Wirtschaft/Karriere

Informant von echten Krimis

Zwei Tage lang wurde Mario Hejl mit zig Anrufen und Mails bombardiert. Irgendwann gab sein Handy den Geist auf. Schuld war die sogenannte "Eisprinzessin". Als die Leichen im Keller der Eisdieleninhaberin gefunden wurden, war Mario Hejl Pressesprecher bei der Wiener Polizei.

Viel Abgründiges hat der 42-Jährige in seinem Leben immer wieder gesehen. Zehn Jahre war er bei der Kripo, begegnete auf Streife Raub, Mord und Totschlag, ermittelte im Fall Julius Meinl und im AMIS-Betrug. Dann wechselte er als Pressesprecher zur Wiener Polizei. „Auch da war ich vor Ort, bei der Leich‘“, sagt Hejl.

Seit dem Vorjahr ist er als Pressesprecher im Bundeskriminalamts (BKA) tätig. Hier ist der Stress etwas besser verteilt, das Verbrechen ist abstrakter: Cyberkriminelle, Sexunholde, die sich über Facebook an Minderjährige heranpirschen, organisierte Kriminalität über die Landesgrenzen hinweg. Zu tun hat Hejl trotzdem genug.

Was gehört zu Ihren Aufgaben?

Ich behandle alles von Cybercrime bis Wirtschaftskriminalität, von Raub bis zum Mordfall, also Cold Case Management. Wir leisten auch Präventionsarbeit, kommunizieren beispielsweise, wie die Bürger sich vor Cybercrime besser schützen können. Ich schreibe Reden für unsere Führungspersönlichkeiten, bereite Präsentationen vor, organisiere Veranstaltungen, Pressekonferenzen.

Sie waren bei der Kripo – wollten Sie weg von den harten Einsätzen?

Das war nicht das Problem. Ich wollte mich beruflich verändern, mich weiterentwickeln. Mich hat Kommunikation und Pressearbeit interessiert.

Was tun Sie bei einem neuen Fall?

Ich lasse mich von den Ermittlern briefen. Es muss ja fachlich fundiert sein, was ich medial transportiere. Oft muss ich den Fachjargon für die Medien eindeutschen.

Welche Fähigkeiten braucht man?

Eine dicke Haut, sowohl intern als auch extern. Man muss flexibel sein und schlagfertig. Wenn eine Mordmeldung aufpoppt, laufen die Telefone heiß, da muss ich in wenigen Minuten ein Wording beisammen haben. Dann muss man darauf vorbereitet sein, dass es heute nichts wird mit dem Heimgehen.

Was ist die größte Herausforderung in der internen Kommunikation?

Dass Bewusstsein darüber, wie wichtig Medienarbeit für das Messen der polizeilichen Leistung ist, fehlt zum Teil.

Was ist das Schönste an Ihrer Arbeit?

Die Abwechslung. Ich gehe in die Arbeit und weiß nicht, was passieren wird.

Was mögen Sie gar nicht? Wenn Boulevardblätter Fotos von Opfern veröffentlichen. Und damit auch noch die Angehörigen zu Opfern machen. Das ist sehr störend – für die Ermittler und für uns.

Was müssen Sie können?

Reden. Und schreiben.

Wann schalten Sie Ihr Handy aus?

Nie. Ich habe zwei Wochen pro Monat nachts und auch am Wochenende Bereitschaft – ich teile mir den Bereitschaftsdienst mit meiner Chefin.

Ihr Ausgleich zum Job?

Sport und Freunde.

Wie viel verdienen Sie?

Dazu sage ich nur soviel: Ich mache gerade den Master-Abschluss, hätte schon gern, dass er sich auszahlt (lacht).

Was wollten Sie werden, als Sie klein waren?

Polizist, wie mein Onkel. Beim Spielen von „Räuber und Gendarm“ war ich immer der Gendarm.

Ihre beruflichen Ziele?

Eine akademische Laufbahn im Bundeskriminalamt.

Zur Person: Mario Hejl

Lebenslauf Der gebürtige Steirer hatte Werkzeugmacher gelernt, nach dem Bundesheer bewarb er sich bei der Wiener Polizei, absolvierte die zweijährige Polizeischule. Nach fünf Jahren als Streifenbeamter ließ er sich 1999 zum Kriminalbeamten ausbilden und war im Sicherheitsbüro (heutiges Landeskriminalamt) im Bereich Wirtschaftskriminalität und Betrugsbekämpfung tätig. Danach absolvierte Hejl eine interne Ausbildung für Medienarbeit. Von 2009 bis 2012 war der Vater einer Tochter Pressesprecher der Wiener Polizei, seit einem Jahr ist er Pressesprecher im Bundeskriminalamt. Hejl studiert an der FH Campus Wien "Risk Management".

Bundeskriminalamt in Zahlen 700 Beamtenarbeiten im Bundeskriminalamt.30.000 Beamte sind im Innenministerium tätig.