Wirtschaft

Kika/Leiner: Schließ-Standorte laut Supernova einzeln zu verwerten

Nach dem "guten Geschäft" für die Signa-Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko beim Kika/Leiner-Verkauf werden 23 Filialen geschlossen, 1.900 Menschen verlieren ihren Job. "Für diese Standorte wird Supernova neue langfristige Mieter finden - wie das bei Baumax schon erfolgt ist", so ein Supernova-Sprecher zur APA. Ganz so einfach wie nach der Baumax-Pleite wird es aber nicht, denn die Standorte werden einzeln zu verwerten sein, so Supernova-Chef Frank Albert zur Krone.

Jetzt gehen - per Ende Juli, wenn die 23 Kika- oder Leiner-Filialen zusperren - annähernd 300.000 Quadratmeter Verkaufsfläche der Wohnungseinrichtungsbranche verloren, so die Beratungsgesellschaft Standort+Markt. Das wären beinahe 340 Mio. Euro Umsatz, die somit in der Branche umverteilt werden könnten. Es bleibe mit Spannung abzuwarten, wie der neue Eigentümer die dann freien Flächen nutzen wird.

Standorte einzeln verwerten

"Wir werden jedes Haus einzeln verwerten", zitiert die Krone Supernova-Chef Albert. Zu seiner Gruppe gehören Einzelhandelsstandorte und Fachmarktzentren im In- und Ausland. Er hatte nach der Baumax-Pleite die Standorte der Heimwerkerkette übernommen und dort meist Obi als Nachmieter in die Filialen gebracht.

Ganz so einfach wird es diesmal nicht, geht aus den Worten Alberts im Zeitungsinterview hervor. Diesmal habe man "nicht dieses Glück" eines einzigen Nachmieters für die meisten Filialen. Die 23 Standorte "müssen wir einzeln vermieten, damit starten wir heute". Es gebe "sehr, sehr viele" konkrete Interessenten. "Darunter sind zum Beispiel die großen Lebensmittelketten oder Nachbarn wie z. B. Fachmarktzentren, die unmittelbar neben den Filialen liegen. Auch einige andere Möbelhäuser sind darunter. Unser Interesse ist, dass wir alle Standorte langfristig vermieten können."

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An den 17 Standorten, an denen Kika oder Leiner erhalten bleibt, komme man "in der Anfangsphase bei der Miete entgegen", so Albert. Auf die Krone-Frage, ob eigentlich alle Filialen Supernova gehören antwortete Albert: "Nein, einige wenige wurden von der Signa schon vorher an andere Eigentümer verkauft."

Kika/Leiner und Österreichs Möbelhandel

Kika/Leiner fällt durch die extreme Schrumpfung umsatzmäßig in Österreichs Möbelhandel nun weit zurück, dürfte aber auf Rang drei bleiben, berichtete indes die Beratungsgesellschaft Standort+Markt. Der gegenwärtige Umsatzanteil im filialisierten Einrichtungshausbereich von Kika/Leiner betrage rund 21 Prozent und sei nach der XXXLutz-Gruppe mit etwa 46 Prozent und Ikea (rund 25 Prozent) der drittgrößte Anbieter in Österreich. Nach der Schließungswelle Ende Juli 2023 dürfte der Anteil von Kika/Leiner nach Einschätzung des Beraters auf 12 Prozent einbrechen und würde somit nur mehr knapp vor Möbelix (Teil der XXXLutz-Gruppe mit rund 10 Prozent) liegen.

Kritik von Tiroler AK-Chef

Der Tiroler AK-Chef Erwin Zangerl prangerte indes die Vorgehensweise des vorherigen Eigentümers Benko an und kritisierte ihn scharf: "Benko ist ja bekannt dafür, dass er ein vampirartiges Geschäftsmodell ausführt. Das heißt, er kauft Firmen, saugt sie bis zum letzten Tropfen aus, verkauft wieder und dann gibt es die Insolvenz." Man müsse sich die Frage stellen, warum ein Staat diese Art der Geschäfte zulasse, so der Tiroler Arbeiterkammerpräsident. 2018 hatte Kika/Leiner noch rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Besitzerwechsel bei Kika/Leiner

Vergangene Woche wechselte Kika/Leiner den Besitzer. Nach knapp fünf Jahren als Eigentümer verkaufte die Signa Retail Gruppe von Benko die Immobilien der Möbelkette für einen nicht genannten Preis an die Supernova von Albert. Ein Benko-Manager sprach von einem "guten Geschäft" für das Unternehmen. Das operative Geschäft ging - angeblich um einen symbolischen Euro - an Hermann Wieser, der seit Jahrzehnten im Möbelgeschäft arbeitet und unter anderem Verkaufschef von XXXLutz und Kurzzeit-Chef von Kika-Leiner im Jahr 2014 war. Die Immobilien gingen an Supernova. Der Insolvenzantrag ist für kommende Woche angekündigt.

"Bei uns ist nichts zu holen", sagte Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, zu den Oberösterreichischen Nachrichten vor dem angekündigten Insolvenzverfahren bei Kika/Leiner, bei denen Lieferanten Forderungen abschreiben müssen. "Da auch die österreichischen Möbelhersteller von der hohen Inflation und der konjunkturellen Unsicherheit sowie steigenden Betriebskosten etwa für Energie, Personal und Rohstoffe massiv betroffen sind, schließen wir einen Sanierungsbeitrag aus." Das habe für eine Sanierung ohne Insolvenz gegolten, "und das gilt auch, sollte es nach einer Insolvenz die Idee geben, so etwas zu verlangen."

"Das Möbelgeschäft entwickelt sich momentan sehr verhalten, und wir müssen selbst unsere Kosten intensiv kontrollieren. Daher sehe ich keinen Spielraum, dass die Hersteller irgendwelche Zugeständnisse machen", sagt Emprechtinger.

Zur Entwicklung an sich sagt er laut OÖN: "Wir bedauern, dass so viele Arbeitsplätze verloren gehen und wünschen den Betroffenen, dass sie schnell wieder eine neue Beschäftigung finden werden." Den neuen Manager Hermann Wieser kenne man "als erfahrenen Manager. Wir gehen davon aus, dass er die richtigen Entscheidungen treffen und die Sanierung von Kika/Leiner erfolgreich gestalten wird."

Werben um Mitarbeiter

Das Werben um die Mitarbeiter, die bei Kika/Leiner dazu gezwungen sind, den Hut zu nehmen, dauerte indes am Fronleichnamstag an. So bewarb der Diskonter Hofer den Lebensmittelhandel und sein Unternehmen als "zukunftssicheren Arbeitgeber". Die Firma hat gut 12.000 Mitarbeiter und es warten derzeit österreichweit 1.000 offene Stellen von der Logistik über den Einkauf, der Beschaffung bis in die Verwaltung und den IT-Bereich.

Von den freigewordenen Fachkräften profitieren wollen auch die Supermarktketten Spar, Rewe (u.a. Billa) und Lidl. Sie unterbreiteten bereits allen gekündigten Kika/Leiner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiterinnen am Mittwoch per Aussendung ein Jobangebot. Interessierte könnten sich jederzeit bewerben. Bauhaus will Kika/Leiner-Mitarbeiter mit einer zusätzlichen 6. Urlaubswoche ködern. Auch die Post bietet den vom Stellenabbau Betroffenen neue Jobs an.

Und sogar die Post und die Polizei zeigten Interesse. In Österreich herrscht insgesamt trotz abflauender Konjunktur ein Arbeitskräftemangel.