Wirtschaft

Josef Zotter: "Können nicht ewig Geld drucken"

In den Chor jener, die über einen coronabedingten Geschäftseinbruch jammern, kann Josef Zotter nicht einstimmen. „Wir werden gestürmt“, sagt der Chocolatier aus Bergl in der Steiermark, der mit seinem Schoko-Museum und seinem Essbaren Tiergarten zum beliebten Ausflugsziel in der Region geworden ist. „Wir haben jeden Tag 1.500 bis 1.600 Besucher, früher waren es bis zu 2.000, dann haben wir coronabedingt die Besucherzahlen limitieren müssen.“ Das Interessante daran: Die Gesamtumsätze sind nicht gesunken, weil die Besucher jetzt pro Kopf um durchschnittlich ein Drittel mehr im Shop ausgeben.

Er könne also entspannt sein, auch weil er heute zu 100 Prozent eigenkapitalfinanziert ist, also von Krediten und Banken unabhängig. Dass die Politik in der Krise versprochen hat, Unternehmern zu helfen, „koste es, was es wolle“, sei anfangs eine gute Beruhigungspille gewesen, letztlich sei es aber „das völlig falsche Signal“, findet er. „Das ist ja so, als würde ich mich wie ein Super-Prolo in einen offenen Jaguar setzen und das Geld mit beiden Händen beim Fenster rauswerfen. Wir können ja nicht ewig Geld drucken und verteilen. Das muss doch jedem einleuchten.“

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Zeit zum Umdenken

Aus seiner Sicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um von der Wachstumsdoktrin abzurücken. „Wir müssen jetzt ein ökologisches, nachhaltiges Wirtschaftssystem propagieren“, sagt Zotter, der am Freitag gemeinsam mit Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann und Robert Rogner (bekannt für das Rogner Bad Blumau) ein entsprechendes Buch präsentiert hat (edition a, 20 Euro). „Im Grunde geht es darin um das, was wir die ganze Zeit schon tun“, erläutert er. „Um sinnstiftende Arbeit und die Produktion von Qualität.“

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Der anhaltende Hype um die Start-up-Szene sei ihm längst suspekt, schließlich gehe es nur darum, Unternehmen mit viel Marketingeinsatz hochzuziehen, um sie möglichst schnell und teuer wieder zu verkaufen. Wer das schaffe, gelte als erfolgreich. „Wir müssen den Gründern wieder erzählen, dass man auch anders erfolgreich sein. Indem man tut, was für einen Sinn macht und sich im Laufe der Jahre Eigenkapital und eine gesunde Basis aufbaut.“ Zotter weiß, wovon er spricht. Hat er doch in seinem „alten Leben“ als Konditor selbst hohe Kredite für die Expansion aufgenommen und letztlich Konkurs anmelden müssen.

Der Unternehmer ist übrigens einer 35-Stunden-Woche gegenüber aufgeschlossen. „Anders kommen wir ohnehin nicht aus der aktuellen Krise“, meint er. „Die Menschen kaufen weniger, es muss also weniger produziert werden, und es gibt auch weniger Arbeit zu verteilen.“ Auch an der Idee für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle hält er fest. Kürzlich wurde dazu ein nicht-staatliches Pilotprojekt in Deutschland gestartet, bei dem Testpersonen für drei Jahre 1.200 Euro monatlich bekommen. „Zu viel“, meint Zotter. Ihm schweben 600 Euro vor, alles andere sei nicht finanzierbar.

Was passiert, wenn sich drei schräge Unternehmer-Typen Gedanken über eine neue Wirtschaft machen, hat die Edition a zwischen zwei Buchdeckel gepresst ("Eine neue Wirtschaft. Zurück zum Sinn", 157 Seiten, 20 Euro) . Überraschend dogmatisch wird über die „Monsterwirtschaft“ geschimpft, die sich völlig dem Wachstumsgedanken verschrieben hat. Und es wird darüber nachgedacht, wie der Einzelne aus dem Hamsterrad ausbrechen kann. Als Beispiele gibt es Auszüge aus der Lebensgeschichten der Autoren nachzulesen:

Josef Zotter, geboren 1961 in der Steiermark, ist Unternehmer und Chocolatier. Nach einer Ausbildung als Koch arbeitete er unter anderem als Küchenchef in internationalen Luxushotels. Nach einer Pleite als Konditor startete er mit seinen Zotter-Schokoladen neu durch.

Johannes Gutmann, geboren 1965 in Niederösterreich, gründete 1988 das Unternehmen Sonnentor, das auf die Herstellung und Vermarktung von Kräutern, Tees und Gewürzen aus biologischem Anbau spezialisiert ist.

Robert Rogner, geboren 1969 in Kärnten, war zunächst Baumeister, bevor er die Geschäftsführung im Familienbetrieb Rogner-Bad Blumau übernommen hat. Zehn Jahre später stieg er aus. Seit 2011 berät er mit seinem Institutes für Beziehungsethik andere Unternehmer.