Wirtschaft/Karriere

Kantinenparty mit gutem Zweck

John Mwene sagt lachend: „Nenn mich ruhig John Wayne“, nimmt die zwei Teller mit indischem Gemüsecurry und balanciert den dritten mit den Fleischknödeln auf dem rechten Unterarm. In „Magdas Kantine“ serviert er täglich Mittagsmenüs (um 7,50 und 8,50 Euro) und Kaffee. Mwene kam 1987 aus Mombasa nach Österreich. Nach zehn Jahren Hotellerie und zwei Lokal-Gründungen landete er in der Langzeitarbeitslosigkeit.
Jetzt arbeitet er gemeinsam mit anderen ehemals Langzeitarbeitslosen, Flüchtlingen und Mitarbeitern in „Magdas Kantine“ in der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten. „Die Idee finde ich super“, sagt er. „Sie bringt den Leuten neue Perspektiven.“
Über der Kantine und nebenan haben sich im Fabriksgebäude aus rotem Backstein Künstler in Ateliers und Sozialprojekte eingemietet. Umgeben von den Gemeindebauten des Kretaviertels ist Magdas Kantine nahezu konkurrenzlos. Innen wirkt es modern, schräge Kunst an den Wänden, runde Glaslampen hängen von der hohen Decke. Es ist 14 Uhr, die Kantine ist immer noch gut besucht. Die Klientel: Damen und Herren zwischen 35 und 55, Mitarbeiter aus den umliegenden Firmen.


Sozial und wirtschaftlich

Betrieben wird Magdas Kantine als „Social Business“ von den Caritas Services. Unter der Marke „Magdas“ baut die Caritas gerade diverse soziale Unternehmen auf, die ihren Gewinn ins Geschäft reinvestieren und so Wirtschaftlichkeit und soziale Ziele miteinander verschränken – wie das Reinigungsservice „Magdas Services“ oder Magdas Hotel, in dem ab Februar zum Großteil Flüchtlinge arbeiten werden. Damit will die Caritas weg vom Spendencharakter, sagt Caritas-Services-Geschäftsführer Clemens Foschi. Die Mitarbeiter kommen meist aus den AMS-geförderten sozioökonomischen Betrieben, „sie sollen hier für ein halbes Jahr bis maximal ein Jahr arbeiten“, sagt Foschi. Auch andere sollen eine Chance auf Jobs haben. Es sind Menschen, die bereits im zweiten – geschützten – Arbeitsmarkt eingearbeitet sind, aber noch nicht ganz fit für den ersten Arbeitsmarkt.
Seit vergangenen Samstag ist „Magdas Kantine“ geöffnet, montags bis freitags von acht bis 19 Uhr. Ruben Turner leitet das Restaurant. Es war chaotisch während des Probebetriebs, räumt er ein, „wir brauchen noch mehr Struktur“. Das Team sei ganz gut eingespielt, die Mitarbeiter waren schon während der sechswöchigen Testphase dabei. Die Atmosphäre ist familiär, hinter der Theke wird gescherzt. Der 25-Jährige hatte einen steilen Aufstieg zum Restaurantleiter im alterwürdigen Restaurant Salzamt in der Wiener City hingelegt. Danach wollte er die Gastronomie sein lassen und sich der Migrationsberatung widmen. Er absolvierte einen Lehrgang zum Thema Migration. Als er das Inserat von „Magdas Kantine“ entdeckte, war ihm klar: „Das ist mein Job.“


Wiener Gastronomie

Auch mit Küchenleiter Peter Pölzl hat man einen erfahrenen Gastronomen gefunden. Er studierte Kunst und Fotografie und rutschte als ehemaliges Wirtskind vor fünf Jahren in die lang vermiedene Gastronomiebranche. Pölzl kochte im Expedit, im Café Central, im Aromat und im Intermezzo auf. Als Kumpel von Clemens Foschi war ihm die Idee von „Magdas Kantine“ schon seit drei Jahren vertraut. Er schätzt den sozialen Charakter des Unternehmens: „Es ist wichtig, etwas zu tun, damit die Menschen auf dem Arbeitsmarkt nicht völlig unter die Räder kommen.“
Ab Ende 2015 will Clemens Foschi auch Catering anbieten. Für die Firmen in der Ankerbrotfabrik tut „Magdas Kantine“ das schon jetzt. Ruben Turner hat eine weitere Vision: „Wir wollen ein Treffpunkt sein – auch für die Menschen aus dem Gemeindebau.“ Ab Jänner 2015 will er freitagabends Leben ins triste Viertel bringen – mit Livemusik.

1. Wenn du benachteiligte Menschen am Arbeitsmarkt fördern willst, achte auf die Wahl der Branche. Die Jobs müssen für gering qualifizierte Menschen passen. Beispielsweise ist es in der Gastronomie, in der Hotellerie und im Facility Management gut möglich, solche Mitarbeiter zu beschäftigen.

2. Denke ganzheitlich. Es ist gut, Flüchtlinge als Mitarbeiter einzustellen. Aber wenn deine Produkte, die du beispielsweise in deinem Restaurant anbietest, aus schlechten Arbeitsbedingungen stammen, passt das nicht. Auch die Produkte sollten nachhaltig produziert worden sein – regional oder über Fair Trade. Deine Lieferanten und Kooperationspartner sollten zu deiner Geschäftsidee passen und sozial denken.

3. Such dir Kooperationspartner, die dir weiterhelfen. Das Arbeitsmarktservice, sozialökonomische Betriebe beispielsweise der Caritas oder Flüchtlingsberatungsstellen können dir bei der Suche nach benachteiligten Mitarbeitern helfen.

4. Nutze Förderungen über das AMS. Um Menschen mit Behinderung und Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren, gibt es Eingliederungsbeihilfen für Unternehmen.

5. Stecke dir deine Ziele nicht zu hoch. Es braucht eine gewisse Anlaufzeit, damit sich dein soziales Business stabilisieren kann. Schau, dass die zentralen Prozesse funktionieren, bevor du weitere Mitarbeiter einstellst und den Prozentsatz von benachteiligten Mitarbeitern erhöhst.