Wirtschaft/Karriere

Nach den großen Crashes: So lange dauerte es bis zur Erholung

Die Corona-Pandemie hat zwar nicht den tiefsten, aber bis dato steilsten Absturz der Börsenkurse ausgelöst. Innerhalb von fünf Wochen ein Minus von 37 Prozent (Dow Jones/USA), 34 Prozent (S&P500/USA), 39 Prozent (DAX/Frankfurt) bzw. 49 Prozent (ATX/Wien): Das gab es davor noch nie. Wann werden diese Verluste wettgemacht sein? Das kann niemand seriös prognostizieren. Deshalb ein Blick in die Geschichtsbücher.

1920er: Große Depression

Auf eine Blütezeit voll Lebensfreude, das Jazz Age der „Roaring Twenties“, folgte die Urmutter aller Krisen: Ein Immobilien- und Bankencrash mündeten in eine schier endlose Depression mit Massenarbeitslosigkeit und den Zweiten Weltkrieg. Die Börsen durchliefen mehr als zwei Jahrzehnte lang einen Bärenmarkt. Der S&P500 kletterte erst 25 Jahre später wieder auf jenes Niveau, das er 1929 erreicht hatte (Grafik). Was sich hoffentlich nicht wiederholt.

1987: Schwarzer Montag

Die 1980er waren die Zeit der „Corporate Raider“, die Börsenfirmen kaperten, ausschlachteten und die Kurse hochtrieben – meist auf Pump finanziert. Erstmals wickelten simple Computersysteme den Handel ab. Dazu ein Streit zwischen USA und Deutschland über Zinsen und Wechselkurse, fertig war der Giftcocktail: Der Dow Jones stürzte 36 Prozent ab und brauchte 22 Monate, um sich wieder zu erfangen.

2000/’01: New-Economy-Hype und 9/11

Erst die geplatzte Dotcom-Blase, dann die Terroranschläge auf New York und Washington. Das bewirkte ein über 33 Monate aufgelaufenes Minus im Dow Jones von 38 Prozent. Etwas länger, nämlich 48 Monate dauerte die Erholung.

2008/’09: Lehman-Pleite, Große Rezession

Die Krise, an deren Folgen wir bis heute kauen, schickte den Dow Jones auf eine Talfahrt um 54 Prozent. Wie 2000 dauerte es vier Jahre (48 Monate), um den Verlust wettzumachen. Der breitere S&P500 hatte gerade erst die Einbußen von 2000 aufgeholt, da ging es wieder runter: Für einen stabilen Aufwärtstrend hieß es hier 13 Jahre warten.

 

Aktien kaufen und vergessen

Deshalb sieht Leo Willert, Chef von ARTS Asset Management, den Rat „Aktien kaufen und am besten vergessen“ (also Verluste aussitzen) skeptisch. „Das ist psychologisch extrem fordernd, diese Disziplin bringen wenige auf.“ Zudem würden die meisten Menschen nicht so lange Anlagehorizonte verfolgen. Anhand der eigenen Fonds sehe man eine Behalteperiode von sieben bis zehn Jahre. ARTS setzt auf automatische Algorithmen, die versuchen, stabile Trends auszumachen.

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Ein Funken Hoffnung

Der Wiener ATX hat sein Rekordhoch von knapp 5.000 Punkten (2007) seither nie wieder erreicht. Im ATX Total Return, der die Dividenden miteinrechnet, war es im Jänner 2018 fast soweit, danach ging es aber wieder bergab.

Frustrierend? Eine Hoffnung gibt es freilich: Weil die Umstände der Corona-Krise so außergewöhnlich sind, könnte die Erholung von historischen Mustern abweichen. Dieses Mal geht es vielleicht doch rascher.