Lieber arbeitslos als unglücklich: So ticken Österreichs Arbeitnehmer
Seit Wochen dominieren Debatten rund um die Vier-Tage-Woche und einen späteren Pensionsantritt den Arbeitsmarkt. Wie stehen Österreichs Arbeitnehmer zu diesen Themen?
Der "Workmonitor 2023" von Randstad zeigt: 42 Prozent von ihnen sind bei Vollzeitbeschäftigung für eine "reduzierte Wochenarbeitszeit - z.B. Vier-Tage-Woche", wenn sie die Wahlmöglichkeit hätten.
Ebenso viele würden gerne bereits vor dem 60. Lebensjahr in Pension gehen. Und: Fast ein Drittel wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf.
1.000 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 18 und 67 Jahren wurden zu den Entwicklungen am Arbeitsmarkt befragt.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, wie stark sich die Lebensmodelle und Bedürfnisse vor allem bei jüngeren Menschen gewandelt haben. Ulla Havas, Chief Operating Officer von Randstad Österreich: "Vor allem jüngere Menschen - wie z.B. die Generation Z - wünschen sich flexiblere und kürzere Arbeitszeiten, um eine ausgewogenere Work-Life-Balance einhalten zu können."
Demnach würden mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) keine Arbeit annehmen, welche die Work-Life-Balance stören könnte.
Havas: " Angesichts des akuten Arbeitskräftemangels heißt das auch, dass Arbeitgeber mit besonderen Benefits bei Arbeitnehmerin und Bewerbern punkten können, wie z. B. einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Ein derartiges britisches Pilotprojekt mit rund 3.000 Beschäftigten verlief kürzlich so erfolgreich, dass die allermeisten der mehr als 60 teilnehmenden Unternehmen dieses Konzept beibehalten wollen.“
Was den Eintritt in den Ruhestand betrifft, beziehen die Österreicher der Studie zufolge ebenso klar Stellung. Auf die Frage „In welchem Alter würden Sie in einer idealen Welt in Pension gehen?“ gaben vier von zehn Befragten (42 %) an: „Bevor ich 60 werde“ – wobei nur 9 Prozent glauben, dies tatsächlich erreichen zu können.
Rund 26 Prozent votierten für „60-64“ und nur rund 9 Prozent für „65-69“ Jahre.
„Der Wunsch der Menschen, die Pension viel früher genießen zu können, steht diametral dem Ansinnen von Arbeitsminister Martin Kocher gegenüber, die Österreicher mit Anreizen dazu zu bewegen, nach dem Pensionsantrittsalter weiterzuarbeiten.
Auch für seinen Plan, Pensionisten zwischen 60 und 65 zurückzuholen und wieder ins Arbeitsleben einzugliedern, werden sich nicht sehr viele erwärmen können, wie die Antworten zeigen“, kommentiert Bjørn Toonen, Managing Director von Randstad Österreich.
Die Bestrebungen, Menschen länger in Beschäftigung zu halten, werden allerdings noch durch einen gewichtigen Faktor unterstützt: Drei Viertel (74 %) der Befragten führten die „finanzielle Lage“ als Haupthindernis an, den Ruhestand zum gewünschten Zeitpunkt antreten zu können.
Lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf?
Besonders interessant sind die Ergebnisse der Studie, wenn es um die Einstellung zur Arbeit unter den Arbeitnehmern geht. Fast zwei Drittel (62 %) der Erwerbstätigen ordnen Arbeit in ihrem Leben zwar als „wichtig oder sehr wichtig“ ein.
Allerdings stimmen auch 3 von 10 Befragten der Aussage „Ich wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf“ zu.
Ein noch größerer Anteil (45 %) würde kündigen, wenn der Job sie daran hindern würde, ihr Leben zu genießen.
Mehr als ein Viertel (26 %) der Befragten hat schon einmal gekündigt, weil sie sich in einem toxischen Arbeitsumfeld befanden.
„Diese Einstellungen haben sich während der letzten Pandemiejahre verschärft, wie auch die aufgekommenen Phänomene ‚Great Resignation’ und ‚Quiet Quitting‘ zeigen. Der Wunsch, einer sinnstiftenden, erfüllenden Arbeit nachzugehen und diese mit dem Privatleben in Einklang zu bringen, ist stärker ausgeprägt als zuvor“, sagt Havas.
Drei von zehn heimischen Arbeitnehmern outen sich der Studie zufolge als „Quiet Quitters“ – haben ihren Job also innerlich „still und leise“ gekündigt und machen nur noch Dienst nach Vorschrift, ohne sich darüber hinaus zu engagieren.