PhD-Studierende im Ausland
Von Andrea Hlinka
Ein technisches Studium ist nicht fad und trocken, sondern ermöglicht eine internationale Karriere, eröffnet fast grenzenlose Möglichkeiten. Beweise? Bitte schön. Gerne. Diese vier PhD-Studierenden: Barbara Bachler, Ismeta Curkic, Bernhard Kepplinger und Julia Weinelt.
Alle vier wurden zwischen 1985 und 1987 geboren, alle vier haben an der veterinärmedizinischen Universität in Wien Biomedizin und Biotechnologie studiert und alle vier machen ihren PhD an renommierten Instituten im Ausland. Woran das liegt? An mehreren Faktoren – wie es so oft in der Wissenschaft und beim Erfolg der Fall ist. Zum einen spielt Englisch im Studium von Beginn an eine große Rolle. Auch weil das Masterstudium in englischer Sprache stattfindet. "Wir haben von Beginn an englische Fachartikel gelesen", erzählt Barbara Bachler. Seit drei Jahren ist sie in Harvard.
Etwa 90 Prozent der Studierenden sammeln bereits während ihres Studiums – im Zuge eines Praktikums oder der Bachelor- oder Masterarbeit – Auslandserfahrung in renommierten Institutionen. "Dieter Klein, unser Lehrgangsleiter, hat uns von Beginn an ermutigt ins Ausland zu gehen und Kontakte zu anderen Wissenschaftlern zu knüpfen", sagt Julia Weinelt, derzeit in London am King’s College.
Zugegeben: Da jedes Wintersemester nur 30 Studierende aufgenommen werden, ist es hier möglich, eine individuelle Betreuung zu bieten. Man kennt sich gut.
Nur: Wo die Bereitschaft und die Offenheit für Auslandserfahrungen nicht da ist, wird auch die beste Betreuung nichts bewegen können.
Harvard Medical School
An nichts geringerem als an einem Impfstoff gegen HIV arbeitet Barbara Bachler an der Medical School in Harvard. Weltbewegend, monumental, ganz großes Kino. "Es war zu Beginn sehr aufregend. Man realisiert das gar nicht", erzählt die Oberösterreicherin. Nach drei Jahren in Boston ist sie naturgemäß längst in der Realität angekommen.
Begonnen hatte alles in Zürich. "Ich war im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit für einige Monate an der Universität Zürich. Dort habe ich meine heutige Chefin kennengelernt", erzählt Bachler. Schon für die Masterarbeit griff sie auf den Kontakt zurück. Über die Schweizerin kam Bachler nach Harvard. "Zu Beginn war die Sprache eine Herausforderung. Das wissenschaftliche Englisch war kein Problem, eher der Small Talk", erzählt Bachler. Dass Boston nicht Wien ist und die veterinärmedizinische Universität nicht Harvard, war ihr bald klar. "Hier muss man alles alleine regeln. Ich hatte von Beginn an relativ viel Verantwortung. Das war schon cool, aber es war auch schwierig. Und man ist weit weg von der family." Zwei Mal im Jahr fliegt sie nach Hause.
Gemeinsam mit 20 Wissenschaftlern forscht die nunmehrige PhD-Studentin in den Labors der Elite Uni. "Es gibt hier extrem viele unterschiedliche Nationalitäten. Viele Asiaten, viele Europäer, unter den 20 Kollegen ist nur ein Amerikaner." In einem Jahr ist die Forscherin mit ihrem PhD fertig. Konkrete Pläne für die Zeit danach hat sie noch nicht: "Ich kann noch nicht sagen, wohin ich dann gehe. Es kommt darauf an, bei welchen Projekten ich mitarbeiten kann." Österreich wäre ein Ziel für sie.
Universität Zürich
Weißer Hautkrebs – daran arbeitet Ismeta Curkic im Rahmen ihres PhD-Studiums an der Universität Zürich. Ewig könnte sie davon erzählen, von "eitrigem Gewebe" und sonstigen Magenaushebern. Nach dem Bachelor- und Master-Studium an der VetMed und Praktika in Glasgow und Harvard bewarb sich Curkic für das PhD-Programm an der Life Science Graduate School Zurich. "Es war schon sehr kompetitiv. Es sind viele Bewerbungen eingetrudelt. Aber wenn man die Qualifikation und Erfahrung hat, hat man gute Chancen reinzukommen", sagt Curkic. Seit drei Monaten ist sie nun hier. "Die Lebensqualität ist sehr hoch. Und in der Schweiz wird sehr viel Geld in Forschung investiert. Zürich ist teuer, aber diverse National Grants machen das Leben für Forscher leichter."
In drei bis vier Jahren wird Curkic das PhD-Programm beendet haben. "Danach werde ich mich in der Industrie umschauen. In welchem Land, ist noch völlig offen. Aber ich würde schon noch gerne kurz ins Ausland gehen."
University of Newcastle
Zwischen 60 und 70 Stunden pro Woche im Labor – keine Seltenheit für Bernhard Kepplinger. "Es macht wahnsinnig Spaß. Man darf in der Forschung nicht nach Stunden rechnen. Wenn alles funktioniert, geht man früher, wenn nicht, später", sagt der 25-Jährige. In diesen Stunden sucht Kepplinger im Rahmen seines PhD-Studiums an der University of Newcastle nach neuen Antibiotika. Schon nach dem Bachelor zog es Kepplinger ins Ausland. "Die VetMed ist eine vergleichbar kleine Uni. Da war es kein Problem, ein Stipendium zu bekommen." Er entschied sich für Newcastle und arbeitete im Rahmen der Masterarbeit mit einer kleinen britischen Spin-off Firma zusammen. Sein Aufenthalt wird ihm über ein Doktoratscenter finanziert. Die Wohnung bezahlt er aus eigener Tasche. "Ich vermisse Wien schon sehr", sagt er. Aber man lernt hier sehr schnell neue Leute kennen. Sie sind gerne im Pub und wenn man auch selbst gerne im Pub ist, ergibt sich das."
Jedoch: Auch im Pub wird zumeist über die Wissenschaft diskutiert – nicht nur fabuliert.
King’s College London
Das Studium Biotechnologie und Biomedizin an der VetMed in Wien war im Falle Julia Weinelt eher ein Selbstversuch. "Ich wusste nicht so richtig, worauf ich mich einlasse", sagt sie. Ein bessere Wahl hätte sie für sich aber kaum treffen können. "Dieter Klein, unser Lehrgangsleiter, hat uns von Beginn an ermutigt, ins Ausland zu gehen und Kontakte zu anderen Wissenschaftlern zu knüpfen."
Das hat sie getan. "Jeder Laborleiter freut sich, wenn sich junge Wissenschaftler bewerben." Inzwischen hat sie in Cambridge, Massachusetts und Miami geforscht. Seit Jänner ist die 26-jährige PhD-Studentin in London. "In der HIV-Forschung. Es geht um Virus-Wirt-Interaktion", erklärt sie – auch für Laien verständlich. Wie viel sie im Labor steht, hat sich Weinelt noch nie überlegt. "Wenn man den PhD in so einem Fach macht, macht man das gerne." Wohin sie nach London gehen will, weiß sie nicht. "Ich könnte mir alles vorstellen. Man sucht sich auch eher das Labor aus und nicht das Land."