Spin-offs: Geforscht und gegründet
Von Nicole Thurn
Spin-offs stärken die regionalen Forschungs- und Wirtschaftsstandorte", sagte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle kürzlich im Zuge der Phönix-Preisverleihung. Erstmals vergab man einen Preis an Ausgründungen von Hochschulen. Spin-offs, die akademisches Forschungswissen verwerten, gibt es in Österreich vor allem im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich.
Und es werden immer mehr, wie Markus Costabiei, Bundessprecher der AplusB-Zentren sagt, die bei Gründungen an Hochschulen beraten. "Seit zwei Jahren wird das auch auch vom Wissenschaftsministerium unterstützt." Costabiei ist dafür, die Notwendigkeit von Spin-offs künftig in die Leistungsvereinbarungen mit den Unis hineinzureklamieren. Der finanzielle Vorteil sei klar: "Über Beteiligungen an Spin-offs können Hochschulen Gelder lukrieren und Investoren mit ins Boot holen, die internationale Patente finanzieren."
Gerold Weisz, Leiter des Transferzentrums für Unternehmensgründungen an der FH OÖ begleitet Spin-offs von der Idee zur Gründung. Noch trete die FH ihre Patentrechte an das Unternehmen ab, künftig möchte die FH das ändern. "Wir überlegen Beteiligungen. Dazu müssten wir aber eine Holding gründen", sagt Weisz.
Die Uni Innsbruck oder die TU Wien haben das bereits getan. Zurzeit hält die TU Wien Holding nur eine fünfprozentige Beteiligung an der Global TCAD Solutions GmBH. Im weiteren Sinne gibt es 35 bis 40 Spin-offs der TU– mit Kooperationen und Lizenzvereinbarungen – schätzt Christian Wolf, Chef der TU Wien Holding. Gerade die Förderung technischer Gründungen sei sinnvoll, "weil sie meist schnell erfolgreich sind". Die Rolle der TU sei beschränkt, sagt Wolf: "Sie kann sicher nicht Risikokapitalgeber sein, wie das in den USA der Fall ist." Dafür fehlten die Gelder. Vorstellen kann er sich das Anzapfen privater Quellen: "Die TU könnte das managen."
Die Uni Innsbruck führt ebenfalls eine Beteiligungsgesellschaft. "Beteiligungen sind eine neue Möglichkeit, Wissen zu verwerten", sagt Sprecher Uwe Steger. Nicht nur finanziell: "Spin-offs sind auch gute Kooperationspartner, potenzielle Arbeitgeber für Absolventen." Nicht selten werden sie international erfolgreich, wie das Beispiel des Unternehmens BOC zeigt (siehe unten): Die Gruppe hat einen Umsatz von 21,2 Millionen Euro.
Spin-off 1: 3-D-Drucker
Ich hatte schon während meiner Dissertation den Wunsch, mich selbstständig zu machen", sagt Johannes Homa. In einem Forschungsprojekt, an dem ein internationaler Konzern als Sponsor beteiligt war, erforschte er an der TU Wien unter der Leitung von Professor Jürgen Stampfl die 3-D-Drucktechnologie für keramische Materialien. Maschinenbauer Johannes Patzer lernte er im Labor kennen. Mitte 2010 erfolgte der Durchbruch. Stampfl, Homa und Patzer gründeten das Unternehmen im August 2011. "Die Firma ist rein in privater Hand, ab Juli sind wir sechs Leute", sagt Homa. "Auf die Marktreife haben wir bei der Gründung nicht gewartet, wir hatten ja schon vier Jahre Entwicklungszeit hineingesteckt", sagt Patzer. Homa war zuvor beim Industriepartner angestellt –, dass er sich mit der Technologie selbstständig machte, war kein Problem: "Wir arbeiten mit dem Konzern weiterhin zusammen." Soeben wurde der erste serienreife 3-D-Drucker fertiggestellt. "Wir liefern im August aus", sind die beiden stolz.
Spin-off 2: BOC
Früher waren sie Diplomanden, dann Studienassistenten von Professor Dimitris Karagiannis an der Uni Wien. Heute führen Michael Puncochar und Robert Strobl das vom Professor gegründete Unternehmen BOC, das als Unternehmensberatung und Softwaredienstleister tätig ist. Das Unternehmen ist Teil der mittlerweile europaweit tätigen BOC Gruppe. Karagiannis hat das Unternehmen vor 18 Jahren im Zuge eines Forschungsprojekts gegründet. Die Kooperation mit den Hochschulen sei nach wie vor eng, sagt Strobl: "Viele unserer erfahrenen Consultants unterrichten auch an FH und Universitäten." Viele Fachhochschulen fragten auch Lehrpersonal bei BOC nach. Ziel der Gründung war es auch, Wissen von der Universität in die Praxis und wieder zurück zu transferieren. Der Vorteil für das Unternehmen sei laut Strobl auch der Zugang zu den Absolventen. "Die Studenten beginnen bei uns mit einem Praktikum, das ersetzt jedes Assessment Center." Die Ergebnisse diverser Forschungsprojekte würden in die BOC-Praxis einfließen. Zurzeit kooperiert man mit der TU Wien.
Spin-off 3: superTEX
Erst Ende Mai sind die Mitarbeiter von superTEX von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle mit dem Phoenix Award ausgezeichnet worden, der erfolgreiche Spin-offs von Hochschulen vor den Vorhang holt. Das Unternehmen superTEX mit Sitz in Telfs wurde von Architektin Valentine Troi im Februar 2011 als Einzelunternehmen gegründet, seit November 2011 ist es eine GmbH. Begonnen hat alles mit einem Forschungsprojekt an der Universität Innsbruck. Das Ergebnis war splineTEX, ein faserverstärkter, formbarer Kunststoff. "Die Gründung war notwendig, damit das Produkt Marktreife bekommt", erzählt Armin Kirschner, Trois Assistent. Das ursprünglich auf die Uni ausgestellte Patent wurde auf die superTEX composites GmbH überschrieben, die Uni Innsbruck ist mit neun Prozent am Unternehmen beteiligt. "Es bestehen außerdem Kooperationen mit der Uni im Bereich Materialprüfung", erzählt Kirschner. Angewandt wird splineTEX im Bereich Architektur und Design, "auch die Industrie, wie Automotive, ist für uns interessant". Zurzeit arbeitet das Team fieberhaft an der Serienreife ihres Produkts.