Wirtschaft/Karriere

Reich werden: Frauen sollen investieren, nicht nur sparen

„Hätte es sich damals um die Lehman Sisters gehandelt – die Welt wäre heute eine andere“, sagte einst Christine Lagarde. Die Aussage der ehemaligen Chefin des Internationalen Währungsfonds und heutige EZB-Chefin spielte auf den Kollaps der Wall-Street-Legende Lehman Brothers an, die die Finanzkrise eskalieren ließ. Wäre die Bank von Frauen geführt worden und wäre sie somit nicht der Risikofreude der Männer ausgesetzt gewesen, so die Annahme, wäre es nicht zum Zusammenbruch der Finanzindustrie gekommen?  

Eine komplizierte Beziehung

Bis heute hat sich trotz zahlreicher Absichtserklärungen wenig getan. Der Frauenanteil in den Führungsetagen der Banken und Versicherungen ist gering. Frauen und Geld:  die Beziehung scheint kompliziert.

Das schwierige Verhältnis bekommen auch die Banken hierzulande mit. Eine 2021 erfolgte Studie der OECD zur finanziellen Bildung in Österreich kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen ein geringeres Finanzwissen als Männer haben. Dabei wären es gerade Erstere, die dieses Wissen brauchen würden. Das zeigen  andere Zahlen: Laut  Umfrage der Erste Bank im vergangenen Jahr, bekommen Frauen 42 Prozent weniger Alterspension als Männer, investieren seltener an der Börse und sind die Hauptbetroffenen von Altersarmut.

"Viele wissen nicht, was das Haus wert ist"

Die Gründe, warum Frauen das Thema Finanzen scheuen, sind vielschichtig. Die Geschichte – bis 1957 durften Frauen nicht einmal ein eigenes Konto eröffnen, erst seit 1975 dürfen sie ohne die Zustimmung ihres Ehegattens arbeiten – spielt dabei ebenso eine Rolle, wie tradierte Rollenbilder und fehlende Zeitressourcen. In Beziehungen mit Männern geben Frauen das Thema Geld auch oft an sie ab. „Der Wendepunkt kommt mit der Scheidung. Manche haben  keine Ahnung, wie viel Schulden die Familie hat und was das Haus wert ist“, erzählt Claudia Prudic. 

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Die Psychologin berät im Verein „Wendepunkt“ Frauen in Finanzangelegenheiten. Ein eigens von ihr entwickelter Workshop soll das Finanz-Bewusstsein stärken und Frauen dazu animieren, sich mit der eigenen „Geldbiografie“ auseinanderzusetzen. Darauf aufbauend ist auch das aktuelle Projekt Geldheldinnen entstanden, bei dem gemeinsam mit dem Sozialunternehmen Three Coins im Auftrag des Landes Niederösterreich Frauen befragt werden, welches Wissen sie im Hinblick auf ihre Finanzen benötigen und wie man es am besten aufbereitet werden soll.

Finanzen können Spaß machen

Um die finanzielle Unabhängigkeit zu stärken, sieht die Psychologin aber nicht nur Vereine und Initiativen gefordert. Die Politik lasse Frauen in Sachen unbezahlter Sorgearbeit allein. Und der Grundstein im Umgang mit Finanzen werde in der Familie gelegt, weiß die Psychologin:„Dort sehen Kinder täglich, welche Rolle das Geld spielt, ob darüber gestritten wird, ob es genug davon gibt und was damit gemacht wird.“ Das beeinflusse  für das weitere Leben. „Was wir  mit unserer Initiative bewirken wollen, ist  , Frauen zu zeigen, dass Finanzen  Spaß machen können.“

Eine, die selbst Spaß an Finanzen hat – und genau das auch anderen Frauen vermitteln möchte –, ist Larissa Kravitz. Sie berät Frauen in Finanzfragen, ist Autorin des Buchs „Money, honey!“ und bringt in ihrem feministischen Podcast „Investorella“ Frauen das Thema Investieren näher.

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Kravitz’ Einstieg in die Welt der Finanzen wurde ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt: Beide Elternteile arbeiteten in einer Bank.  Auf ihre zahlreichen neugierigen Fragen wurde sie als junges Mädchen von ihren Eltern jedoch stets mit der Antwort „Das ist Bankgeheimnis“ abgespeist. Für Kravitz gab es also nur einen Weg: „Ich wusste, ich muss selbst einmal im Bankensektor arbeiten, wenn ich erwachsen werde.“

Gesagt, getan. Nach ihrem Bank- und Finanzwirtschaftsstudium in Wien  war Kravitz als Aktienhändlerin tätig.  In die Selbstständigkeit rutschte die 37-Jährige mehr oder weniger zufällig: „Ich habe in einer Facebook-Gruppe gefragt, ob ich etwas über das Thema Investment erzählen soll. Ein Experiment aus dem Bauch heraus. Es kamen  120 Frauen.“ Die Nachfrage wurde immer größer. Larissa Kravitz gab ihren Job auf und machte sich unter dem Namen „Investorella“ selbstständig, mit Finanz-Workshops und einem gleichnamigen Podcast. 

