Wirtschaft/Immo

Trotz Inflation: So kann Wohnen leistbar bleiben

Hohe Grundstückskosten, steigende Kosten für Baustoffe und Energie, Zinssteigerungen: Viele Österreicher fragen sich, wie Wohnen in Zukunft leistbar bleiben soll. In einer von Raiffeisen Immobilien Österreich bei Gallup in Auftrag gegebenen Umfrage bringen sie diese Sorge zum Ausdruck: 71 Prozent der Befragten sehen in der Schaffung von leistbarem Wohnraum die größte Herausforderung der Immobilienbranche. 64 Prozent denken, dass junge Menschen ohne Unterstützung ihrer Familie kaum mehr selbst Wohnraum schaffen können.

Anstieg seit 17 Jahren

Wohneigentum in Österreich wird tatsächlich immer teurer. Seit unglaublichen 17 Jahren hält der aktuelle Boom bereits an. Das bestätigt auch der Deloitte Property Index 2022: Dem zufolge betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis 2021 bei neuen Wohnungen 4.782 Euro. Das bedeutet einen Anstieg von rund 11 Prozent. Und der Preiszuwachs geht weiter: Laut aktuellen Analysen haben die Immobilienpreise im ersten Quartal 2022 um knapp 13 Prozent angezogen. Damit zählt Österreich – neben Deutschland und Frankreich – mittlerweile zu den teuersten europäischen Teilnehmerländern des Property Index. Matthias Reith von Raiffeisen Research sieht nun allerdings eine „preisliche Verlangsamung“ auf den Markt zukommen.

Miete noch leistbar

Für Mieter bleibt es laut Deloitte Property Index 2022 dagegen vergleichsweise leistbar. In Wien war die Miete mit durchschnittlich 8,66 Euro pro Quadratmeter sogar günstiger als in Graz oder Linz. Damit liegt man in Europa im unteren Drittel.

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Leistbar durch Förderung

Einen wesentlichen Beitrag zum leistbaren Wohnen leistet im Mietsektor der geförderte Wohnbau. Die durchschnittlichen Mieten liegen hier bei 7,40 Euro pro Quadratmeter. Klaus Baringer, Obmann des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) zur aktuellen Situation: „Unsere 185 gemeinnützigen Bauvereinigungen tun weiterhin alles, um neue Projekte und anstehende Sanierungen zu realisieren. Wir haben auch Unterstützung aus der Politik. In vielen Bundesländern gibt es diese durch die Wohnbauförderung.“ So hat etwa Wien die Wohnbauförderung von 510 auf 810 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche angehoben. In Oberösterreich gibt es ein Sonderprogramm für sozialen Wohnbau, in Niederösterreich wiederum wurde das Förderdarlehen um knapp 19 Prozent erhöht.

Weniger Neubau

„Generell wird die Neubauleistung in Österreich abnehmen, das ist bereits bei den Baubewilligungen ersichtlich. Die gemeinnützigen Bauvereinigungen sind weiterhin dran, das Bauvolumen, dort wo es Bedarf gibt, zu halten, da leistbarer Wohnraum in den nächsten Jahren sicherlich noch wichtiger wird“, erklärt Klaus Baringer.

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Gebrauchte Immobilien sanieren

Eine große „Stellschraube“ werde in der Leistbarkeitsdebatte aber häufig übersehen: die gebrauchten Immobilien, so Peter Weinberger, Sprecher Raiffeisen Immobilien Österreich. „Gebrauchte Objekte machen 99 Prozent des heimischen Immobilienbestandes aus. Wenn es gelänge, mehr davon für den Markt verfügbar zu machen, könnte sich das dämpfend auf die Preissituation auswirken. Gut für die Umwelt wäre es ebenfalls, denn die Sanierung gebrauchter Häuser verbraucht weniger Rohstoffe und CO2 als der Neubau, und es wird kein zusätzlicher Boden versiegelt. In Zeiten explodierender Rohstoffkosten sind Umbau und Sanierung überdies oftmals kostengünstiger als ein kompletter Neubau.“

Land hat Potenzial

Gerade in ländlichen Regionen sieht man bei Raiffeisen Immobilien großes Potenzial für die Schaffung leistbaren Wohnraumes. „Viele Ortskerne liegen brach. Hier gibt es enorme Flächen, die – entsprechend gewidmet und adaptiert – auch für Wohnzwecke genützt werden könnten. Das würde die Gemeinden beleben, brächte Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Gleichzeitig könnte aus Leerständen leistbarer Wohnraum geschaffen werden", ist Weinberger überzeugt. In Niederösterreich plant Raiffeisen Immobilien daher – gemeinsam mit lokalen Raiffeisenbanken – eine Initiative zur Belebung der Ortskerne.

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