Das Business hinter dem Hahnenkammrennen
15. Jänner 1982. Ein sonniger, recht warmer Freitag. Um 12.30 Uhr beginnt das 42. Hahnenkammrennen. Mit Startnummer Neun wagt sich Harti Weirather die berühmte Streif hinab. Die Vorzeichen stehen nicht gut für ihn. Im Training nie unter den ersten Zehn, am Vortag noch in einen Autounfall verwickelt und eine schlaflose Nacht hinter sich.
Und dennoch gelingt es ihm mit fast 108 Stundenkilometern zum Sieg zu rasen und einen Streckenrekord aufzustellen, der zehn Jahre hält. „Ich habe eine ganz besondere Bindung zur Streif“, erzählt Weirather im KURIER-Gespräch. Auch heute ist er noch bei den Rennen dabei. Aber mit seinen 61 Jahren natürlich nicht als Aktiver, aber auch nicht als Funktionär und auch nicht beim Legenden-Rennen anzutreffen.
"Es gab keinen Treffpunkt"
Sondern im großen VIP-Zelt. Allerdings nicht nur als Prominenter, sondern bereits seit 20 Jahren als Gastgeber. Nachdem er 1987 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war, gründete er mit seiner heutigen Frau Hanni und seinem Freund Burkhart Hummel die Sportmarketingagentur WWP (Weirather, Wenzel & Partner). „Ich habe bei den Rennen immer viele interessante Menschen getroffen, aber es gab keinen Treffpunkt“, sagt Weirather.
„Daher war meine Idee, für diese Treffen einen eigenen Bereich einzurichten.“ Seit 1997 vermarktet er die Hahnenkammrennen, wobei das VIP-Zelt im Zielbereich das Herzstück darstellt. Der Beginn war nicht einfach, schildert der Abfahrtsweltmeister von 1982 (Schladming). „Es war eine gewaltige Investition. Wir mussten ins Risiko gehen und unser sauer verdientes Geld einsetzen.“ Sukzessive seien aber Banken und Sponsoren an Bord gekommen.
Heute ist Weirather zufolge das Hahnenkammevent das wichtigste Event für WWP, „auch emotional. Es ist sehr viel Herzblut von uns allen drin“. Weirather sei deshalb bei diesem Ereignis auch immer persönlich vor Ort – so wie 70 seiner insgesamt 120 Mitarbeiter. Hinzu kommen zahlreiche Kräfte externer Zulieferer (wie Caterer oder Sicherheitsdienst), die sich um die jährlich zwischen 1000 und 1300 Gäste kümmern.
Feintuning
„Es ist ein sensationelles Rennen, bei dem wir versuchen, den Gästen ebenso sensationelles zu bieten.“ Dazu zählen nicht nur auftretende Künstler, sondern auch passende Kulinarik und Ambiente. „Verbesserungen werden immer schwieriger, weil das Niveau schon so hoch ist. Es geht eigentlich nur noch ums Feintuning.“ Schwierig sei es auch, sich punkto Gastfreundschaft von anderen heimischen Events abzuheben. „Da ist Österreich generell auf einem sehr hohen Niveau.“
Herausfordernd sei, auf eine Verschiebung oder gar Absage schnell zu reagieren. „Wir haben schon fast alles erlebt – Wind, Nebel und zu viel Schnee.“ Oder auch zu wenig Schnee wie 2007, als das letzte Mal die Abfahrt abgesagt werden musste. Für solche Fälle gibt es Versicherungen, die Einnahmenausfälle abfedern. Auch Weirather nutzt sie.
Heuer stellen die immensen Schneemengen eine Herausforderung dar. Gilt es doch, hunderte Tonnen Material nach Kitzbühel zu schaffen. „Die Trucks können stecken bleiben, ein logistischer Albtraum“, sagt Weirather. Obwohl er die Geschäftsführung bereits vor einigen Jahren an Hummel abgetreten hat, ist er operativ noch mit dabei, speziell in Kitzbühel.
Daneben ist die Agentur auch noch beim Fußball und im Motorsport (Formel-1 und Moto-GP) aktiv. Neben Standorten in Österreich ist sie auch in Liechtenstein, Deutschland, Italien und Spanien ansässig. Jährlich erwirtschaftet sie 40 Mio. Euro Umsatz.