Wirtschaft/Karriere

Superfood für super Leistung

Schokoriegel und fettige Chips sucht man im Büro von "treats" in Döbling vergeblich. Wenn Camilla Sievers, Ines Grangl und Alexander Seyss an einem harten Arbeitstag die Konzentration ausgeht, greifen sie zu getrockneten Mangos, Himbeer-Kokoschips, Gojibeeren in Schokolade und Kohlchips oder Nussriegeln, von Marken, die man in Österreich nur in Reformhäusern und Bio-Märkten bekommt.

Die drei sitzen an der Quelle. Sie haben treats schließlich vor Kurzem gegründet.

Ihr Functional Food soll fitter, gesünder und vor allem leistungsfähiger bei Arbeit und Lernen machten. Ausgewählt wurde gesunde Snacks aus ganz Europa, vor allem aus Deutschland und Großbritannien. Für Unternehmen bietet das Start-up Superfood-Automaten an. Das sei in Österreich einzigartig: "Snack-Automaten beinhalten bisher in erster Linie Süßigkeiten, sie geben keine echte Energie beim Arbeiten", sagt Alexander Seyss. Ines Grangl ergänzt: "Wir wollen die Menschen zum Umdenken bewegen. Süßigkeiten und Zwischenmahlzeiten können auch sehr gesund sein."

App am Automat

Mit einer eigenen App haben die Mitarbeiter Zugang zum digitalen Automaten, das Unternehmen kann entscheiden, ob sie die Snacks bezahlen müssen oder kostenlos bekommen. Über die App können die Mitarbeiter auch Infos zu den Snacks abrufen und in ihrem eigenen Ernährungsprofil Allergien und Unverträglichkeiten eintragen. Auch das Versenden von eNewsletters zum Thema Ernährung an die Mitarbeiter ist möglich. "Die Firmen können über die Daten das Snack-Angebot je nach Nachfrage variieren", sagt Seyss. Auch logistisch ist der digitale Automat ein Vorteil: Fehlen Waren, geht die Info direkt an treats, die sogleich die Lieferung abwickeln. Angesprochen sollen laut ihrer Marktrecherche vor allem die Kreativbranche sowie die IT-, Consulting- und Pharmabranche werden.

Für Mitarbeiter ohne Automat im Büro wird die Snack-Box ins Büro oder nach Hause geliefert. Die Zusammenstellung der Waren gibt es im Webshop (www.treats.io) in "organic", "vegan" und "protein" und in drei Größen. Die gesunden Snacks haben allerdings ihren Preis: Für eine kleine Box mit fünf Packungen Superfood muss man 13,50 Euro locker machen.

Idee aus den USA

Auf die Geschäftsidee kam Camilla Sievers, als sie für ihre Masterarbeit in Ernährungswirtschaft in den USA zum Thema Adipositas forschte: "Damals wurde in den USA ein Gesetz für gesunde Snacks in Automaten erlassen." Für einen internationalen Food-Wettbewerb hatte sie davor mit Studienkollegen einen gesunden Snack entwickelt. "Da habe ich gemerkt, man kann sein eigenes Ding umsetzen", sagt sie.

Ihre Freundin, BWL-Absolventin Ines Grangl, war im Frühjahr 2014 nicht sonderlich zufrieden in ihrem Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni. Sie beschloss, das Unternehmen mit aufzubauen. Im Juni 2014 bewarben sich die Freundinnen beim universitären Gründerprogramm INiTS und wurden aufgenommen. Bei INiTS entwickelten sie die Idee zum Geschäftsmodell weiter: "Wir befragten Unternehmen, machten Verkostungen", sagt Sievers. Alexander Seyss, BWL-Absolvent und Unternehmersohn der Druckerei Seyss, half mit und stieg zuletzt ins Unternehmen ein.

Unternehmen wie Samsung und die Agentur Jung von Matt haben bereits einen "treats"-Automaten gemietet. Jetzt will das Trio weitere Firmen in Österreich gewinnen und den Verkauf über den Webshop forcieren. Ab sofort gibt es individualisierte Snackboxen für Firmen als Geschenk für Mitarbeiter und Kunden, mit Firmenlogo gebrandete Meeting-Snackboxen sind geplant. Das kostet Geld: "Wir sind derzeit auf der Suche nach Investoren", sagt Sievers. "Nächstes Jahr wollen wir uns ein Gehalt auszahlen", hofft Alexander Seyss.

1. Testen, testen, testen: Jedes Feature deines Produkts, das von potenziellen Kunden nicht angenommen wird, ist verlorenes Geld. Teste deine Produkte daher so früh wie möglich im Freundes- und Bekanntenkreis und in deiner Zielgruppe. Wir haben beispielsweise Snack-Verkostungen mit Freunden und auf Veranstaltungen gemacht.

2. Kosten: Es ist wichtig, die Fixkosten niedrig zu halten und dennoch zu investieren. Wir haben eine Produktdesignerin für unsere Boxen engagiert. Sie war teuer, aber auch sehr wichtig für uns. Spare soweit wie möglich bei den Lohnnebenkosten.

3. Sei präsent: Tausche dich mit anderen Start-ups aus, knüpfe Kontakte in der Community. Hol dir wertvolle Tipps von Leuten, die schon ein, zwei Start-ups aufgebaut haben.

4. Setze Prioritäten: Teile dir die Zeit richtig ein, mach Wichtiges zuerst und geh nicht auf jedes Event. Lagere die Dinge aus, die du jetzt nicht machen kannst, weil du Dinge zu tun hast, die fürs Geschäft wichtig sind.

5. Achte auf deine Marke: Das wird oft vergessen: Du könntest Probleme mit deinem Markennamen bekommen, wenn er bereits geschützt ist. Dann musst du deine etablierte Marke ändern. Wir haben ihn vom Patentamt prüfen lassen und auch Rechtsberatung eingeholt. „treats“ ist ein Allgemeinbegriff für Süßigkeiten und kann nicht geschützt werden. Da ihn auch andere künftig nicht schützen können, wird es keine Probleme geben.