Job-Start: Nur jede zweite Frau sah Spielraum bei Verhandlungen
Die gute Nachricht zuerst: Österreich ist beim Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern nicht mehr das zweitschlechteste Land. Österreich ist das fünftschlechteste. Laut Statistik Austria lag der so genannte „Gender Pay Gap“ 2017 bei 19,9 Prozent (EU-Schnitt: 16).
Der Grundstein für diese Gehaltsunterschiede werde oft beim Berufseinstieg gelegt, sagt Sandra Breiteneder, GPA-Bundesfrauensekretärin (Gewerkschaft der Privatangestellten) und verweist auf eine aktuelle IFES-Umfrage. Befragt wurden 500 Beschäftigte im Alter zwischen 18 bis 30 Jahren.
Männer profitieren von "Vitamin B"
Jeder dritte Mann (34 Prozent) gab an, bei der Suche nach der ersten Arbeitsstelle von seinem Netzwerk profitiert zu haben – also von persönlichen Kontakten oder Verwandten. Bei den Frauen ist das klassische Job-Inserat mit 40 Prozent die wichtigste Quelle. Nur 28 Prozent gaben an, dass sie über „Vitamin B“ zu ihrem Job kamen.
Nächste Herausforderung: Bei den Gehaltsverhandlungen sahen laut Umfrage nur sechs Prozent der Frauen einen „großen Spielraum“. Männer behaupteten das zu 13 Prozent (siehe Grafik). „Gar keinen Spielraum“ gab es für 58 Prozent der befragten Frauen, von den Männern sahen sich nur 46 Prozent vor vollendete Tatsachen gestellt.
Zu Ausmaß und Gestaltung der Arbeitszeit konnte jeder vierte Mann (24 Prozent) seine Wünsche deponieren, von den Frauen nur 15 Prozent. Gar nicht verhandeln konnten 40 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen.
Im Resultat sahen weibliche Mitarbeiter auch viel häufiger ihre Erwartungen in Bezug auf den Verdienst nicht erfüllt – 56 Prozent „eher weniger“ bzw. „gar nicht“. Bei den Männern sagten das nur 45 Prozent.
Die GPA hat im Rahmen der Aktionswoche „Mach dich stark!“ versucht, Frauen zu motivieren, besser zu verhandeln, sich mehr zu trauen.
„Nur Geschick reicht aber nicht, es ist auch der Gesetzgeber weiterhin fordert“, sagt Breiteneder – und erinnert die Politik an ihre Versprechen: Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß plädierte nach Amtsantritt Anfang 2018 mehr Transparenz bei den Einkommensberichten. „Passiert ist nichts“, urteilt Breiteneder, die auch bei der Anrechnung der Karenzzeiten Nachholbedarf sieht.