Wettbewerb fürs Leben
Von Andrea Hlinka
Souverän startet das Dreierteam die Präsentation. Ein Bartpflege-Produkt fehlt Kiehl’s (einer Marke des Kosmetikriesen L’Oréal) ihrer Ansicht nach im Portfolio. Sie wollen begeistern, die fünfköpfige Jury überzeugen. Sie zeigen in den 20 Minuten, die ihnen zur Verfügung stehen, ihr eigens entwickeltes Produkt auf Mood-Boards, in einem Film, sie präsentieren ihre Marketingstrategie für das entwickelte Produkt.
Sieben Teams haben es in die engere Auswahl des L’Oréal-Brandstorm-Wettbewerbs in Österreich geschafft – alle waren großartig. Doch nur eines der Teams konnte gewinnen: Das Team Vienna Kiehling.
Am 12. Juni werden Kristina Misha, Katharina Rohrer und Undine Zach, Studentinnen der WU Wien, gegen Konkurrenten aus der ganzen Welt antreten.
KURIER: Haben Sie damit gerechnet, zu gewinnen?
Katharina Rohrer: Nach den letzten Präsentationen eigentlich nicht mehr.
Undine Zach: Generell schon. Aber die letzten zwei Präsentationen waren sehr gut.
Kristina Misha: Wir sind jetzt ein bisschen überrascht.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Pflegelinie für den Bart zu konzipieren?
Zach: Wir haben eine Marktanalyse gemacht. Dabei ist uns aufgefallen, dass es viele Skin-Care-Produkte und Rasierprodukte gibt, aber nicht wirklich etwas, um den Bart zu pflegen.
Rohrer: Zuerst haben wir nur ein Produkt gehabt. Doch dann haben wir gemeint, dass es besser wirkt, wenn wir eine ganze Produktlinie machen.
Was waren die großen Herausforderungen? Rohrer: Dass alles stimmig ist, dass sich ein roter Faden durchzieht. Die Kleinigkeit, die Details, die haben am längsten gedauert.
Zach: Man hat viele Ideen – diese dann in einer Strategie unterzubringen, war schwierig.
Wie viel Zeit haben Sie investiert?
Misha: In den vergangenen Wochen haben wir uns eigentlich jeden Tag damit beschäftigt.
Wieso macht man bei einem solchen Wettbewerb mit? Zach: Der Wettbewerb wurde an der Uni vorgestellt und wir haben uns einfach gesagt, dass das eine coole Sache wäre und uns beworben.
Rohrer: Es klang interessant und wir haben viel dabei gelernt. Was haben Sie gelernt?
Rohrer: Wie man an eine so große Aufgabe rangeht.
Zach: Man arbeitet praktisch und sieht dadurch, was wirklich dahintersteckt, wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringen will.
Misha: Wir wurden von der Agentur McCann unterstützt. Die Zusammenarbeit war für mich sehr spannend. Das erste Treffen war noch recht konfus, doch sie haben uns einen Blick von außen gegeben und das hat uns in der Strategie weitergebracht.
Was hätten Sie besser machen können?
Rohrer: Die Präsentation.
Misha: Die werden wir in den nächsten Wochen noch üben.
Angst vor Paris?
Zach: Nein, wir freuen uns auf die Erfahrung dort.
KURIER: Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Markus Faschang: Ja, jedenfalls – es war toll. Bei Brandstorm geht es darum, dass die Studierenden einen Einblick bekommen, wie es in unserer Industrie zugeht. Ich habe mir als Student immer gewünscht, dass es so etwas gibt. Für uns ist es zudem eine fantastische Gelegenheit, die Studenten in so einem realen Setup zu sehen, in dem sie kreativ sein müssen, langfristig planen und ein Produkt auf den Boden bringen müssen. Wir haben über Brandstorm auch schon viele Mitarbeiter rekrutiert.
Andrea Schmoranzer: Es ist für uns zudem eine Möglichkeit zu sehen, wie unsere Marke Kiehl’s von außen gesehen wird, wir lernen viel von den Studenten. Es sind junge Menschen, die sich ganz unbeeinflusst mit einer Marke befassen. Es ist toll, wie viel Leidenschaft, Energie und Zeit sie hier investieren. Hut ab.
Wieso haben Sie sich für das Team Vienna Kiehling entschieden?
Schmoranzer: Sie haben die DNA von Kiehl’s am besten getroffen. Ihre Schwachstelle war die Präsentation. Da werden wir sie noch coachen.
Faschang: Alle Teams waren sehr gut. Den Wettbewerb gibt es seit 20 Jahren – mir fällt auf, dass die Präsentationen immer professioneller werden. Man merkt, wie sich der Schwerpunkt der Unis verlagert hat: Weg von der reinen Wissensaneignung, in Richtung konzeptionell zu denken und gut zu präsentieren.
Es ist einer der etabliertesten internationalen Marketing-Wettbewerbe – seit 1993 haben 60.000 Studierende daran teilgenommen. Sie müssen dabei in eine andere Rolle schlüpfen: Sie sollen als Brandmanager ein neues innovative Produkt inklusive Marketingstrategie und Kommunikationskampagne entwickeln. Heuer war es Kiehl’s. Unterstützt werden sie bei der Umsetzung von den Unis und einer lokalen Werbeagentur. 45 Länder nehmen an der Challenge teil, die nationalen Gewinner treten im internationalen Bewerb in Paris an.