Die Spielregeln der Großen
Von Andrea Hlinka
Wer für ein Lächeln, ein glockenhelles "Guten Morgen" oder den besonderen Zugang zu einem Projekt den bösen Blick vom Vorgesetzten kassiert, kann nicht in einem erfolgreichen Unternehmen arbeiten. Zumindest nicht mehr lange.
Das besagt eine aktuelle IBM-Studie. 1700 CEOs wurden einzeln gefragt, wie sie auf veränderte Marktsituationen reagieren und welche Pläne sie haben. Die Zusammenfassung: Marktsituation und Marktentwicklungen kommen weniger Bedeutung zu als bisher, CEOs werden sich darauf konzentrieren, ihr Unternehmen offener zu gestalten. IBM hat aus den Antworten drei Handlungsfelder definiert: Soziale Medien spielen im Kundenkontakt eine große Rolle, erfolgreiche Unternehmen gehen mehr und intensivere Kooperationen ein und schaffen es dadurch, weit innovativer zu sein als kooperationsscheue Unternehmen. Ebenfalls entscheidend: eine offene Unternehmenskultur.
Schon im Jahr 1992 hat eine Studie gezeigt, dass eine positive Unternehmenskultur starken Einfluss auf die Performance des Unternehmens hat. Die Harvard-Professoren John Kotter und James Heskett stellten in einer Langzeituntersuchung fest, dass wertorientierte Unternehmen ein vier Mal höheres Umsatzwachstum in elf Jahren hatten, ein um sieben Mal höheres Mitarbeiterwachstum, einen zwölf Mal höher ansteigenden Aktienkurs und einen 756-mal höheren Zuwachs im Jahresreingewinn hatten.
Überzeugende Argumente – nur Mut zum Lächeln.
Die Fähigkeit zur Vernetzung
Social-Media-Plattformen spielen im Umgang mit den Kunden eine große Rolle. Erfolgreiche Unternehmen werden auf eine noch intensivere Nutzung sozialer Medien setzen. Laut der IBM-Studie werden in fünf Jahren bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen (57 Prozent) Social Media nutzen, um sich mit ihren Kunden auszutauschen.
Nun stellt sich aber für viele die Frage, wie sie den Weg in die Welt der Communities, Kommentare und Tweets angehen. Soll man etwa Werbung in Facebook schalten oder einen Twitter-Account eröffnen und wild draufloszwitschern?
"Der erste Schritt ist, Fans zu gewinnen, dann müssen die Fans gehalten und begeistert werden. Der letzte Schritt ist, dass die Fans zu multiplizieren beginnen, dass sie zu Botschaftern der Marke werden", sagt Sabine Hoffmann. Als Geschäftsführerin von Ambuzzador und im Vorstand des DMVÖ ist sie ein Profi in Buzz-Marketing (Anm.: das Erzeugen von Schneeballeffekten durch Mundpropaganda) und Social Branding.
Für den KURIER hat sie die Social Media Dos und Donts für Unternehmen formuliert:
Werte Bleiben Sie Ihrer Marke treu!
Buzz Potenzial Beobachten Sie im Alltag, was Ihre Kunden wirklich interessiert – emotional.
Strategie Identifizieren Sie: wer sind Ihre Dialoggruppen auf Social Media und entwickeln Sie vor dem Start ein Konzept für Ihr Social-Media-"Magazin".
Ressourcen Stellen Sie Ressourcen für Trainings und für die Pflege des Webauftritts zur Verfügung.
Integration Nutzen Sie Social Media als integralen Bestandteil Ihrer Kommunikation.
Motiv Betreiben Sie Social Media nicht, "weil das jetzt jeder macht".
Zwang "Weil mich der Chef gezwungen hat …": Zwingen Sie niemanden zur Social-Media-Reaktion.
Kompetenz "Das macht bei uns der Praktikant": Nur weil jemand Facebook privat nutzt, heißt das noch lange nicht, dass er das auch im Business-Umfeld kann.
Anreiz Gewinnspiele sollen nicht der einzige Anreiz sein, Fan auf Ihrer Brandpage zu werden.
Content Die Presseaussendung ist für die Pressearbeit geeignet, nicht aber für Social Media. Kreieren Sie neuen Content!
Innovation durch Partnerschaft
Einst war Nokia Weltmarktführer. Lange ist es her, seit Jahren schon strauchelt der finnische Handy-Riese. Manche sagen, dass die Management-Strategie die falsche war. Klar ist, dass Trends verschlafen wurden und nicht auf die Bedürfnisse der Kunden eingegangen wurde. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Nokia weitere 10.000 Stellen streichen wird – die neuen Smartphones verkaufen sich nur mäßig. Nokia steckt in roten Zahlen fest und muss dringend die Kosten senken.
