Wirtschaft

KI auf dem Vormarsch: Zwei Drittel der Arbeitnehmer fürchten Stellenabbau

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich als Technologie in den letzten Jahren rasch ausgebreitet und ist mittlerweile auch im Arbeitsalltag vieler Österreicher angekommen.

Fast 70 Prozent der Angestellten hierzulande haben Erfahrung mit KI, wie eine Studie des Unternehmensberaters EY ergab. Damit liegt Österreich nur leicht unter dem westeuropäischen Schnitt (72 Prozent).

Doch so nützlich Sprachassistenten, Chatbots und Tools zur Texterstellung auch sind, viele Arbeitnehmer fühlen sich durch ihre Ausbreitung bedroht. So befürchten etwa zwei von drei Befragten aus Österreich, dass in vielen Unternehmen weniger Mitarbeiter gebraucht werden, wenn sich KI in der Arbeitswelt weiter ausbreitet. Das könnte dazu führen, dass Stellen abgebaut werden und Menschen ihre Jobs verlieren. 

KI soll menschliche Arbeit ergänzen

Susanne Zach, Leiterin des Teams Data und AI bei EY Österreich, gibt aber Entwarnung: „Dass weniger Stellen benötigt werden könnten, ist nicht zu verwechseln mit Kündigungswellen – im Gegenteil: Wir haben jetzt schon einen Fachkräftemangel, durch den demografischen Wandel und den damit einhergehenden Pensionierungen wird sich dieser in den nächsten noch deutlich verstärken.“ 

KI könne zur Lösung dieses Problems beitragen. „KI wird die menschliche Arbeitskraft nicht ersetzen, sondern ergänzen“, so Zach.

Für das erste EY European AI Barometer wurden über 4.700 Arbeitnehmer in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien und der Niederlande befragt. Hierzulande nahmen 515 Personen an der Umfrage teil.

Branchen unterschiedlich stark betroffen

Anfang 2024 hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Auswirkungen von KI auf den Jobmarkt analysiert. Laut dieser Einschätzung könnten rund die Hälfte der Arbeitnehmer, auf die KI einen Einfluss hat, ihre Produktivität mit der Technologie steigern. Vor allem Menschen mit Hochschulbildung, wie etwa Juristen, würden profitieren. 

Die andere Hälfte der Betroffenen könnte tatsächlich von einem Stellenabbau aufgrund von KI betroffen sein, so zum Beispiel Callcenter-Mitarbeiter.

30 Prozent dürfen KI nicht nutzen

Bereits jetzt hat KI bei mehr als der Hälfte der Befragten (56 Prozent) einen Einfluss auf ihre Arbeit, fand EY heraus. Und das, obwohl nur 15 Prozent KI am Arbeitsplatz uneingeschränkt nutzen dürfen. Für mehr als doppelt so viele (31 Prozent) ist die Verwendung von KI-Applikationen für den Beruf verboten.

In den meisten Unternehmen werden neue KI-Tools zuerst auf der Management-Ebene getestet. 78 Prozent der befragten Führungskräfte in Österreich geben an, bereits mit KI in Kontakt gekommen zu sein.

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Bei Arbeitnehmern ohne Führungsverantwortung liegt die Zahl bei 65 Prozent. Beide Zahlen liegen leicht unter dem europäischen Schnitt. 

Besonders zwischen den Geschlechtern gibt es einen großen Unterschied: Während drei Viertel der Männer KI nutzen, sind es bei den Frauen nicht einmal zwei Drittel.

Klare Regeln und Schulungen

Zach betont, wie wichtig es ist, in Unternehmen die Rahmenbedingungen und Regeln für die Nutzung von KI klar festzulegen. Hierbei seien vor allem Schulungen zur KI-Nutzung ein wichtiger Punkt, so Zach. 

Aktuell bilden sich etwa 44 Prozent der Befragten auf dem Gebiet eigenständig weiter. Zach sieht die Unternehmen in der Pflicht, Schulungsprogramme anzubieten, „die auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Funktion zugeschnitten sind“, wie sie sagt.

Denn die Vorteile der KI-Nutzung sind bereits erkennbar: Europaweit gibt fast die Hälfte der Manager (45 Prozent) an, durch ihren Einsatz Kosten einsparen oder ihren Gewinn steigern zu können – oder beides. In Österreich waren es in der Befragung 35 Prozent.