Wirtschaft/Karriere

80.000 Euro für Frauen in der Forschung

Sie schätzt die „unglaubliche Kreativität“ ihrer Arbeit und „dass jeden Tag Neues auf sie zukommt: Jeden Tag dasselbe machen, wäre zu langweilig,“ sagt Riem Gawish. Zum Ausgleich geht sie Klettern. „Da muss man sich nur bis zum nächsten Griff voll konzentrieren. Das ist super“, sagt sie.
Riem Gawish ist nicht in der Kreativbranche und auch nicht in einem Unternehmen angestellt, das für eine lauschige Arbeitsatmosphäre bekannt ist. Riem Garwish ist Wissenschaftlerin – Molekularbiologin, ganz genau. Sie ist eine von vier Forscherinnen, die heuer ein Stipendium der Women-in-Science-Initiative erhalten. Zum achten Mal zeichnet L’Oréal, gemeinsam mir der Österreichischen UNESCO-Kommission, der Akademie der Wissenschaften und dem BMWFW junge Frauen aus, die mit ihrer Forschung Großes bewegen wollen.


Die mit je 20.000 Euro dotierten Stipendien sollen die Leistungen von Frauen in der Wissenschaft würdigen, Forschung ermöglichen und nicht zuletzt Wissenschaft für junge Frauen attraktiv machen. Denn: Obwohl mehr als die Hälfte der Studierenden und der Hochschul-Absolventen in der EU weiblich sind, sind sie in der Forschung und in der Hochschullehre massiv unterrepräsentiert. Nur 20 Prozent der ordentlichen Professoren in den EU-27 sind weiblich, wie die Erhebung „She figures“ von der Europäischen Kommission zeigt. In Österreich sind es demnach nur geringe 17 Prozent.
Die Stipendien wurden am Dienstag in der Aula der Wissenschaften verliehen – in Anwesenheit von spannenden Frauen wie Margit Fischer und Renée Schroeder. Auch L’Oréal-Österreich-Chef Markus Faschang war anwesend und versicherte, dass es das Programm auch in den nächsten Jahren geben wird.

Profil
Ärztin Ursula Azizi-Semrad macht derzeit ihre Facharztausbildung an der Universitätsklinik für
Strahlentherapie der MedUni Wien – ihr Spezialgebiet ist die Immunologie. Sie erforscht die Wirkung von Vitamin D auf menschliche Abwehrzellen.

Forschung ist ...
„Wissen zu vermehren und ihm einen Sinn geben. Zu forschen heißt, Dingen auf den Grund zu gehen. Versuchen, Antworten zu finden – und wenn man dann vielleicht die eine Antwort gefunden hat, ergibt sich daraus schon wieder die nächste Frage. Es geht immer so weiter. Forsching ist eine „never ending story“, und das macht die Wissenschaft so irrsinnig spannend für mich.“

Profil
Ursula Schöberl macht ihren Post-Doc am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Sie erforscht die Vorgänge der Antikörperreifung.

Forschung ist ...
„Mein Motor – viel Energie rein und Ausdauer, Freude, Faszination und neue Fragen raus.
Forschung ist für mich: Gehirnakrobatik mit Überraschungseffekt. Und unbändige Neugier und Energie dafür zu verwenden immer neue Fragen zu finden. Forschung ist, das ständige, kritische Hinterfragen unserer Sichtweisen und 1000 neue Fragen durch eine Antwort zu bekommen.
Forschung macht mich froh und gibt mir unendlich viel Motivation, mein Bestes zu geben.“

Profil
Verena Kleinrath macht ihr Doktorat in der Fachrichtung Kernphysik am Atominstitut
der TU Wien. Derzeit forscht sie am Los Alamos National Laboratory. Ihr Ziel: „Ziel meiner Arbeit ist langfristig eine fundamentale Beschreibung der Kernspaltung.“

Forschung ist ...
„Für mich persönlich ist Forschung sinnstiftend: Ich entwickle nicht ein Produkt, sondern mich selbst als Mensch weiter. Das tägliche Lernen macht die Forschung spannend und zur Lebensaufgabe. Forschung produziert zudem Wissen – das höchste Gut unserer Gesellschaft. Fortschritt und Wachstum sollten auch in Wissen gemessen werden.“

Profil
Riem Gawish absolviert derzeit ihr Doktoratsstudium im Bereich Infektionsbiologie an der Medizinischen Universität Wien. Das Ziel ihres Forschungsprojekts: „Ich beschäftige mich mit molekularen und zellulären Mechanismen der Toleranz während schwerer Sepsis und der Frage, wie diese moduliert werden können.“


Forschung ist ...
„Forschung ist für mich etwas zutiefst Menschliches. Und außerdem wertfrei und deshalb etwas Wunderbares.
Forschung ist eine unendliche Geschichte, die aber immer so spannend bleibt, dass man sowieso nicht will, dass es ein Ende gibt. Und außerdem ist Forschung das perfekte mentale Fitnesstraining.“