Neue Hürden auch für Hochschulen
Von Evelyn Peternel
Der freie Uni-Zugang: Für die einen, also SPÖ, Grüne und FPÖ, war das immer heftig zu verteidigendes österreichisches Kulturgut. Für die anderen, also die ÖVP, war das nie so – sie pochte gern auf Zugangsbeschränkungen.
Jetzt, unter Türkis-Blau, scheint sich das geändert zu haben. Denn während die Blauen noch im Sommer gegen ein von der ÖVP propagierten Plan zur Unifinanzierung mit Zugangsbeschränkungen aufgetreten waren, plant man nun mit dem Koalitionspartner ein durchaus ähnliches Modell: Für überlaufene Studienrichtungen sollen Studierenden-Quoten mitsamt verpflichtenden Aufnahmetests eingeführt werden.
Motivationsschreiben
Was das für Studienanfänger heißt? Konkret gehe es um "ein dreistufiges Verfahren", das zum Studienbeginn greife, wie der designierte FPÖ-Wissenschaftssprecher Axel Kassegger zum KURIER sagt. Zunächst sei ein Motivationsschreiben gefordert, also eine denkbar leichte Hürde, wie es sie auch schon an den Fachhochschulen gibt. Danach will man sich am Studieneingangsmodell der ETH Zürich orientieren – dort gibt es ein "Basisjahr", in dem man Grundlagen des Studiums und verwandter Fächer lernt. Dieses schließt man dann mit einer Abschlussprüfung ab; für sie ist auch ein gewisser Notenschnitt nötig ist, um weiterstudieren zu dürfen.
Ähnliches ist nun auch hierzulande angedacht, wie auch das Büro von VP-Bildungsminister Heinz Faßmann bestätigt. Es solle zwar "keine Knock-Out-Prüfungen geben", sagt Kassegger, aber mit einer derartigen Eingangsphase könne man "in ein bis zwei Semestern feststellen, ob es für die Uni und den Studierenden passt."
Auch Jus betroffen
Treffen würde die Neuregelung vor allem Studien, die derzeit überlaufen sind und bei denen das Betreuungsverhältnis weit vom Ideal abweicht. In Wien wären das etwa Publizistik oder Pädagogik, wo auf einen Professor bis zu 300 Studierende kommen; in Graz wäre auch Jus davon betroffen.
Wie viele Studierende pro Jahrgang aufgenommen werden, solle sich dann an der Zahl der "prüfungsaktiven Studierenden orientieren", sagt Kassegger: Es soll "definierte Zahlen für gewisse Richtungen geben", sagt er. Damit sollen die Studienrichtungen "entlastet werden".
Ein Numerus clausus also? Nein, sagt Kassegger. Er sieht in dem Plan kein Abgehen vom freien Uni-Zugang. Primär gehen es darum Situationen zu vermeiden, in denen "jemand im achten und zehnten Semester draufkommt, dass das Studium doch nicht passt", sagt er. Und schließlich würden auch alle Studierenden zunächst angenommen werden – wer nicht weiterkomme, habe außerdem Rechtssicherheit: "Man kann künftig Rechtsmittel ergreifen, wenn man negativ beurteilt wird."
Ob das Vorhaben, das im Zuge der "Universitätsfinanzierung neu" am Mittwoch dem Parlament vorgelegt wird, auch in Bälde umgesetzt wird, ist allerdings noch offen. Kassegger spricht davon, dass man "auf einem guten Weg" sei; bei den Unis hält man eine Umsetzung mit Herbst 2019 für machbar.