Wirtschaft

Investor Pecik stieg beim Bank Austria Campus aus

Donnerstagvormittag wird auf dem Gelände des früheren Nordbahnhofs in Wien-Leopoldstadt Volksfest-Stimmung herrschen. Bürgermeister Michael Häupl, UniCredit-Bank-Austria-Chef Willibald Cernko und Rene Benko, Gründer der Immobilien-Gruppe Signa, werden mit dem Spatenstich den Baubeginn des neuen Stadtviertels "Bank Austria Campus" starten.

Neben dem neuen Headquarter der Bank werden mehrere Bürogebäude, ein Hotel, Nahversorgungsgeschäfte und Restaurants errichtet. Gesamte Geschoßfläche: 200.000 Quadratmeter. Einer dürfte bei der Feier aber fehlen: der Investor Ronny Pecik. Noch im September hatte eine Käufergemeinschaft um Peciks RPR Privatstiftung und Benkos Signa Holding bekannt gegeben, dass sie das 490 Millionen-Euro schwere Bauprojekt übernommen hat.

Doch zwischen der Vertragsunterzeichnung ("Signing") Ende September und dem späteren Kaufabschluss ("Closing") stieg Pecik aus.

"Der Käufer ist die Signa", bestätigt ein Sprecher der Bank Austria dem KURIER. "Es ist geplant, dass der Campus bis Mitte 2018 errichtet wird." Der Rückzug Peciks könnte mit seiner Funktion als Vize-Aufsichtsratschef der Telekom Austria zusammenhängen. Stichwort: mögliche Unvereinbarkeit.

Keine gute Optik

Es würde kein gutes Bild machen, meinen Insider, wenn der Vize-Aufsichtsratschef der Telekom, Pecik, eine Immobilie mitentwickelt, in die die Telekom einziehen wird.

Denn: Seit Längerem wird in der Immo-Branche offen darüber gesprochen, dass die Telekom Austria ihre Zentrale bzw. den Sitz von Tochterunternehmen in den Bank Austria Campus verlagern wird. Derzeit hat die Telekom ihren Hauptsitz in der Wiener Lassallestraße und ist in der Oberen Donaustraße ("Mobilkom-Haus") eingemietet. An letzterer Adresse läuft der Vertrag mit dem deutschen Immo-Fonds Deka 2017 aus.

"Man kann die Verträge verlängern oder sich nach neuen Standorten umsehen", sagt Telekom-Sprecher Peter Schiefer. "Ein Ortswechsel ist nicht ausgeschlossen, aber es ist nichts entschieden." Insider orten Signale, dass die Telekom die bestehenden Verträge nicht verlängern wird.

Pecik gibt dazu keine Stellungnahme ab. Eine schriftliche Anfrage des KURIER blieb unbeantwortet. Der Investor hält auch weiterhin einen 25-Prozent-Anteil an der Gesellschaft, der die alte Bank-Austria-Zentrale in der Wiener Schottengasse gehört. Die Mehrheit hält die Familie des früheren Kika-Leiner-Eigentümers Herbert Koch. Doch die Kochs haben die Option, Pecik den Anteil im vierten Quartal 2014 abzukaufen. "Es gibt Überlegungen, aber diese sind noch nicht zu einer Entscheidung gereift", sagt Herbert Koch zum KURIER. Und bis die Bank Austria in die neue Kommandozentrale übersiedelt, zahlt sie monatlich netto 427.000 Euro Miete an Koch/Pecik.

Indes läuft der Verkauf der alten Wiener Postzentrale angeblich nicht nach Plan. Das berichten heimische Immo-Entwickler und Vertreter ausländischer Fonds, die die Ausschreibung massiv kritisieren. "Dass man den Kaufpreis von 50 bis 60 Millionen Euro hinblättern muss, um überhaupt mitspielen zu dürfen, ist völlig unüblich", sagt ein Insider. Ob und wer noch im Rennen ist, ist in der Immobilienbranche unklar. Hingegen sagt ein Post-Sprecher, dass das Bieterverfahren nach wie vor läuft.