Aber Nokia ist noch nicht tot: Im Februar 2011 verkündete man die enge Zusammenarbeit mit Microsoft an. Auf Nokia Smartphones ist nun Windows Phone das primäre Betriebssystem. Dumm nur, dass die Hardware Microsofts neue Version Windows Phone 8 scheinbar nicht unterstützt. Im Herbst sollen die ersten Windows-Phone-8-Geräte in den Handel kommen – vielleicht ist das der lang ersehnte Erfolg. Ob die Allianz den Partnern einen gleich großen Nutzen bringt, ist fraglich. Im Idealfall sollte sie das, denn Partnerschaften machen langfristig nur dann Sinn, wenn beide Parteien einen wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen. Dann sind sogar Partnerschaften sinnvoll, die in anderen Bereichen als Wettbewerber gelten. "Gemeinsam mit Partnern Innovationen voranzutreiben, ist eine kluge Strategie – nicht zuletzt deshalb, weil sich dadurch auch neue Geschäftsfelder erschließen lassen" schreibt auch IBM in der Studie.
Auch in der Autobranche geht es umtriebig zu, wenn es um Kooperationen geht: Der kleine Fiat 500 etwa entstand in Kooperation mit Ford Motors, der Fiat Punto mit General Motors und der Fiat Seidici mit Suzuki. So mussten die Entwicklungskosten von einer Milliarde Euro pro Auto nicht alleine getragen werden.
Ein Meister der Partnerschaften ist auch der Soft- drinkhersteller Red Bull: Beim derzeitigen Projekt Red Bull Stratos (Felix Baumgartner wird aus 36.576 Metern von einem Heliumballon abspringen und als erster Mensch die Schallmauer durchbrechen) ist etwa Riedel Communications (Hersteller von Kommunikationstechnik) als Partner mit an Bord. Die Kommunikationslösungen stammen laut der Stratos-Webseite allesamt von Riedel – einem Unternehmen aus dem Wuppertal.
Offenheit und Unternehmenswerte
Die Wirtschafts- und Organisationspsychologin Sabine Lengyel-Sigl hat soeben das Buch "Corporate Awareness. Werte und die (R)Evolution der Arbeit" veröffentlicht.
KURIER: Der Begriff positive Unternehmenskultur ist sehr schwammig.
Sabine Lengyel-Sigl: Weil es nicht die eine perfekte Kultur gibt. Sondern es gibt für den Zweck der Organisation eine Variante ist, die gut passt, die leistungs- und kreativitätsförderlich ist.
Gibt es Eckpfeiler, die für alle gelten?
Ja. Wir wollen uns in der Arbeit wie Menschen fühlen, geachtet werden, nicht beschimpft oder angeschrien werden. Es beginnt aber schon bei den Arbeitsmitteln. Wir müssen die Arbeitsumgebung so gestalten, dass alle Rahmenbedingungen erfüllt sind, die Mitarbeiter brauchen. Die positiven Werte sind das i-Tüpfelchen.
Wieso kennen nur wenige ihre Unternehmenswerte?
Oft werden sie nur irgendwo plakatiert. Aber niemand denkt darüber nach, wie das auf Handlungsebene auszusehen hat und wie man es auch einfordern kann.
Muss die positive Unternehmenskultur vom Management ausgehen?
Ja, sie sind dafür verantwortlich, wie eine Kultur sich gestaltet. Am Ende des Tages kann ich aber für mich persönlich Werte leben. Es geht um Eigenverantwortung und Selbstreflexion. Wenn ich nach x Bemühungen vom Chef höre: "Das interessiert mich nicht, das ist nicht deine Aufgabe", dann muss ich mir überlegen, ob das die Unternehmenskultur ist, in der ich mich einbringen möchte.
Wir haben all das schon öfter gehört.
Richtig. Wir haben hier aber kein Wissensproblem, sondern eine Glaubenskrise. Viele Manager glauben, das Konkurrenzprinzip ist besser als das Kooperationsprinzip. Und, dass Zielsetzungen eine Vision ersetzen können. Das dritte Problem ist, dass scheinbar nur das Sachliche zählt, nicht aber die Emotionen. Das ist Humbug. Wir erleben nun einmal Gefühle. In der Werbung und bei Hochleistungsteams ist das jedem klar, wenn es ums pure Arbeiten geht, offenbar nicht. Wenn es um Außergewöhnliches geht, auch in Bezug auf Leistung, dann reicht das Prinzip "Bleiben wir sachlich" nicht aus.