Wirtschaft/Karriere

Ab ins Ausland: So geht`s richtig

University of the Sunshine Coast. Das klingt in erster Linie nach Urlaub. Hier, zwischen "Terminen" am Strand und an der Cocktailbar, macht Elisabeth Berg ihren Top-up-Degree, der auf ihren Bachelor in Kommunikationswirtschaft aufbaut. Möglich macht das ein Abkommen der australischen Uni mit ihrer Heimathochschule, der FH Wien der WKW.

Australien faszinierte die 22-Jährige, seit sie mit 13 dort Urlaub machte. Ein Auslandssemester während des Studiums ging sich nicht aus, heute ist sie froh darüber, gleich ein Jahr in Australien studieren zu können. "Im ersten Semester orientiert man sich, im zweiten kann man den Aufenthalt genießen", sagt Berg. Ist das Studieren nicht schwierig, wenn alles rundherum nach Urlaub aussieht? "Momentan schon", gibt sie lachend zu, "es gibt gerade viel Sonne." Vier Kurse besucht die 22-Jährige pro Semester. Rund 6000 Euro Studiengebühr zahlt sie für ein Semester, hinzu kommen 500 Euro monatlich für das Studentenzimmer. "Meine Eltern subventionieren mich", sagt Berg. Ihr war es wichtig, sich fachlich auf Englisch weiterzubilden, "ich will später im internationalen Marketing arbeiten."

Soziales Umfeld: null

Die Parallelen des Studiums zu jenem an der heimischen FH sind groß – sie besucht neben Vorlesungen sehr praxisorientierte Tutorials, "viele Lektoren kommen aus der Berufswelt." Am schwierigsten fand sie anfangs, auf sich alleine gestellt zu sein: "Das gesamte soziale Umfeld ist plötzlich weg. Das unterschätzt man." Anschluss zu inländischen Kollegen zu finden war anfangs nicht leicht: "Viele kannten sich, es hatten Cliquen gebildet." Über Gruppenarbeiten schloss sie schließlich doch Kontakte. Fernwehgeplagten rät Berg dazu, möglichst viel vor der Abreise zu organisieren. "Ich habe über Google Maps die Umgebung, Bank und Mobilfunkanbieter recherchiert, das hat mir sehr geholfen."

Je früher Studierende den Auslandsaufenthalt zu planen beginnen, desto besser, meint Lucas Petri, an der Nationalagentur Lebenslanges Lernen für den Hochschulbereich des Erasmus+-Programms zuständig. Ein Auslandssemester sei generell erst nach den ersten beiden Semestern möglich, so Petri, "wegen des Bolognasystems – sechs Semester für den Bachelor, vier für den Master – bleibt nur wenig Auswahl für den richtigen Zeitpunkt."

Klug wählen

Die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, traf Matthias Koppensteiner dagegen recht spontan. Ein Motivationsloch während seines Bachelorstudiums Wasserwirtschaft führte den BOKU-Studenten von August bis Dezember 2012 ins norwegische Trondheim. Im Vorfeld hatte sich der 25-Jährige an das Büro für internationale Beziehungen an der Uni gewandt – den Auslandsaufenthalt selbst zu organisieren war ihm zu mühsam.

In die Top-Drei-Liste der Destinationen, die er bei der Bewerbung um einen Studienplatz angeben musste, nahm Koppensteiner auch Finnland und die Türkei. Er war froh, als er die Zusage für Trondheim erhielt: "Die Lehrveranstaltungen passten am besten zu meinem Studium", sagt der Masterstudent. Und resümiert: "Die Lehre war praxisorientierter, angewandter, die Betreuung besser als hier." Er rät angehenden Erasmus-Studierenden dazu, sich nicht zu sehr auf ein Land zu fixieren: "Es kann sein, dass es nicht die erste Wahl wird." Am Ende waren es nicht so sehr Kurse oder Kultur, die Koppensteiner bereicherten, sondern "die Erkenntnis: ich kann mir in einer 1500 Kilometer entfernten Stadt meinen Alltag aufbauen."

Ist das Auslandssemester fix, sollte man tunlichst alle Kurse besuchen, die im "Learning Agreement" mit der eigenen Uni bzw. FH festgelegt wurden, rät Lucas Petri: "Erasmus ist kein Partyprogramm." Wer sich lieber am Meer sonnt oder den Aufenthalt abbricht, muss die Förderhilfe zurückzahlen – das sind bis zu 333 Euro pro Monat.

Innerhalb Europas ist das Erasmus+-Programm für Studierende die einfachste Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Die Organisation wird übernommen, Studiengebühren fallen nicht an, die Studierenden erhalten Förderhilfe. Infos finden sich auf www.erasmus.at

Auslandssemester Jede Hochschule bietet Auslandsprogramme über ihre Büros für internationale Beziehungen an. Also ist der erste Schritt: Hingehen und sich beraten lassen. Mit dem Programm Erasmus+ können Studierende je Bachelor-, Master- und PhD-Studium ein Jahr ins europäische Ausland gehen. Je nach Land erhalten sie zwischen 282 und 333 Euro Förderung monatlich.

Auslandspraktika Das Praktikum kann über Erasmus+ entweder innerhalb des Studiums oder binnen eines Jahres nach Abschluss in einem Unternehmen bzw. Organisation innerhalb Europas absolviert werden. Es muss mindestens zwei Monate dauern. Ist es nicht verpflichtend im Curriculum vorgesehen, muss man sich das Okay der eigenen Hochschule holen.
Raus aus EuropaAußerhalb Europas wird die Suche nach einem Studienplatz schwieriger: Auf auslandskooperationen.at/oead hat der Österreichische Austauschdienst Kooperationen der heimischen Hochschulen weltweit zusammengestellt. Auf der Webseite www.grants.at finden sich Stipendienprogramme an Hochschulen auf der ganzen Welt.

Auslandsabschluss Double-Degree-Studien werden an heimischen Hochschulen angeboten – und führen u. a. auch nach Asien und Amerika. Meist ist ein Jahr an einer ausländischen Partneruniversität vorgesehen. Mit Top-up-Degrees kann man den österreichischen Abschluss um einen ausländischen ergänzen.