Die hellsten Köpfe kommen von den Unis
Von Nicole Thurn
Sie tun es, um die Gesellschaft zu verbessern. Um die Probleme der Welt zu lösen. Oder zumindest die in der Region. Noch nie waren Österreichs Studierende und Jungakademiker so innovativ wie heute. Und noch nie haben sie so viele Unternehmen gegründet.Das geht aus Zahlen der AplusB-Zentren hervor: Acht dieser von Universitäten betriebenen Gründungszentren gibt es in Österreich. Betrieben werden sie von Forschungseinrichtungen und Universitäten. Sie heißen unter anderen INiTS (in Wien), Science Park (in Graz) oder tech2b (in Oberösterreich). Bis Ende 2013 wurden mit ihrer Hilfe – Beratung und Finanzierung – 449 Start-ups und Spin-Offs aus Forschungsprojekten gegründet und 2000 Arbeitsplätze geschaffen. Eine beachtliche Zahl, wenn man überlegt, dass die ersten Zentren erst im Jahr 2002 eröffneten.
Innovativ an den Unis
Im internationalen Vergleich liegt Österreich in Sachen Innovation im Mittelfeld und gehört zu den Innovation Followers – zu jenen, die hinter den Innovation Leaders hinterherhinken. Bei der Gründung von Start-ups stehen wir aber erstaunlich gut da: Laut der Finanzplattform Spotcap liegt Österreich auf Platz fünf der besten europäischen Länder. Der Inkubator INiTS der TU Wien, der studentische Gründungen von der Idee bis zur Umsetzung begleitet, ist laut dem University Business Incubator Index sogar der elftbeste der Welt und liegt europaweit auf Platz drei. INiTS schneidet damit besser ab als die Gründerprogramme der Universität Oxford oder der Columbia.
Auch in der Lehre lernen Studierende das Unternehmertum als Möglichkeit kennen – beispielsweise im Projekt Bizkick, das Hochschulen in Kärnten und Tirol anbieten. Die Studierenden setzen ihre Ideen in "Unternehmen auf Zeit" um. Innovation würde an den Universitäten und Fachhochschulen weitergetrieben, befindet Karin Ibovnik, Bundessprecherin der AplusB-Zentren. "Was fehlt, ist, dass die Innovationen auf den Markt gebracht werden." Bei der Finanzierung von Start-ups hätten die Banken versagt, "man ist stark angewiesen auf private Financiers." Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner sieht das ähnlich. Er wünscht sich mehr Entrepreneursgesinnung in der Forschung und mehr Venture Capital für Start-ups und Spin-offs, sagte er am Montag bei einer Podiumsdiskussion. Eine Hürde sieht Karin Ibovnik auch bei universitären Spin-Offs: "Der Forscher muss sich zu 100 Prozent der Umsetzung seiner Idee widmen, sonst wird es schwierig." Nur wenige würden den Schritt wagen, die Universität zu verlassen, um ein Unternehmen zu gründen.
Industrial Designer Kristof Retezár studiert Industrial Design an der Angewandten in Wien. Für sein Vordiplomprojekt entwickelte er eine sich selbst auffüllende Flasche fürs Fahrrad: Über den Fahrtwind wird Luft in das Gehäuse gepresst, die Luft kondensiert. In einer Stunde kann ein halber Liter Wasser produziert werden. Retezár holte sich Hilfe von Professoren und vom TU-Studenten Bojan Masirevic, der ihm bei der Entwicklung half. Mit Fontus kam Retezár ins Finale des internationalen James-Dyson-Award. Jetzt sucht er Investoren für die Produktion.
Einst an der WU gegründet, ist Qidenus Technologies mit 2,5 Mio. Euro Umsatz heute Weltmarktführer. Bibliotheken von Abu Dhabi bis Belgien nutzen die Technologie zur Digitalisierung von Büchern. Mit erst 21 Jahren gründete Sofie Quidenus 2004 ihre Robotikfirma als Spin-off der WU Wien – mit Erfinder Alfred Jakes. Hilfe für Businessplan und Gründung erhielt die BWL-Studentin von der WU und von INiTS – und setzte Jakes’ Idee vom automatischen Notenumblätterer zur Marktreife um. Ab 2005 konzentrierte sich Quidenus auf die Buch-Digitalisierung
Anfang November wurde die Runtastic-App zum 100 Millionsten Mal heruntergeladen. Damit ist sie die erfolgreichste Fitness-App der Welt. Begonnen hatte alles im Fach Mobile Computing an der FH OÖ, als zwei Studenten Boote am Neusiedler See trackten. 2009 veröffentlichten sie die Tracking-App für Laufstrecken. Die vier Gründer – u. a. CEO Florian Gschwandtner – setzten auf das Know-how des tech2B-Zentrums und der FH OÖ. 40 Mio. User weltweit sind registriert, 2013 machte Axel Springer mit dem Anteilskauf von 50,1 Prozent die Gründer reich.