Wirtschaft/Karriere

Rein in die Box

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: schön warm, wenig Tourismus, Natur und fremde Kulturen. Koffer zu und Anfrage absenden. Man könnte auch auswählen: Luxus, gehobenes Hotel und faulenzen. Auf der Webseite Tripbox.at zieht man einfach mit der Maus Erwartungen in einen Koffer und zwei Tage später soll, laut Betreibern, eine eMail im Posteingang eintreffen: Eine Woche Luxusurlaub am Arabischen Golf, 5-Sterne-Hotel mit Frühstück inklusive Direktflug ab Wien und Transfers und das Ganze um 649 Euro im Dezember – steht dann zum Beispiel darin.

Das Start-up Tripbox, das sind die beiden Frohnaturen Thomas Haider und Markus Horvath. Sie suchen im Internet Traumreisen. Auf zig Reiseportalen, von Reisebüros, bei Fluglinien und Reiseblogs holen sie Insiderinformationen ein, und stellen die besten Reiseangebote auf ihre Webseite. Und sie fetten diese Reisen, wenn gewünscht, mit maßgeschneiderten Tipps und Informationen auf.

Wohin geht die Reise?

"Wohin geht die nächste Reise?", fragt Thomas Haider. Wie oft muss er diese Frage schon gestellt haben. Tausende Male. Und niemals lässt er die Antwort unkommentiert. "Du, das ist Hauptreisezeit, da sind die Tickets wahnsinnig teuer, aber ich bin gestern auf ein super Angebot gestoßen: Von Prag nach Neuseeland und zurück, um nicht einmal 400 Euro." Thomas Haider ist in der Reisewelt, was der Wurlitzer in den 90ern in der Musikwelt war: Wunschprogramm mit großer Auswahl.

Das kommt nicht von ungefähr: Er machte seinen ersten Alleintrip nach Kopenhagen in einem Alter, in dem andere Schwierigkeiten haben, in den richtigen Bus nach Hause zu steigen. Er reist also schon lange.

Derzeit sind es 20 bis 30 Trips pro Jahr. So kam auch die Tripbox zustande: "Meine Bekannten haben mich immer nach Tipps und meiner Erfahrung gefragt. Also dachte ich: Wieso nicht das machen, wovon alle reden – das Hobby zum Beruf."

Bald weihte Thomas Haider Markus Horvath ein. Sie kennen einander von einem Projekt für eine Werbeagentur. "Ich kam von der Uni, um mit Thomas einen Kaffee im damals neu eröffneten Hotel Kempinski am Schottenring zu trinken – das mussten wir uns anschauen", erzählt Horvath. Dort fragte ihn Haider, ob er gern in die Tripbox einsteigen würde.

Zusammen haben sie alle Fähigkeiten, die ihr Start-up braucht. Die technische und die betriebswirtschaftliche Komponente erfüllt Thomas: Er machte die HTL, lernte zu programmieren, machte den Bachelor in Kommunikationswirtschaft an der FH Wien der WKW und legte ein Semester in Australien in Strategic Management drauf. In einem Jahr will er seinen Master in Kommunikationsmanagement haben. Wissen über Tourismus und rechtliche Themen hat Markus Horvath von der Pike auf gelernt: Er besuchte die Tourismusschule Modul, arbeitete in verschiedenen Hotels und studiert derzeit im zweiten Abschnitt Rechtswissenschaften.

Online seit Juli

Im Jänner wurde gegründet. Seit Juli ist die Webseite online. Viel Zeit bleibt neben Uni und Start-up nicht: "Es ist höllisch viel Arbeit, aber macht wahnsinnig viel Spaß", sagt Haider.

Wie man damit Geld verdient? "Noch gar nicht", sagt Thomas Haider. Sie finanzieren das Start-up über Provisionen, die sie von den Reiseveranstaltern bekommen. In zwei Jahren aber wollen sie spätestens profitabel sein. Sie wollen erfolgreich sein, mit einer Reiseplattform, die ehrlich und transparent ist – wo nicht noch zusätzliche Bearbeitungsgebühren anfallen oder der Flug plötzlich doch um 200 Euro teurer wird. Denn genau das fehlt oft bei der Konkurrenz. Die Angebote auf Tripbox sind laut ihren Angaben alle in Echtzeit – echte Schnäppchen, die daher auch schnell weg sind. Aber selbst dann, sagen die beiden, haben sie immer noch ein anderes Angebot in petto.

1. Hartnäckig bleiben: Es gibt Phasen, in denen man zurückgeworfen wird. Weil man doch keine Förderungen bekommt, weil die WKO doch nicht so unkompliziert ist, wie sie tut, weil man glaubt, das Geld geht langsam aus. Dann heißt es dranbleiben, das ist unser erster Tipp.

2. Man muss sich seine Meinung selber bilden und eigene Erfahrungen sammeln. Wir haben immer wieder Kritik bekommen – das ist durchaus wichtig. Aber man darf sich die Idee nicht von anderen madig machen lassen, sondern muss es probieren und sich eine eigene Meinung bilden.

3. Man muss sich selbst sicher fühlen – auch in finanzieller Hinsicht. Wenn man gar keine Rücklagen hat, würde ich nicht gründen. Das Geld geht schneller weg, als man denkt. Wenn man Visionen hat, muss man versuchen sie umzusetzen, dafür muss man zuerst ein wenig Geld haben.

4. Binde deine Freunde ein: Befrage deine Freunde, hör auf deine Freunde, versuch sie einzubinden. Unsere Freunde reisen viel und hätten wir sie nicht, dann wären wir nicht so erfolgreich.

5. Wir mussten lernen, dass große Firmen nicht immer ehrlich sind. Man erwartet sich, dass sie mit einem gewissen Respekt agieren. Aber leider trifft das nicht immer zu. Wir wurden schon angelogen, über den Tisch gezogen und ignoriert. Damit kommen wir auch wieder zum ersten Ratschlag zurück: hartnäckig bleiben. Und: nichts zu persönlich nehmen.