Wirtschaft/Karriere

PhD-Studierende im Ausland

Ein technisches Studium ist nicht fad und trocken, sondern ermöglicht eine internationale Karriere, eröffnet  fast  grenzenlose Möglichkeiten. Beweise? Bitte schön. Gerne. Diese vier PhD-Studierenden: Barbara Bachler, Ismeta Curkic, Bernhard  Kepplinger und  Julia Weinelt.  

Alle vier wurden zwischen 1985 und 1987 geboren,  alle vier haben an der  veterinärmedizinischen Universität in Wien Biomedizin und Biotechnologie studiert und  alle vier machen ihren PhD an renommierten Instituten im Ausland.  Woran das liegt?   An mehreren Faktoren – wie es so oft in der Wissenschaft und beim  Erfolg der Fall ist. Zum einen spielt Englisch  im Studium von Beginn an  eine große Rolle. Auch weil  das Masterstudium  in englischer Sprache stattfindet.  "Wir haben von Beginn an englische Fachartikel gelesen", erzählt Barbara Bachler. Seit drei Jahren ist sie in Harvard.

Etwa 90 Prozent der Studierenden  sammeln bereits während ihres Studiums – im Zuge eines Praktikums oder der Bachelor- oder Masterarbeit – Auslandserfahrung in renommierten Institutionen. "Dieter  Klein, unser Lehrgangsleiter, hat uns von Beginn an ermutigt ins Ausland zu gehen und Kontakte zu anderen  Wissenschaftlern zu knüpfen", sagt Julia Weinelt, derzeit in London  am King’s College.

Zugegeben: Da jedes Wintersemester nur  30 Studierende  aufgenommen werden,  ist es hier möglich, eine individuelle Betreuung zu  bieten.  Man kennt sich gut.  

 Nur: Wo die Bereitschaft  und die Offenheit für Auslandserfahrungen  nicht da ist,   wird auch die beste Betreuung nichts bewegen können. 

Harvard Medical School

An nichts geringerem als an einem Impfstoff gegen HIV arbeitet Barbara Bachler an der Medical School in Harvard.  Weltbewegend, monumental, ganz großes Kino. "Es war zu Beginn sehr aufregend. Man realisiert das gar nicht", erzählt die Oberösterreicherin. Nach drei Jahren in Boston ist sie naturgemäß  längst  in der Realität angekommen.    

Begonnen hatte alles in Zürich. "Ich war im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit für einige Monate an der Universität Zürich. Dort habe ich meine heutige Chefin kennengelernt", erzählt Bachler. Schon für die Masterarbeit griff sie auf den Kontakt zurück. Über die Schweizerin kam Bachler   nach Harvard.  "Zu Beginn war die Sprache eine Herausforderung. Das wissenschaftliche Englisch war kein Problem, eher der Small Talk", erzählt Bachler.  Dass Boston nicht Wien ist  und  die veterinärmedizinische Universität nicht Harvard, war ihr bald klar.   "Hier muss man alles alleine regeln. Ich hatte von Beginn an relativ viel Verantwortung. Das war schon cool, aber es war auch schwierig. Und man ist weit weg von der family." Zwei Mal im Jahr fliegt sie nach Hause.

 Gemeinsam mit 20 Wissenschaftlern forscht die nunmehrige PhD-Studentin  in den Labors der Elite Uni. "Es gibt hier  extrem viele unterschiedliche Nationalitäten. Viele Asiaten, viele Europäer, unter den  20  Kollegen ist nur ein Amerikaner."  In einem Jahr ist die Forscherin mit ihrem PhD fertig.  Konkrete Pläne für die Zeit danach hat sie noch nicht: "Ich kann noch nicht sagen, wohin ich dann gehe. Es kommt darauf an, bei welchen Projekten ich mitarbeiten kann."  Österreich wäre ein Ziel für sie.

Universität Zürich

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Weißer Hautkrebs – daran arbeitet Ismeta Curkic im Rahmen ihres PhD-Studiums  an der Universität Zürich.     Ewig könnte sie davon erzählen, von "eitrigem Gewebe" und  sonstigen Magenaushebern.   Nach dem Bachelor- und Master-Studium an der VetMed und Praktika in Glasgow  und  Harvard  bewarb sich Curkic für das PhD-Programm an der Life Science Graduate School Zurich. "Es war schon sehr kompetitiv. Es sind viele Bewerbungen eingetrudelt. Aber wenn man die Qualifikation und Erfahrung hat, hat man gute Chancen reinzukommen", sagt  Curkic.  Seit drei Monaten ist sie nun hier.  "Die Lebensqualität ist sehr hoch. Und in der Schweiz wird sehr viel Geld in Forschung investiert. Zürich ist teuer, aber diverse National Grants machen das Leben für Forscher leichter."

In drei bis vier Jahren  wird Curkic das  PhD-Programm  beendet haben. "Danach werde ich mich in der Industrie umschauen. In welchem Land, ist noch völlig offen. Aber  ich würde schon  noch  gerne kurz ins Ausland gehen." 

University of Newcastle

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Zwischen 60 und 70 Stunden pro Woche  im Labor –  keine Seltenheit für Bernhard Kepplinger. "Es macht wahnsinnig Spaß. Man  darf in der Forschung nicht  nach Stunden rechnen. Wenn alles funktioniert, geht man früher, wenn nicht,  später", sagt der 25-Jährige.  In diesen Stunden sucht Kepplinger  im Rahmen seines PhD-Studiums an der University of Newcastle nach neuen Antibiotika. Schon nach dem Bachelor zog es Kepplinger ins Ausland. "Die VetMed ist eine vergleichbar kleine Uni. Da war es kein Problem, ein Stipendium zu bekommen."  Er entschied sich für Newcastle und arbeitete im Rahmen der Masterarbeit mit einer kleinen britischen Spin-off Firma zusammen. Sein  Aufenthalt wird ihm über ein Doktoratscenter finanziert. Die Wohnung bezahlt er aus eigener Tasche.  "Ich vermisse Wien schon sehr", sagt er. Aber man lernt hier sehr schnell neue Leute kennen. Sie sind gerne im Pub und wenn man auch selbst gerne im Pub ist, ergibt sich das."

Jedoch:  Auch im Pub wird zumeist über die Wissenschaft diskutiert – nicht nur fabuliert.

King’s College London

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Das Studium Biotechnologie und Biomedizin an der  VetMed in Wien war  im Falle Julia Weinelt eher ein Selbstversuch. "Ich wusste nicht so richtig, worauf ich mich einlasse", sagt sie. Ein bessere Wahl hätte sie für sich aber kaum treffen können. "Dieter  Klein, unser Lehrgangsleiter, hat uns von Beginn an ermutigt, ins Ausland zu gehen und Kontakte zu anderen  Wissenschaftlern zu knüpfen."  

Das hat sie getan. "Jeder Laborleiter freut sich, wenn sich  junge Wissenschaftler bewerben." Inzwischen hat sie in Cambridge, Massachusetts und Miami geforscht. Seit Jänner ist die 26-jährige PhD-Studentin in London.   "In der HIV-Forschung. Es geht um   Virus-Wirt-Interaktion",  erklärt sie – auch für Laien verständlich.    Wie  viel sie im Labor steht, hat sich Weinelt noch nie überlegt.  "Wenn man den PhD in so einem Fach macht, macht man das gerne." Wohin sie nach London gehen will, weiß sie nicht. "Ich könnte mir alles vorstellen. Man sucht sich auch eher das Labor aus und  nicht das Land."