Wie startet man am besten?

Grundsätzlich funktioniert Geldanlage und Vermögensaufbau für Frauen und Männer ähnlich. Vor allem mit Blick auf die Pension hat das Thema für Erstere aber noch eine besondere Bedeutung. Sie verdienen nicht selten weniger als Männer, ihre Karrieren werden durch Kindererziehung unterbrochen  und sie leben länger als Männer, weshalb ein größerer finanzieller „Notgroschen“ durchaus hilfreich wäre. Und trotzdem machen sich viele erst  Gedanken darüber, wenn sie eine Familie gründen. 

Kravitz empfiehlt: „Idealerweise setzt man sich mit dem Thema Investieren auseinander, sobald man mit der Ausbildung fertig ist und sein erstes eigenes Geld verdient.“ Doch genau da tauchen bei den meisten Frauen schon die ersten Fragen auf: Wie investiert man  sein Geld in jungen Jahren am besten. Wie startet man? „Mit Goldbarren kann man gut beginnen. Diese kann man auch physisch anfassen“, erklärt die Finanzexpertin. Für Fortgeschrittene sei zudem auch die Investition in eine Immobilie eine Möglichkeit.  „Jeder sollte eine  besitzen, und sei es nur eine kleine Studentenwohnung mit 20 Quadratmetern.“

400 Milliarden Euro unverzinst

Jedes Monat einen überschaubaren Betrag zu investieren, das rät auch Sonja Ebhart-Pfeiffer, zertifizierte Finanzplanerin und ehrenamtlich für den Verband Financial Planners tätig. „Leider scheuen aber viele noch immer davor zurück, auch weil manchmal das nötige Selbstbewusstsein und Wissen fehlt, und zwar bei beiden Geschlechtern. Nicht umsonst liegen in Österreich 400 Milliarden Euro unverzinst entweder auf Sparbüchern oder Girokonten.“ 

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Im Vorfeld gelte es natürlich, sich gut zu informieren und einen Überblick über die eigene Finanzsituation zu verschaffen. „Mit der richtigen Investition ist es aber jedenfalls einfacher, auch langfristig Vermögen aufzubauen und finanziell unabhängig zu bleiben.“

Und apropos Unabhängigkeit: Einen Tipp hat Ebhart-Pfeiffer diesbezüglich vor allem noch für junge Mütter: „Machen Sie nicht den Fehler, alle laufenden Sparpläne in die Altersvorsorge mit der Gründung einer Familie zu stoppen. Nehmen Sie stattdessen auch die Väter in die Pflicht, schaffen Sie einen Ausgleich innerhalb der Familie und denken Sie über die Möglichkeit des Pensionssplittings nach, bei dem der erwerbstätige Elternteil Teile seiner Kontogutschrift an den Erziehenden übertragen kann. Denn nur wer früh vorsorgt, ist auch später finanziell auf der sicheren Seite.“  

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Die 4 wichtigsten Tipps

Investieren, nicht nur sparen

Derzeit gibt es viele Faktoren, die Anleger verunsichern. Über eine Investition zumindest nachzudenken, kann trotzdem nicht schaden. Denn Fakt ist: Wer sein Geld auf dem Konto spart, setzt es zwar grundsätzlich keinem Risiko aus. In Wirklichkeit verliert es aber aufgrund der Inflation Jahr für Jahr an Kaufkraft. Und da es derzeit kaum Zinsen gibt, können sie diesen Verlust auch nicht ausgleichen.   

Breit und langfristig anlegen

Für Börsenneulinge, die in den vergangenen zwei Boom-Jahren eingestiegen sind, ist die aktuelle Situation ungewohnt. Statt neue Höhen zu erklimmen, rauschen die Aktienkurse teilweise nach unten. Um als Anleger verschont zu bleiben, gilt es im Vorfeld zwei Grundsätze zu beachten: Streuen Sie die Geldanlage breit und investieren sie langfristig. Ein Ausstieg in Krisenzeiten ist oft nicht zu empfehlen. 

Planung ist das Um und Auf

Egal ob Online-Trading, Immobilie, Gold oder andere Vermögenswerte, wichtig ist beim Anlegen immer eine vorausschauende Planung und eine gründliche Prüfung des jeweiligen Angebots. Lassen Sie sich dabei weder locken noch drängen. Denn auch wenn die Inflation immer weiter voranschreitet, ist noch genügend Zeit, um gründlich zu planen.  

Bei Investments offen für Neues sein

Nachhaltige Investments haben Zukunft. Zahlreiche  Fondsgesellschaften und Versicherungen unterziehen sich transparenten und kontrollierten Standards. Die Kriterien der Umwelt-, Sozial- und Führungsstandards (ESG) spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie werden von Investoren in die Analyse von Wertpapieren miteinbezogen. Um soziale, ökologische und ethische Faktoren von Investitionen in Unternehmen und Staaten zu berücksichtigen und zu bewerten. Tue Gutes und profitiere