Wirtschaft

Jeder fünfte Betrieb wird heuer Mitarbeiter stanzen

Die schlechte konjunkturelle Entwicklung schlägt sich deutlich auf den Personalstand der österreichischen mittelständischen Unternehmen nieder. Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschafts- und Konjunkturforschung Creditreform, für die 1500 österreichische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) befragt wurden, hat jeder dritte Betrieb (33,7 Prozent) im Frühjahr 2015 seine Mitarbeiterzahl reduziert. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 22,6 Prozent. Indes haben nur 12,1 Prozent der befragten Unternehmen neue Arbeitsplätze geschaffen, im Vorjahr waren das noch 16,2 Prozent.

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"Die Lage ist so schlimm wie zuletzt im Krisenjahr 2009", sagt Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Wirtschaftsinformations-Dienstleisters Creditreform, im Gespräch mit dem KURIER. "Die schlechte konjunkturelle Entwicklung verstärkt den Pessimismus in den Betrieben. Den meisten Firmen bleibt gar nicht anderes übrig, als Jobs zu streichen, weil nicht genügend Aufträge vorhanden sind." Nachsatz: "Die Lage wird sich weiter verschlechtern, weil jedes fünfte Unternehmen heuer noch Arbeitsplätze streichen wird." Dazu kommt noch, dass es oft auch an qualifizierten Bewerbern fehlt. "Es verwundert nicht", so Weinhofer weiter, "dass 81 Prozent der befragten Unternehmen generell mit der aktuellen Standortpolitik wenig bzw. nicht zufrieden sind, mehr als 88 Prozent fordern als eine rasche Entlastungsmaßnahme die Senkung der Lohnnebenkosten."

Industrie schafft noch Jobs, Handel wenige

Die meisten Neueinstellungen gab es im Verarbeitenden Gewerbe, sprich in der Industrie. 18,1 Prozent der Industriebetriebe haben neue Jobs geschaffen, dass ist um ein Drittel mehr als im Frühjahr 2014. Im Dienstleistungsgewerbe stellten 13 Prozent der Firmen neue Mitarbeiter ein.

Besonders schlecht ist die Personalsituation im Handel. Nur 12,5 Prozent der Handelsunternehmen stockte den Mitarbeiterstand auf, im Vorjahr waren es noch 21,7 Prozent. "Insgesamt registrieren aber alle Branchen einen negativen Beschäftigungssaldo", sagt Weinhofer. "Besonders deutlich fiel dieser bei der Baubranche aus, wo mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen, sprich 50,9 Prozent, ihren Personalstock in den vergangenen Monaten verkleinert hat." Das ist fast eine Verdoppelung des Stellenabbaus zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Dienstleistungsgewerbe hat jeder dritte Betrieb (34,4 Prozent) Arbeitsplätze reduziert, in der Industrie haben 26,7 Prozent der Unternehmen die Mitarbeiterzahl verringert; und im Handel sah sich rund jedes vierte Unternehmen ( (24,3 Prozent) zu Abbau-Maßnahmen gezwungen.

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21 Prozent werden heuer weiter Jobs abbauen

Auch in den nächsten Monaten dürfte vom österreichischen Mittelstand kein positiver Beschäftigungsimpuls kommen, so Weinhofer. Im Gegenteil: 21,6 Prozent der KMU werden heuer noch Jobs streichen.

Die meisten Stelleneinsparungen haben die Baubetriebe für die nächsten Monate angekündigt. Mehr als 28 Prozent der Baufirmen werden 2015 noch Jobs reduzieren, im Vorjahr waren es nur 23,4 Prozent. Auch rund 21 Prozent der Industriebetriebe wollen die Zahl der Arbeitsplätze senken, ebenso fast 20 Prozent der Dienstleister und 18,4 Prozent der Handelsunternehmen.

Nur 14,4 Prozent planen Aufstockung

Laut Weinhofer planen hingegen 14,4 Prozent der befragten Unternehmen eine Aufstockung ihres Personalbestandes, das ist ein Plus von 1,1 Prozentpunkte.

Die meisten Branchen werden aber mehr Personal streichen als aufstocken - mit Ausnahme der Dienstleister. "Saisonal bedingt wird es in der Branche Dienstleistung mit 19,8 Prozent und im Bau mit 14 Prozent die meisten Neueinstellungen geben", weiß Weinhofer. "Beim Handel und in der Industrie ist man in dieser Hinsicht zurückhaltender." Nur 12,5 Prozent der Händler und 10,5 Prozent der Industriebetriebe werden neue Jobs schaffen. Diese Zahlen liegen deutlich hinter denen des Vorjahres.

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