Interview: „Wir sind keine Elite-Uni“
Von Andrea Hlinka
Nur 50 von 700 Bewerbern haben pro Studienjahr die Chance, an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) zu einem Gott in Weiß ausgebildet zu werden. Zwischen zwei Operationen findet Herbert Resch, Primar der Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Salzburg und Rektor der Paracelsus-Uni, Zeit, über die Uni zu sprechen.
KURIER: Was macht einen guten Arzt aus?
Herbert Resch: Die Zuwendung zum Patienten. Kommunikationsfähigkeit, Ausdauer, die Fähigkeit, in Stresssituationen nicht zu entgleisen, die Nerven zu bewahren, die Bereitschaft, sich in die Patienten hineinzudenken, den Willen zum lebenslangen Lernen.
Das Aufnahmeprozedere der PMU ist dreigeteilt: Bewerbung, Computertest, persönliches Gespräch. Worauf wird Wert gelegt?
Unser Auswahlverfahren ist auf Persönlichkeitsfaktoren bezogen. Wir stellen keine naturwissenschaftlichen Fragen, sondern solche , die soziale Kompetenz, Teamkompetenz, Motivation, Ausdauer und Intelligenz betreffen.
Wie wurde der Computertest entwickelt?
Er wurde gemeinsam mit der amerikanischen Mayo Clinic und einer Firma entwickelt. Die besten 150 werden zum Hearing geladen und jeder Bewerber wird eine Stunde lang von einer Kommission befragt.
Wer sitzt in dieser besagten Kommission?
Ein Psychologe oder Psychiater leitet das Team, jemand von der PMU und eine Führungsperson aus dem Klinikum.
Wie hoch ist der Frauenanteil an der PMU?
Rund 60 Prozent.
Die Kritik am Eignungstest Medizin, der an den Unis Wien und Innsbruck durchgeführt wird, ist groß: Erstmals wurde heuer geschlechtsspezifisch ausgewertet. Ihre Meinung?
Ich kenne den Test zu wenig. Frauen haben eine besondere soziale Kompetenz. Das ist die Erklärung für die 60 Prozent an unserer Uni.
Werden Frauen an der PMU unter anderen Kriterien bewertet?
Keinesfalls.
Wie viele deutsche Studierende hat die PMU?
Wir haben keine Quote. Ein Drittel der Studierenden sind Nicht-Österreicher, davon der Großteil Deutsche.
Pro Studienjahr verlangt die PMU Studiengebühren in Höhe von 10.500 Euro. Wie viele Studierende nehmen Stipendien in Anspruch?
Wir verlangen Studiengebühren und zwar nicht wenig, das ist richtig. Das sind ungefähr 20 Prozent der Kosten, die der Studienplatz verursacht. Über die bisherigen Jahre verteilt, erhalten zirka 25 Prozent der Studierenden ein Stipendium der Paracelsus Universität.
Sehen Sie die Paracelsus-Uni als Elite-Uni?
Wir sind sicher keine finanzielle Elite-Universität. Das beweisen wir laufend. Was die geistige Elite angeht: Wenn man 10.500 Euro verlangt, muss man etwas bieten. Vielleicht sind wir ein bisschen anders. Aber wir werden uns hüten zu sagen, dass wir besser sind. Das müssen andere beurteilen.
Das Jahresbudget der Uni setzt sich aus Subventionen, Studiengebühren, privaten Sponsoren und Gebühren für Fortbildungskurse und Forschungsgelder zusammen. Wie ist die Verteilung?
Ungefähr je ein Viertel.
Minister Karlheinz Töchterle hat die Unis aufgefordert, vermehrt private Sponsoren zu suchen. Ohne private Sponsoren würde es die PMU nicht geben. Wie gehen Sie mit der Abhängigkeit um?
Wir versuchen, alles über den Zeitraum von fünf Jahren abzuwickeln. Der Förderer kann die Summe auf fünf Jahre aufteilen. Wir haben befürchtet, dass wir das Krisenjahr 2009 spüren werden. Das war nicht der Fall.
Anfang des Jahres hat Didi Mateschitz mit einer Spende in Höhe von 70 Millionen Euro für Aufsehen gesorgt.
Ich kenne Herrn Mateschitz seit 2002. Das Vertrauen hat sich entwickelt.
Mit einer Spende ab 1000 Euro pro Jahr wird man Mitglied im Förder-Klub. Dann bekommt man zum Beispiel ein Kaffeehäferl geschenkt. Das überzeugt niemanden. Wieso spenden die Leute?
Wir haben rund 100 Förderer, die deutlich mehr als 1000 Euro spenden. Die meisten kommen aus dem Bundesland Salzburg und dem bayrischen Raum. Sie sind an einer guten medizinischen Versorgung interessiert. Häufig sind unsere Förderer Unternehmer: Sie können dem Gedanken einer Privatuni etwas abgewinnen. Und es gibt Menschen, die vermögend sind und durchaus das Bedürfnis haben, Gutes zu tun.
Privatunis sind oft dem Verdacht ausgesetzt, dass eine großzügige Spende den Studienplatz sichert.
Das lehnen wir vehementest ab. Es gibt genug Söhne und Töchter wohlhabender Eltern, die wir nicht nehmen konnten, weil sie die Eignungstests nicht geschafft haben. Wir sind hier sehr objektiv und konsequent. Wir würden schon Geld angeboten bekommen, aber wir nehmen es nicht an. Man kann kein Auge zudrücken. Wir würden unsere Reputation verlieren.
Zur Person: Herbert Resch
Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität nahm 2003 als Österreichs erste und Europas zweite medizinische Universität in privater Trägerschaft den Studienbetrieb auf. Von Beginn an wurde auf private Förderer gesetzt, Anfang 2012 hatte Dietrich Mateschitz mit einer Spende von 70 Millionen Euro für Aufsehen gesorgt.
Herbert Resch wurde 1950 in Gleisdorf geboren. Er studierte Veterinärmedizin in Wien, danach Humanmedizin an der Uni Innsbruck. 1993 kam er ans Landeskrankenhaus Salzburg. 2003 war er Gründungsrektor der PMU. 2008 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen des Österreichischen Roten Kreuzes, 2010 das Ehrenzeichens des Landes Salzburg verliehen.