prozent des Kerosins weiter aus Erdöl stammt, dessen Verbrennen den Planeten weiter aufheizen wird.
Der erste Flug, bei dem SAF beigemischt wurde, fand 2008 statt. 2020 machten SAF weniger als 0,1 Prozent des weltweit verbrannten Kerosins aus. Der Chef der ungarischen Billigairline Wizz Air, Jozsef Varadi, sagte gegenüber Bloomberg kurz vor der derzeit stattfindenden Klimakonferenz COP26 in Glasgow, aus seiner Sicht seien SAF und CO2-Kompensationszahlungen nicht viel mehr als "Greenwashing".
Die Airline KLM wurde voriges Jahr in den Niederlanden gerügt, weil sie die Verwendung von Bio-Treibstoffen in der Werbung überbetont hatte. Doch auch die Umweltbilanz selbst wird von manchen Experten bezweifelt, denn bei manchen Verfahren zur Erzeugung von Bio-Kerosin wird etwa Palmöl verwendet, das wegen seiner Anbauweise und der Regenwaldabholzung in der Kritik steht.