Wirtschaft/Immo

Frauen in der Immobilien-Branche: Die Haus-Herrinnen

Jasmin hatte seit ihrem Studium ein Ziel: Sie wollte in der Baubranche arbeiten, so wie ihr Vater. Und zwar ganz oben. „Doch mein Vater riet mir ab. Er meinte, Bauarbeiter ließen sich nichts von Frauen sagen“, erzählt Jasmin Soravia. Über Stationen bei dem Bauriesen Strabag und dem Immobilienunternehmen conwert arbeitet sie seit Herbst 2015  in der Unternehmensgruppe ihrer Cousins Erwin und Hanno, der Immobiliengruppe Soravia. Und sie hat es geschafft: Sie ist Mitglied des sechsköpfigen Managements – als einzige Frau. „Entgegen der Befürchtungen meines Vaters begegnen sich Männer und Frauen auf hier Augenhöhe“, so Soravia.
Rund 54 Prozent der Beschäftigten in der Immobilienbranche  sind laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria weiblich. In der zweiten und dritten Führungsebene dürfte der Frauenanteil bei rund 35  Prozent liegen. Doch nur die wenigsten schaffen es bis ganz nach oben: In den börsenotierten Immobilienkonzernen beispielsweise sitzt keine einzige Frau im Vorstand. Ähnlich ist das Bild bei privaten Unternehmen. „Die gläserne Decke hängt noch tief. Daran müssen wir noch arbeiten“, sagt Ingrid Fitzek-Unterberger, Marketing-Leiterin der Buwog und Präsidentin des Frauennetzwerks „Salon Real“.

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Eine aktuelle Studie des deutschen Vereins „Frauen in der Immobilienwirtschaft“ kommt zum Schluss, dass für zwei Drittel der untersuchten deutschen Immobilienunternehmen  die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen kein Ziel  der Unternehmensstrategie ist – in Österreich gilt dasselbe. „Gerade diese Maßnahme gekoppelt mit geeigneten Sanktionen bei Nicht-Erreichung der Ziele ist der wesentliche Schritt, damit sich in den kommenden Jahren etwas ändert“, sagt Cornelia Eisenbacher, Vorstandsvorsitzende des Verbands.
Dabei ist die Immobilienwirtschaft ein gutes Pflaster für Frauen, wenn auch manche Bereiche sehr technik-lastig sind. Es sind verschiedene Fachdisziplinen gefragt, damit komplexe Projekte bewältigt werden können. „Die Branche ist sehr vielfältig und gesellschaftspolitisch interessant“, sagt Astrid Kratschmann, Vorständin der s Wohnbaubank.
Eher durch Zufall kam Astrid Kratschmann in die Immobilienbranche. Als junge Juristin nahm sie an einem Programm für künftige Führungskräfte in der Erste Bank teil. Als eine Leitungsposition im Immobilienbereich frei wurde, bewarb sie sich. Und wurde genommen. „Warten, bis man gefragt wird, bewährt sich nicht. Frauen sollten viel öfter aufzeigen und sich für höhere Positionen melden“, sagt Kratschmann.
Seit Mai 2016 ist Kratschmann Vorständin der s Wohnbaubank und versucht, Frauen gezielt zu unterstützen. Kratschmann: „Um beruflich voran zu kommen, muss man die Spielregeln kennen. Und es braucht Förderer. Das können Frauen sein, aber auch Männer.“

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In Deutschland hat der Spitzenverband der Immobilienbranche ZIA vergangenes Jahr einen Diversity-Ausschuss ins Leben gerufen, um die Vielfalt an Mitarbeitern  – unter anderen Frauen – in den Führungsebenen zu vergrößern. Der Ausschuss erarbeitet Maßnahmen und Instrumentarien wie Mentoring-Programme und Mitarbeiter-Netzwerke, die Unternehmen anwenden können. „Angesichts des ’war for talents’ geht es um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, sagt ZIA-Sprecher André Hentz.
Wie viele  erfolgreiche Frauen wusste auch Kinayeh Geiswinkler-Aziz sehr früh, was sie wollte. Nämlich eine selbstständige Architektin sein. Während des Studiums an der Technischen Universität Wien gründete sie 1990 mit ihrem späteren Ehemann das Architekturbüro Geiswinkler & Geiswinkler. „Wir haben uns ins Zeug gelegt und bei vielen Wettbewerben mitgemacht“, erinnert sich die gebürtige Irakerin. Der Durchbruch kam mit dem Projekt „Am Hofgartel“, ein preisgekrönter Wohnbau in Holz-Mischbauweise. „In der Architektur muss man einen überdurchschnittlich hohen  Arbeitseinsatz bringen, um es an die Spitze zu schaffen. Privates kommt in dieser beruflichen Aufbauphase oft zu kurz.“

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Teilzeit- und Homeofficemodelle sind bei Architekten – angesichts des  hohen Arbeitspensums – nicht weit verbreitet. Schon gar nicht in der Führungsebene.Dabei würden neue Arbeitszeitmodelle generell gerade den Frauen helfen. Der Anwesenheits-Fetischismus in vielen Unternehmen und das schlechte Image von Teilzeit machen es Frauen, die oft Kinder und pflegebedürftige Menschen betreuen, schwer, eine leitende Funktion zu bekommen.
Manche Unternehmen trauen sich aber, neue Wege zu beschreiten: Die CA Immo hat in der Abteilung Tax und Investment Management den Versuch „Shared Leadership“ gestartet. Zwei Personen teilen sich  eine Führungsposition – möglich ist das auch in Teilzeit. Der Versuch bei der CA Immo ist jedenfalls geglückt: Das neue Modell wird  beibehalten.