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Trend zum Alten: Vintagestücke sind gefragt wie nie zuvor

Für die einen sind Fundstücke eine gute Alternative zur Massenware der Möbelfilialisten, für andere wiederum ist es die Abkehr von einem Leben als Konsument, der stetig kauft und wieder wegwirft. Egal ob Möbelstücke aus den 50ern, Arbeitsutensilien aus einer anderen Zeit oder alte Mauerziegel: Sie alle sind kostengünstig oder gratis zu haben und bringen besonderes Flair in Wohnräume. Es gibt viele Menschen, die immer wieder nach interessanten Dingen Ausschau halten, oder darauf stoßen.

Vintage

Oliver und Joanna Maclennan zeigen in ihrem Buch „Zuhause. Gefunden“, an welchen Orten man Fundstücke findet und wie diese in Szene gesetzt werden – 30 Sammler werden porträtiert. „Paradoxerweise sind es meist wunderschöne Sachen, die vergessen oder weggeworfen werden“, schreibt Oliver Maclennan. In verlassenen und verfallenen Fabriksanlagen oder am Recyclinghof finden sich Dinge aus einer anderen Zeit, denen Sammler neues Leben einhauchen. „Für viele steht die Geschichte des Fundstücks , die es mit seinen Beulen, Macken und Kratzern erzählt, im Mittelpunkt“, so der Autor.

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Eine, die regelmäßig auf der Suche nach schönen Stücken ist, ist Katharina Marchgraber, Inhaberin der Vintage-Designgalerie „Catrinette“ in der Porzellangasse in Wien Alsergrund. „Ich habe mir im Mai einen Lastwagen gemietet und bin zu zwei größeren Flohmärkten in Deutschland gefahren“, erzählt sie.

Gleichzeitig sei sie Insidertipps abgefahren. „Man wird ja weiterempfohlen an Zwischenhändler. Das ist dann immer schön, weil im Ausland gibt es andere Dinge.“ Eines der Stücke, die sie auf dieser Einkaufstour ergattert hat und nun in ihrem Geschäft steht, ist ein sehr gut erhaltener Servierwagen aus Bambus.

 

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Blick für die Dinge

„Mein Hauptaugenmerk ist, dass es mir persönlich gefällt und ich es mir in meine Wohnung stellen würde“, sagt sie. Aber auch die qualitative Verarbeitung sei wichtig. „Die Dinge, die damals teuer waren, sind es auch heute noch“, sagt sie und verweist auf einen besonders gut erhaltenen Esstisch aus Holz zum Ausziehen, der schlicht, aber auch detailverliebt gefertigt wurde.

Design als Qualitätsmerkmal

„Mir würde nicht ein Stück einfallen, dass von seiner Verarbeitung schlecht ist, aber von der Qualität gut“, führt sie aus und nennt ein Beispiel. Eine Dame hätte einen großen Spiegel gekauft. „Er war schlicht, elegant, mit einem dünnen goldenen eloxierten Aluminiumrahmen.“ Dezente Raffinesse. „Häufig kann man mit wenig eine besondere Eleganz erreichen“, ist Marchgraber überzeugt.

Manufakturstempel

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Bei ihrer Arbeit spielen Manufakturstempel, die häufig auf der Unterseite von Möbelstücken angebracht sind, eine Rolle. „Sie erleichtern die Preisbestimmung“, so Marchgraber. „Ich lege allerdings kein Hauptaugenmerk darauf, Dinge mit nachweisbarem Designer zu kaufen“, führt sie aus. „Ich bin keine puristische Designgalerie, es soll so sein, dass man es sich leisten kann, und mag.“

Hoch im Kurs: 50er und 60er Jahre

Die 50er und 60er würden von den Kunden verstärkt nachgefragt. „Ich liebe die 50er mit ihrer Eleganz und Beständigkeit“, so die Inhaberin der „Catrinette“. Zu ihren Kunden zählen vor allem Menschen, die ein originelles Interieur mit Alleinstellungsmerkmal suchen, das schlicht ist, ohne viel Schnickschnack.

Schäbig ist schick

Fundstücke dürfen eine gewisse Schäbigkeit haben. Ob das Teil des Programms ist? „Für mich schon“, so Katharina Marchgraber, „es mögen aber nicht alle. Ich schaue, dass ich die Dinge so kaufe, dass ich sie – wenn überhaupt – nur minimal restaurieren muss. Denn ich finde, diese Patina gehört zum Charme dazu.“ Die Dinge würden etwas ausstrahlen, eine Aura.

Ab und zu erhält die Inhaberin der „Catrinette“ Möbelstücke und Accessoires von älteren Damen, die von einer großen Wohnung in ein Altersheim ziehen und dorthin nur einen Teil ihrer Möbel mitnehmen können. „Eine über 80-Jährige kommt auch immer wieder ins Geschäft und fragt nach, dann sage ich auch, jetzt habe ich wieder etwas verkauft.“ Es sei auch beim Verkauf wichtig, zu wissen, dass der Besitz in sympathische Hände komme und die Möbelstücke geschätzt würden.

Die IMMO-Redakteure zeigen ihre eigenen Vintage-Stücke

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